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Konsequent ambivalent

15 Frauen mit Borderline erzählen

Erschienen am 15.10.2016
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783862655960
Sprache: Deutsch
Umfang: 272 S.
Format (T/L/B): 2.3 x 20.5 x 13.7 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

In Deutschland leiden mehr als 1,6 Millionen Menschen unter der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Es scheint, als biete unsere Gesellschaft einen guten Nährboden für diese Störung. Ursache ist meist eine Folge von traumatischen Erlebnissen, weit hinein in die Kindheit. Seelischer oder körperlicher Missbrauch, Leistungsdruck, emotionale Vernachlässigung, unstete Familiensituationen und das Fehlen wichtiger Grundwerte spielen eine große Rolle. Eine der Folgen sind Gefühle der eigenen Wertlosigkeit, die Betroffene bis ins Erwachsenenleben begleiten und durch individuelle Erlebnisse getriggert werden können. Auch typisch sind dissoziative Zustände, in denen das Bewusstsein nicht mehr fähig ist, Erlebnisse mit entsprechenden Gefühlen zu verknüpfen. Viele beschreiben diesen Zustand als einen Verlust der eigenen Identität. Man ist sich selbst fremd. Dies kann wie aus dem Nichts oder bei subjektiv wahrgenommener Bedrohung einsetzen. Betroffene empfinden solche Momente als sehr belastend. Daraus resultiert oft das ebenso typische selbstverletzende Verhalten. Ritzen ist eine der gängigsten Methoden. Aber auch selbstschädigendes Verhalten kann eine Rolle spielen, wie etwa Kaufsucht, Essstörungen oder unverbindlicher Sex.

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Autorenportrait

JULIA STRASSBURG, * 1978. Kreativität ist eine Leidenschaft, der sie nicht bloß in Worten nachgeht. Nach ihrem Studium kam sie in die Hauptstadt und arbeitet seither als Kommunikationsdesignerin. Danach folgten etliche Publikationen im Schwarzkopf-Verlag. Inzwischen ist sie Mutter eines kleinen Jungen und lebt mit ihrem Partner in Köpenick.

Leseprobe

Ich hatte das Bedürfnis, mich auf eine intensivere Weise wahrzunehmen. Unter all der Fassade, wie ich zu sein hatte, um auf dieser Welt zu bestehen, musste es noch etwas anderes geben. Es war makaber, aber es war vor allem ein Versuch, mich selbst zu begreifen und in all meinen Schichten zu erfassen. Deshalb waren es auch nicht die Arme, die ich mir aufschnitt. Tatsächlich habe ich angefangen, im Brust- und Bauchbereich meine Haut zu öffnen. Zu Beginn habe ich nicht sehr tief geschnitten, weil der Respekt vor dem, was da kommen würde, zu groß war. Das Bedürfnis danach war stark, und dennoch gab es eine natürliche Barriere. Irgendwann gehörte es einfach dazu, wurde zum rettenden Mechanismus, um schnell aus diffusen Gefühlszuständen herauszufinden. Durch das Ritualisieren verlor ich meine anfängliche Barriere. Teilweise spürte ich die Schnitte kaum noch. Deshalb schnitt ich tiefer und tiefer. Nie so tief, dass ich meine Organe entdeckt hätte, aber tief genug, um in der Notaufnahme zu landen. Lecia, 26, Studentin der Sozialwissenschaften, Schwerpunkt Gesundheitsökonomie, und Shibari-Künstlerin aus Münster