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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593386607
Sprache: Deutsch
Umfang: 238 S.
Format (T/L/B): 2.2 x 24.6 x 17.6 cm
Einband: Halbleinen

Beschreibung

Lutz van Dijk erzählt die spannende Geschichte Afrikas: Er beginnt mit der Entstehung des Kontinents und den ersten Menschen, die später aus Afrika in alle Welt zogen, stellt frühe afrikanische Zivilisationen vor und berichtet über 500 Jahre europäischen Kolonialismus. Schließlich zeigt er, wie sich die afrikanischen Staaten befreiten und seitdem ihre eigenen Wege gehen. Aus verschiedenen Epochen lässt er afrikanische Stimmen unmittelbar zum Leser sprechen.

Autorenportrait

Dr. Lutz van Dijk ist Autor zahlreicher Jugendbücher und wurde unter anderem mit dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis und dem Jugendliteraturpreis von Namibia ausgezeichnet. Bei Campus erschienen von ihm 'Die Geschichte der Juden' (2001), die für den deutschen Jugendliteraturpreis nominiert wurde, sowie 2007 'Die Geschichte von Liebe und Sex'. Er ist Mitbegründer der Einrichtung HOKISA, die sich für von AIDS betroffene Kinder engagiert. Lutz van Dijk lebt in Kapstadt.

Leseprobe

Das bunte Afrika Die Geschichte des Kontinents Afrika ist wesentlich vielfältiger, als die Menschen in dem Teil unserer Erde, der Norden genannt wird, auch nur ahnen. Afrika - der schwarze Kontinent? Afrika und seine Geschichte sind so bunt und vielfältig, so uralt und modern, so voller Höhen und Tiefen. Das Meiste und Wichtigste ist jedoch verloren oder wurde bislang ignoriert, einfach deshalb, weil es nicht in die heute vorherrschende Weltsicht passt. Wir werden diese Geschichte erst zu erkennen beginnen, wenn wir bereit sind, neue Fragen zu stellen, Gewohntes infrage zu stellen. Und manchmal auch nur still zu sein und zuzuhören. Es ist irgendwann kurz nach Mitternacht. Ich liege in Hamburg im Studentenwohnheim mit dem Rücken auf meinem Bett. Das kleine Zimmer teile ich mit einem anderen Jungen, der mit seinen siebzehn Jahren gut zwei Jahre jünger ist als ich. Er summt etwas vor sich hin, ganz leise, um mich nicht zu stören. Wir können beide nicht einschlafen. Ich frage ihn: "Tony, was singst du?" "Ein Lied meines Großvaters." "Wohnt der auch in Lagos?" "Nein", antwortet Tony leise, "er kommt aus dem Norden Nigerias und ist schon viele Jahre tot." Wir schweigen wieder eine Weile. Draußen lässt der Herbststurm ein paar Zweige gegen unser Fenster schlagen. Der Sommer war kurz dieses Jahr, schon Anfang September ist es ungewöhnlich kühl geworden. Ich schimpfe über die Kälte, Tony klagt nicht. Dann fragt er plötzlich: "Willst du wissen, wie das Lied geht?" Ich brumme Zustimmung. Zuerst singt Tony in seiner Muttersprache, dann für mich in Englisch: "Schwarz hat so viele Farben, schwarz ist das Licht, das wir finden. Schwarz ist so bunt, schwarz ist dunkel nur für den Blinden." Einen Monat später kommt ein älterer Bruder aus Paris und holt Tony ab, von einem Tag auf den anderen. Ich habe Tony Igbokwe niemals wiedergesehen. Die Melodie seines Liedes erinnere ich bis heute. Wer Bücher zur Geschichte Afrikas liest, muss in den meisten Fällen den Eindruck bekommen, als habe die Existenz jenes Kontinents erst mit dem Anlanden der europäischen Handelsschiffe vor gut 500 Jahren begonnen. Selbst dort, wo wohlmeinende Historiker einige Kapitel über "Afrika als die Wiege der Menschheit" oder untergegangene Königreiche des Altertums hinzugefügt haben, herrscht die herkömmliche Sichtweise vor: Wer hatte die Macht wie lange über welches Gebiet? "Oben und unten" - was ist eigentlich so erhellend an diesen Kategorien? Am Ende der Grundschulzeit kommt Frau Sobirey zu uns. Sie hat eine ungewöhnliche Fächerkombination: Erdkunde und Religion. Und sie ist sehr dick und alt, jedenfalls erscheint sie uns Kindern uralt mit ihren wallenden grauen Haaren und den schweren Falten, die ihr rundes Gesicht durchfurchen. Ich mag sie auf Anhieb, obwohl vom ersten Tag an klar ist, dass sie es schwer haben wird, sich in unserer Berliner Schulklasse durchzusetzen. Wir sind über 40 Kinder, von denen die meisten aus einer nahen Obdachlosensiedlung kommen. Frau Sobirey ist schwerfällig und vor allem zu gutmütig. Manchmal bringt sie Fotos mit - aus ihrem Leben. Denn als sie jung war, hat sie viel gesehen von der Welt. Von der Kirche war sie in mehrere Länder Afrikas geschickt worden. Wir sehen ein junges Mädchen in weißer Schwesternuniform inmitten vieler dunkelhäutiger Kinder. Es sind immer wieder solche Fotos, mit denen es ihr gelingt, für wenige Minuten die Aufmerksamkeit aller zu erringen. Einmal fragt mein Freund Achim, der neben mir sitzt, warum Afrika unten an der Weltkugel hängen würde. Und Frau Sobirey antwortet: "Das ist gar nicht so! Afrika ist ganz oben!" "Achim schüttelt entrüstet den Kopf: "Stimmt nicht, können Sie jeden Abend in den Fernsehnachrichten sehen - Afrika hängt unten." Frau Sobirey bittet Achim, nach vorne zu kommen und ihr zu helfen, den schweren Kartenständer in die Mitte vor die Tafel zu schieben. Dann entrollt sie die bereits bekannte Weltkarte - und hängt sie verkehrt herum auf. "Das muss anders 'ru

