Beschreibung
Alle sind sich einig: Mit dem Neuen will keiner etwas zu tun haben. Denn der hat sich mit einem lauten Pups vorgestellt! Wie peinlich! Sofort hat Ole seinen Schimpfnamen weg. Niemand will neben ihm sitzen oder mit ihm spielen. Doch eine spannende Geschichte aus dem Religionsunterricht, eine missglückte Party und ein Fluchtversuch wirbeln alles mächtig durcheinander. Plötzlich ist Ole mittendrin und ein anderer außen vor. Die Kinder müssen sich entscheiden: Wollen sie zulassen, dass es wieder einen Außenseiter in ihrer Klasse gibt - oder doch alles versuchen, um ihn wieder zurückzuholen? Illustriert von Daniel Fernández.
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Stefan Jäger
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Autorenportrait
Hans-Dietrich Nehring ist Pfarrer in Bayreuth, verheiratet und Vater von 3 Kindern. Schon als kleiner Junge erfand er Geschichten, die sein Großvater für ihn aufschreiben musste. Heute liegen ihm die Kinder seiner Gemeinde besonders am Herzen. Für sie denkt er sich Geschichten aus.
Leseprobe
Aufstehen in Bayreuth Die Morgensonne schickt ihren ersten Strahl durch das Fenster. Ole öffnet die Augen und starrt an die Decke. Sofort schießen viele Gedanken durch seinen Kopf: Warum steht mein Bett in Bayreuth und nicht in Hamburg? Warum muss ich gleich in eine fremde Schule gehen zu Kindern, die ich nicht kenne? Die Sehnsucht nach seiner alten Klasse packt ihn. Ole dreht den Kopf leicht in Richtung Nachtschränkchen und schaut auf seinen Wecker. Der kleine Zeiger steht auf der 5 und der große auf 12. Es ist 5 Uhr morgens. Es dauert noch eine Stunde, bis ihn seine Mutter wecken wird. Ole dreht sich um und schaut die Wand an, schließt die Augen und träumt sich weg. Im Traum sieht er sein altes Zuhause. Er steht mit seiner Mannschaft auf dem Fußballplatz und spielt. Jetzt ist er auf Höhe des Elfmeterpunktes. Der Ball fliegt auf ihn zu, er nimmt ihn mit der Brust an, lässt ihn abtropfen und hämmert ihn in die Maschen. Jubelnd dreht er ab. »Ole, mein Stinkebär aufstehen!« Oles Mutter reißt ihn zurück in die Wirklichkeit. Sie hat ihm die Hand auf die Schulter gelegt und schüttelt ihn zärtlich. »Ole, mein Stinkebär aufstehen!« Ole zieht die Decke über den Kopf: Warum muss sie ihn immer Stinkebär nennen? Gibt es denn kein anderes Wort, das sie sich ausdenken kann? Andere Mütter tun so etwas nicht. »Komm, es geht in die Schule! Deine neue Klasse wartet auf dich.« Am liebsten würde Ole jetzt seine Augen schließen, wieder öffnen und wie von Zauberhand in Hamburg sein. Er würde seine Schultasche nehmen, in seine alte Klasse gehen und sich neben seinen Kumpel Felix setzen. Ole schließt die Augen und öffnet sie wieder. Er ist immer noch in Bayreuth. Seine Mama strahlt ihn an. »Ole, komm jetzt, du musst los. Die Schule fängt gleich an. Ich möchte dich der Rektorin vorstellen. Sie bringt dich in deine neue Klasse.« Sie steht auf und geht zur Tür. »Jetzt komm endlich! Die Schule wartet nicht auf dich!« Sie verlässt sein Zimmer. »Mami, ich will nicht!«, ruft Ole zurück, ohne sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Er bleibt einfach auf seinem Bett sitzen. Plötzlich strahlt das Gesicht seiner Mutter um die Ecke. Wenn sie ihn so anlächelt, kann er nicht böse sein. Es geht einfach nicht. Dazu hat er sie viel zu lieb. »Ole, du willst doch nicht gleich am ersten Tag zu spät kommen. Der erste Eindruck entscheidet, das weißt du doch. Also komm!« Lange schaut Ole seine Mutter mit seinen blauen Augen an. Dann seufzt er tief und sagt: »Na gut, ich komme schon!« Wieder bleibt er auf seinem Bett sitzen. Er schließt die Augen und sehnt sich nach Hamburg. Alles ist gut. »Ole, Stinkebär, ich höre nichts«, tönt es von unten herauf. Ole streckt die Zunge raus. Langsam steht er auf und zieht sich an. Sein Blick fällt auf den Rosenquarz auf dem Schreibtisch. Felix, sein bester Freund, hat ihm den Stein zum Abschied geschenkt. Ole steckt ihn in die Hosentasche und schlurft in die Küche. Dort wartet ein leckeres Frühstück auf ihn. Doch Ole kann jetzt wirklich nichts essen. Er nagt ein wenig an seinem Brot. Seine Mutter strahlt ihn an. »Das wird schon«, sagt sie ermutigend und streichelt ihm über seine kurzen blonden Haare. Ole sagt gar nichts. Er nagt einfach weiter und trinkt einen Schluck Milch. »Los gehts!« Ole greift mit seiner Hand in die Hosentasche. Er spürt den Rosenquarz von Felix. Mit einem Seufzer setzt er sich in Bewegung. Er folgt seiner Mutter nach draußen und sie steigen in das Auto. »Morgen gehen wir den Weg zu Fuß und dann kannst du auch allein in die Schule gehen«, sagt die Mutter, als sie losfahren. »Holst du mich heute ab?«, quengelt Ole. »Na klar, heute hole ich dich ab!« Eine Weile sitzen sie still nebeneinander. Nur der Motor des Autos ist zu hören. Dann versucht Oles Mutter ihn wieder aufzumuntern. »Du wirst schon sehen, bald hast du genauso viele Freunde wie in Hamburg.« Seine Mutter hat echt überhaupt keine Ahnung. Aber was bleibt ihm schon anderes übrig? Er muss ja in die neue Schule. Ihn, das Kind, hat man nicht gefragt.