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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783570303689
Sprache: Deutsch
Umfang: 160 S.
Format (T/L/B): 1.5 x 18.5 x 12.5 cm
Lesealter: 12-99 J.
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Thema: Nur mit Alkohol gut drauf Für Monja ist Olpe ein miefig-spießiges Kaff und nur mit Heike und Katja zu ertragen. Die zwei wissen, wie man ein wenig auf seine Kosten kommt: Samstags wird geshoppt, dazu gibt es Prosecco. Gegen Prüfungsangst hilft ein Piccolo, und richtig Spaß hat man im nahen Köln, mit coolen Typen bei angesagten Drinks, die tüchtig knallen. Ohne Heike und Katja aber werden die Tage lang in Olpe, und ein Piccolo reicht Monja schon lange nicht mehr, um gut drauf zu sein.

Leseprobe

Die Lederhose war die falsche Wahl. Wenn ich mich auf dem Plastikstuhl bewege, hört es sich an, als hätte ich Blähungen. Überall auf der Welt gibt es Holzstühle in Klassenzimmern. Nur hier, in diesem Kaff, haben sie bunte Plastikstühle. Überhaupt ist an der Schule alles bunt. Vielleicht wird das Gymnasium ja von United Colours of Benetton gesponsert. Ich versuche, mich auf meinem blauen Plastikstuhl nicht zu bewegen. Zumindest nicht unterhalb der Taille. Ab und zu gucke ich mal nach rechts und links. Lange Haare sind praktisch. Man kann durch sie wie durch einen Vorhang gucken. Eigentlich wollte ich ja nie lange Haare haben. Aber da, wo meine Eltern immer gerade ihren Lebensmittelpunkt hatten, gab es nie einen vertrauenswürdigen Friseur. Meine Mutter hat sich ihre Haare selber geschnitten. Das war definitiv die schlechtere Alternative. Als wir vor einem Jahr nach Berlin zogen, waren meine Haare schon total lang. Da hatte ich dann auch keine Lust mehr, sie abschneiden zu lassen. In Olpe scheint es einen Friseur zu geben. Einen, der gerne Strähnchen macht. Fast alle Mädchen in der 8 b haben Strähnchen. Sogar einige von den Jungs. Die meisten von denen haben aber nur strähniges Haar. Wie überall. Der Junge neben mir hat ungepflegtes Haar, das größtenteils unter einer Baseballkappe verschwindet. Außer dem hat er ein orales Problem. Seine Speiseröhre scheint direkt mit seinem Dickdarm verbunden zu sein. Wenn er in meine Richtung atmet, wird mir schlecht. Ich stütze mein Kinn auf die Hand und versuche, meine Nase so abzuschirmen. An der Tafel geht es um Synapsen. Kenn ich schon. An der Berliner Schule hatten wir das bereits in der siebten Klasse. Ich schreibe trotzdem mal mit. Kann ja nicht schaden. Außerdem kann ich nach unten gebeugt ein- und ausatmen. Die große Pause schaffe ich nach altbewährter Manier. Erst hole ich mir eine Cola am Automaten (drei Minuten anstehen), dann hole ich mir einen Schokoriegel am Kiosk (fünf Minuten anstehen), dann drücke ich mich vor dem schwarzen Brett rum und studiere Aushänge über die letzte Theateraufführung und die nächsten Bundesjugendspiele (sieben Minuten) und schon ist die Pause um. Ich habe mit keinem gesprochen und keiner hat es gemerkt. Wenn ich ganz viel Glück habe, hat auch keiner gemerkt, dass mein Hintern meine Hose frisst. Das Leder saugt sich an meine Beine. An meinen Arsch. Wenn es nur halb so scheiße aussieht, wie es sich anfühlt, wird bis zum Abi kein Mensch an dieser Schule mit mir reden. Montagmorgen, dritte Stunde. Nach meinem Berliner Stundenplan hätte ich jetzt eine Freistunde. Wir hätten ein bisschen im Aufenthaltsraum abgehangen. Karten gespielt. Wahrscheinlich hätte ich geben müssen. Ein paar hätten auf dem Klo geraucht. Vielleicht wäre ich auch ein bisschen spazieren gegangen. Hinter der Gesamtschule war ein großer Park. Eigentlich ganz schön, nur total vermüllt. Vielleicht hätte ich mich auch mit Tabea unterhalten. Wir saßen in vielen Fächern nebeneinander und fuhren mit dem gleichen Bus heim. Manchmal haben wir uns so gar nachmittags getroffen. Na ja, eigentlich haben wir uns nur drei- oder viermal nachmittags getroffen. Die war mir echt zu niedlich. Als ich das erste Mal bei ihr war, hat sie tatsächlich vorgeschlagen: 'Komm, wir machen uns Frisuren.' Sie hatte schon Bürste und so neckische Spangen parat. Ich habe gegrinst und sie gefragt: 'Warum spielen wir nicht Tierarzt und operieren deinen Vogel?' Das fand sie nicht so lustig. Richtige Freundinnen waren wir also eher nicht. Aber eine andere richtige Freundin hatte ich auch nicht. Ein Jahr geht auch einfach schnell rum, und ich glaube, die Gesamtschule im Wedding war genauso groß wie hier die ganze Stadt. Meist war ich froh, wenn ich die richtigen Klassenräume zu den richtigen Kursen fand. Wie sollte ich da noch nette Leute finden? 'Monja, was würdest du antworten?' Ich schrecke hoch. Ich habe noch nicht mal gemerkt, dass die Stunde angefangen hat. An der Tafel steht was von Verfassungsorganen, Bunde Leseprobe

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