Beschreibung
Gewerkschaftliche Vertrauensleute sind ehrenamtlich nachhaltig aktiv, wenn sie sich über die sporadische Unterstützung der Tarifpolitik hinaus in ihrem unmittelbaren betrieblichen Umfeld für eine fortgesetzte Humanisierung der Arbeitsbedingungen einsetzen. Theoretisch geht die Studie von dem Problem der Beteiligung in demokratisch konzipierten Großorganisationen aus. Um Intensitäten von Partizipation bestimmen zu können, wird Zugehörigkeit begrifflich von Bindung unterschieden und in das Spannungsfeld von Struktur und Handeln gestellt. Empirisch fußt die Analyse auf zwei Befragungswellen eines identischen Personenkreises neu gewählter Vertrauensleute der IG Metall im Herbst 2013 und im Frühjahr 2015. So konnte herausgearbeitet werden, ob und in welcher Weise sich die Bindungen des gewerkschaftlichen Funktionärsnachwuchses an ihre Organisation im Lauf der Zeit festigten. Es zeigt sich, dass die große Mehrzahl dieser Ehrenamtlichen zwar wertrational motiviert ist, aber in vielen Fällen allenfalls zu episodischer und von außen angeleiteter Beteiligung disponiert ist. Das gilt selbst für viele von denjenigen unter ihnen, die ein Mandat im Betriebsrat angestrebt haben. Von der Idee eines nachhaltigen, auf ihren überschaubaren Wirkungskreis gerichteten Engagements, das sich auf die Einsicht gründet, soziale Gerechtigkeit mit ökonomischen und ökologischen Zielsetzungen auszubalancieren, sind nur verhältnismäßig kleine Gruppen der Vertrauensleute angetan.
Autorenportrait
Jürgen Prott, Dr., geb. 1942 in Münster (Westf.), bis 2008 Professor für Industrie- und Betriebssoziologie an der Universität Hamburg. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Problemen von Arbeitszufriedenheit und Betriebsorganisation, zur Berufssoziologie und zur Soziologie der Gewerkschaften.
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