Beschreibung
Die Anregung, eine Dekade der Gewaltlosigkeit auszurufen, ging auf die so genannten Historischen Friedenskirchen zurück und ist vom Ökumenischen Rat der Kirchen aufgenommen worden. Seither wird intensiver als zuvor, weltweit über das Friedenszeugnis der christlichen Kirchen beraten und versucht, es mit dem Auftrag zu verbinden, Wege zur Einheit der Kirchen auf immer wieder neue und andere Weise gemeinsam zu gehen. In den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts war das ein besonderes Anliegen des mennonitischen Theologen John Howard Yoder (1927-1997). Er zählte in Nordamerika zu den führenden Theologen, die sich bemüht haben, aus dem Geist des historischen Täufertums eine Friedenstheologie zu erarbeiten, die genau diese Verbindung mit neuen Argumenten durchdacht hat. Auf diese Weise hat er das friedenskirchliche Zeugnis so zu Gehör gebracht, dass es sich im Gespräch mit anderen Kirchen selbstkritisch neu zu begreifen lernte; und die Kirchen, die aus staatskirchlichen Traditionen hervorgegangen sind, hat er daran erinnert, dass sie die inzwischen erreichte Trennung von Kirche und Staat noch nicht konsequent genutzt haben, um vorbehaltlos für den Frieden in der Welt einzutreten. Er fordert sie heraus, ihr friedenstheologisches Defizit in den Gesprächen um die Einheit der Kirchen auszugleichen.
Autorenportrait
Hans-Jürgen Goertz, geb. 1937, studierte Theologie, Anglistik, Philosophie und Geschichte in Hamburg, Göttingen, Tübingen und am Tabor College in Hillsboro (Kansas), USA. 1964 wurde er in Göttingen zum Dr. theol. promoviert (Innere und äußere Ordnung in der Theologie Thomas Müntzers). Von 1963 bis 1969 war der Vikar und Pastor an der Mennonitengemeinde zu Hamburg und Altona, von 1969 bis 1972 wissenschaftlicher Assistent am Ökumenischen Institut der Universität Heidelberg, ebenfalls Studienleiter des Ökumenischen Studentenwohnheims, von 1972 bis 1974 Habilitandenstipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Nach einem Fachwechsel wurde er Wissenschaftlicher Oberrat und seit 1982 Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Hamburg. 1986 nahm er eine Gastprofessur an der Universität Bern/Schweiz wahr und hielt im Laufe der Jahre Gastvorlesungen in Oxford, Cambridge, Birmingham, Liverpool, St. Andrews, New York, Yale und Harvard. Eintritt in den Ruhestand: 2002.
Leseprobe
The Mennonite theologian John Howard Yoder (1927-1997) was the most rigorous and influential spokesman for Christian pacifism in North America. The foundations for Yoder's position were however shaped by his activities in Europe after the Second World War. He studied with Karl Barth and Oscar Cullmann, and engaged in dialogue with German theologians in the tradition of the Bekennende Kirche, as well as representatives of the member churches in the World Council of Churches. He brought the historic peace churches into ecumenical discussions, and urged the churches to connect the pacifist message to the issue of the unity of the churches. In North America his theology, which is imbued with the spirit of a reanimated Anabaptism, has been subjected to thorough study. In Germany, however, he is hardly known; and up to now there has been no serious study which has undertaken a critical analysis of the theological challenges which emerge from his peace theology. Such a study is now available. Hans-Jürgen Goertz is well known in Europe and North America for his publications on Thomas Müntzer and the Anabaptists.