Inhalt

Inhalt Das bunte Afrika 9 Was ist "Afrika"? 14 Afrikanische Zeiten: Wo alles begann (550 Mill. v.Chr. - ca. 5000 v.Chr.) 19 Der erste Kontinent22 "Der Baum des Lebens"27 Urmenschen in Afrika29 Afrikaner ziehen in die Welt33 Die ersten Sprachen38 Afrikanische Zivilisationen: Wie Menschen zusammenleben (Ca. 5000 v.Chr. - ca. 1500 n.Chr.)43 An den Ufern des Nils: Ägypter und Nubier 46 In den Urwäldern Zentralafrikas: Die "Pygmäen" 51 Bei den Geistern der Vorfahren: Glaube in Afrika 54 Vom Kongo aus: Die Wanderungen der Bantu-Völker 59 Import-Religionen in Nordafrika: Urchristentum und Islam 63 Südlich der Sahara: Ghana, Mali und Simbabwe 68 Afrikas Unterdrückung: Wie Europäer einen Kontinent unter sich aufteilen (Ca. 1500 - 1945) 73 Gescheiterte Anpassung: Die Bakongo und die Portugiesen 77 Auf Menschenjagd: Die Katastrophe der Sklaverei82 Ein kurzer Sieg: Die Zulus und die Briten 88 Ausverkauf: Die Berliner Kongo-Konferenz 95 Dann eben Völkermord: Die Herero und die Deutschen 101 Die zweite Welle: Missionare und Helfer 107 Afrika und die beiden Weltkriege113 Afrikanische Befreiungen: Warum der Weg zur Freiheit so lang ist (1946 - heute) 121 Träume und Albträume: Die ersten Jahre des Übergangs 125 Macht und Machtmissbrauch: Befreier und Despoten 138 Tradition und Moderne: Frauen erheben ihre Stimmen 154 Späte Befreiung im Süden: Das Ende der Apartheid 164 Eine neue Generation: Nicht mehr nur Kindersoldaten 177 Ausblick: Zwischen AIDS und afrikanischer Renaissance 188 Epilog: Von Afrika aus gesehen 203 "Die Freiheit, andere Träume zu sehen ..." von Ben Okri 204 "Urgroßmutters Salz" von Amma Darko 207 Danksagung 211 Quellen und Literatur 213 Zeittafel 216 Register 227

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