Beschreibung
Ein Mann verlässt seine Frau, sein Kind, sein Haus. Er beschließt zu gehen, das Leben eines Landstreichers zu führen, und macht sich auf den Weg, der ihn zu sich selbst bringen soll. Er scheitert, trinkt, beginnt von Neuem. Den Leser nimmt er mit auf diese delirierenden, existenziellen und besessenen Reisen zu Fuß von Norwegen durch Deutschland nach Frankreich, nach Griechenland, durch ein Europa der Kunst, der Mythen, der Städte. Bestimmt vom Rhythmus harten Gehens, von der Dunkelheit der Trunkenheit und der vollständigen physischen Erschöpfung, tritt er in Dialog mit Rousseau, Rimbaud, Satie, Giacometti, Heidegger und erlebt ein Abenteuer des Denkens: Mit nichts als sich selbst, ganz auf sich zurückgeworfen, was bleibt, wer ist man?
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Andreas Rötzer
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Autorenportrait
Tomas Espedal, 1961 in Bergen geboren, gab sein literarisches Debut 1988 mit dem Roman En vill flukt av parfymer (Eine wilde Flucht vor dem Parfüm). Seither veröffentlichte er zahlreiche, mit vielen Preisen ausgezeichnete Romane und gilt neben seinem Freund Karl Ove Knausgård als einer der wichtigsten Schriftsteller Skandinaviens. Paul Berf, 1963 in Frechen geboren, lebt als freier Übersetzer in Köln. Er übersetzt Literatur aus dem Schwedischen und Norwegischen, wurde 2005 mit dem Übersetzerpreis der Schwedischen Akademie ausgezeichnet, und erhielt 2014 den Jane-Scatcherd-Preis 'für seine kongeniale Übersetzung des Romanprojekts des norwegischen Autors Karl Ove Knausgård'.
Leseprobe
Ich kam an einem Mann mit Angel vorbei, er stand am Ufer des Flusses, starrte ins Wasser. Ein halbvoller Wassereimer, um Fische aufzubewahren, eine kleine Metalldose mit Erde und lebenden Würmern, er fädelte einen Wurm auf den spitzen Angelhaken, holte Schwung mit seiner Rute und warf aus. Guten Morgen. Seine Augen folgten dem Fluss, warteten. Den Hut hatte er über die Augen gezogen, der Schatten ermöglichte es ihm, den Bewegungen im Fluss zu folgen. An der Krempe seines Huts hatte er Schwimmer und Fliegen befestigt. Eine Angeltasche über der Schulter, ein Messer im Gürtel, das war seine Ausrüstung, das waren die Gerätschaften, die er zum Fischen benötigte. Eine Thermoskanne mit Kaffee, Stullen, Tabak. Was würde ihm von mir in Erinnerung bleiben? Schlagartig wurde mir bewusst, dass die Geduld des Anglers meiner eigenen ähnelte; es ist die Geduld des Schriftstellers dachte ich. Man sitzt am Schreibtisch und wartet. Also besteht kein großer Unterschied zwischen ihm und mir, dachte ich und erwiderte seinen Gruß. Guten Morgen. Die gleiche Geduld. Die gleiche Konzentration. Die gleichen Hoffnungen. Ich wollte ihm kameradschaftlich auf die Schulter klopfen, tat es aber nicht. Mir fehlte das Schreiben.