Beschreibung
Vor den Ereignissen in Solo: A Star Wars Story Der junge Draufgänger Han und die geheimnisvolle Qira haben nicht viel gemeinsam, außer dass sie nicht gerade mit Reichtümern gesegnet sind. Sie sind Herumtreiber auf dem Industrieplaneten Corellia, die alles dafür tun, um über die Runden zu kommen. Als sie unabhängig voneinander mit derselben lukrativen Mission beauftragt werden, ahnen sie noch nicht, dass eben dieser Auftrag sie direkt an den Rand einer Katastrophe führt. Als beide unversehens zwischen alle Fronten geraten und sich plötzlich auf der Abschussliste einer Horde Piraten, eines Droidenverbrechersyndikat und des Imperiums wiederfinden, bleibt Qira und Han nur noch eine Chance: Sie müssen zusammenarbeiten, wenn sie dieses Schlamassel überleben wollen.
Autorenportrait
RAE CARSON hat mit dem Schreiben begonnen, als sie eine ganz bestimmte Sternensaga aus dem Jahre 1977 zum ersten Mal gesehen hat. Aus ihrer mittlerweile preisgekrönten Feder stammt u.a. die Fantasy-Trilogie um die Feuersteinträgerin Prinzessin Elisa (Girl of Fire and Thorns). Sie lebt und arbeitet in Arizona. Zusammen mit ihrem Mann und einer Horde Katzen. FLORIAN NICOLLE ist ein französischer Illustrator. Er freut sich über Besuch auf www.behance.net/neo_innov.
Leseprobe
1. KAPITEL Han war spät dran - schon wieder. Wenn er noch einmal den Torschluss versäumte, wäre der Teufel los. Er rannte durch das Labyrinth aus alten Abwasserkanälen und überlegte, wie er sich an Lady Proximas Wachen vorbeiquatschen könnte. Eine Sirene ertönte, der Laut hallte durch den feuchten, düsteren Tunnel. Der Lärm scheuchte eine Horde von Ratten auf, die quiekend über Hans Stiefelspitze wuselten und dann in den Schatten verschwanden. Die Sirene bedeutete, dass irgendwo über ihm in einer der Fabriken in den dunklen Straßen Corellias gerade das Ende der Nachtschicht signalisiert worden war. Und ihm blieben nur noch ein paar Minuten, um ins Lager der Weißen Würmer zurückzukommen. Zum Glück kannte Han eine Abkürzung. Oder vielleicht würde er auch Pech haben. Der schnellste Weg führte nämlich am Versteck des alten Powlo vorbei. Aber mit dem alten Knacker würde er doch fertig werden, oder? Nur weil ein paar von Hans Kameraden von den Weißen Würmern in Powlos Revier verschwunden waren, hieß das noch lange nicht, dass die Abkürzung das Risiko nicht wert war. Hans Glücksträhne würde schon nicht abreißen. Da war er sich ganz sicher. Rechts von ihm tauchte ein Gitter auf, kaum mehr als ein dunkler Umriss in der Steinmauer. Zum tausendsten Mal wünschte sich Han, Lady Proxima würde diesen Tunnel beleuchten. Aber ihre Bande bestand zum größten Teil aus Grindalidern, einer amphibischen Spezies, deren Nachtsicht nahezu perfekt war. Und bloße Menschen rechtfertigten einen solchen Aufwand nicht. Han ging vor dem Gitter in die Hocke, packte es mit beiden Händen und hob es aus der Verankerung. Es ließ sich ganz leicht bewegen, nur ein leises Rascheln von bröckelndem Mörtel war zu vernehmen. Geduckt schob Han sich durch die Öffnung und setzte das Gitter hinter sich wieder ein. Jetzt musste er sich entscheiden: Wollte er schnell oder leise sein? Beides zugleich ging nicht. Sein Magen knurrte. Seine Hose war ihm zu kurz. Vielleicht wäre er nicht so hungrig, wenn er nicht immer noch wie Unkraut wachsen würde. Deshalb wollte er sich Lady Proxima beweisen. Der Posten des Unterführers war kürzlich nach dem tragischen Verschwinden des aktuellen Unterführers vakant geworden, und Han brauchte die Beförderung dringend - genau wie die zusätzliche Essensration, die damit einherging. Er entschied sich für schnell. Dieser Tunnel war zu niedrig für einen Sprint in vollem Tempo, und so zog er die Schultern hoch und trabte zügig los. Es war so dunkel, dass er Gefahr lief, seine Abzweigung zu verpassen, deshalb ließ er die Fingerspitzen im Laufen über die Wand gleiten. Der kalte Stein war mit einer glitschigen Schicht aus einer feuchten, schwammigen Substanz überzogen, die sich unter seinen Fingernägeln sammelte. Er versuchte, nicht daran zu denken. Erleichterung überkam ihn, als seine Fingerspitzen endlich ins Leere glitten. Er wandte sich nach rechts und zog den Kopf ein, um sich nicht an dem niedrigen Überhang zu stoßen, den er zwar nicht sehen konnte, von dem er aber doch wusste, dass er da war. Ein Geruch, der ihn plötzlich traf, stoppte ihn schlagartig. Das Versteck der Weißen Würmer mit seinen zahlreichen Zugängen lag nicht gerade im wohlriechendsten Teil Corellias. Es hieß, man könne einen Weißen Wurm wegen der verlassenen Bauten und Abwasserkanäle, die sie ihr Zuhause nannten, schon auf einen Kilometer Entfernung riechen. Han fiel das kaum noch auf. Seine Nase nahm den Geruch von Verwesung und Abfällen gar nicht mehr wahr. Nur selten roch er hier unten überhaupt irgendetwas. Dieser Geruch jedoch war anders - scharf und bitter, dazu ein Hauch von Verbranntem. Der alte Powlo schien sich etwas, das Han sich gar nicht vorstellen wollte, zum Frühstück zu braten. Auch gut. Das verringerte die Wahrscheinlichkeit, dass Han selbst als sein Frühstück endete.