Beschreibung
Wenn mitten in der Nacht das Telefon klingelt, ist hundertprozentig Reva dran. Und Marjolein ist wieder einmal hauptsächlich als Echo gefragt. (Fast) alles, was sie zu den Problemen ihrer jüngeren Schwester sagen kann, wird als Bestätigung des Negativen verbucht. Und Probleme hat Reva mehr als genug: mit dem Essen, mit ihrem Verhältnis zu Männern und an der Schauspielschule. Ist sie überhaupt jemand, wenn niemand sie sieht? Wie kann sie ihren Hunger nach Leben befriedigen?
Autorenportrait
Zur Autorinnenseite von Erna Sassen
Leseprobe
Am nächsten Tag fand ich es in meinem Posteingang. Fein säuberlich als E-Mail-Anhang: Wie ein Buch seine Existenzberechtigung von der Tatsache herleitet, dass es gelesen wird, und eine Theatervorstellung dank des Publikums existiert, das sie sich ansieht, so habe ich das Gefühl, nur dann ein Teil der Welt zu sein, wenn ich einen Zeugen dafür habe. Jemanden, der, wenn es nötig ist, zu mir sagen kann: »Aber ja, ich habe dich gesehen, dich gibt es auch!« Es »gab« sie erst, wenn jemand sie bemerkte. Und das war der zweite wichtige Grund für die nächtlichen Telefonate meiner Schwester: Ich musste sie mit meiner Aufmerksamkeit am Leben erhalten.