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Gebrauchsanweisung für Stuttgart

Erschienen am 17.09.2012, 1. Auflage 2012
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783492276146
Sprache: Deutsch
Umfang: 217 S.
Format (T/L/B): 2.1 x 19.5 x 12.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Produktsicherheitsverordnung

Hersteller:
Piper Verlag GmbH
Mark Oliver Stehr
info@piper.de
Georgenstraße 4
DE 80799 München

Autorenportrait

Elisabeth Kabatek wuchs unweit der schwäbischen Landeshauptstadt auf. Sie studierte Anglistik, Hispanistik und Politikwissenschaft in Heidelberg und Spanien und arbeitete in Frankfurt am Main und Barcelona. Seit 1997 lebt sie in Stuttgart. Ihre ersten beiden Romane »Laugenweckle zum Frühstück« und »Brezeltango« wurden auf Anhieb zu Bestsellern, an die sie u.a. mit »Spätzleblues« und »Zur Sache, Schätzle!« anknüpfte.

Leseprobe

Stuttgart oder: slow love Heute kann ich es laut sagen. Ich werde dabei nicht rot, senke nicht die Stimme und schäme mich nicht: Ich liebe die Stadt, in der ich seit Ende der Neunzigerjahre lebe. Nicht in jedem Moment und nicht uneingeschränkt. Aber ich möchte nicht mehr weg von hier. Das war nicht immer so. Stuttgart ist nicht gerade eine Stadt, die die Menschen zum Hyperventilieren bringt. 'Neulich war ich in Stuttgart. da ist es vielleicht schön! Diese verwinkelte Altstadt, diese lauschigen Plätze und schnuckeligen Cafés! Was für eine Atmosphäre! Ach, und diese offenen, kommunikativen Menschen mit ihrem entzückenden Dialekt, hängen überall ein -le hintendran. Das ist ja soo niedlich!' Nein, das wird man wohl eher selten hören. Das Stendhal-Syndrom - jener wahnhafte Zustand, in dem die Touristen in Florenz und anderen buchstäblich bezaubernden Metropolen ohnmächtig darniedersinken, weil sie von der Fülle an Kunst- und Kulturschätzen überwältigt werden, ist in Stuttgart gänzlich unbekannt. Der Marktplatz von Stuttgart sucht an Nüchternheit seinesgleichen. Die wenigen Altstadtgässchen, die vom Krieg verschont geblieben sind, beherbergen das Rotlichtviertel. Und was die Sprache angeht, so ermittelte das Institut für Demoskopie in Allensbach, dass Schwäbisch bei siebzehn Prozent der Bevölkerung in Deutschland Aversionen auslöst. Tja. 'Das Schönste an Stuttgart ist die Autobahn nach München', lautete der wenig schmeichelhafte und leider ziemlich bekannt gewordene Ausspruch von Ex-VfB-Star Thomas Strunz. In der Tat dürften sich Touristen und Zugezogene schneller in die bayerische Landeshauptstadt verlieben als ins spröde Stuttgart. Stuttgart braucht Zeit. Es braucht Zeit, sich umzusehen in dieser Stadt, es braucht Zeit, sie kennenzulernen. Das liegt auch an der Topografie. Die Kessellage setzt die Rahmenbedingungen fest und zwingt zum stetigen Hinauf und Hinunter. Das ist mit dem Auto nervig, wegen der Staus und Parkplatzprobleme, mit dem Fahrrad schweißtreibend und zu Fuß zwar ganz wunderbar, denn Stuttgart ist grün und waldreich - aber das dauert. Und Zeit braucht es auch, sich einzuleben. Stuttgarter verbrüdern sich nicht am Kneipentresen wie etwa die Rheinländer. In der Stadtbahn belauschte ich einmal zwei ältere Frauen, die sich offensichtlich nicht kannten. 'Sie sen abr au net vo Schduagerd', sagte die eine. 'I ben vom Hohelohische, abr scho fuffzig Johr en Schduagerd', antwortete die andere. 'Ond hen Se sich gud eiglebt?', fragte die erste Frau ehrlich interessiert. Nach fünfzig Jahren gefragt zu werden, ob man sich gut eingelebt hat, nach Jahren zum ersten Mal von den Nachbarn gegrüßt zu werden, das sind Dinge, die einem in Stuttgart passieren können. Es kann aber auch ganz anders laufen. Ich bin in Stuttgart geboren, aber ein paar Kilometer entfernt in einer Kleinstadt mit sehr dörflichem Charakter aufgewachsen. Stuttgart war immer nur 'die Stadt'. Erst die Einkaufsstadt, samstags mit den Eltern, und später die Ausgehstadt, die Stadt der Kinos, Kneipen und Restaurants. Die große weite Welt zunächst, aber das hielt nicht lange vor. Stuttgart war zu eng, zu vermieft, zu spießig, zu pietistisch. Egal wohin, nur nicht nach Stuttgart, sagte ich mir, lebte im In- und Ausland, reiste viel und landete - Ironie des Schicksals - 1997 doch ausgerechnet da, wo ich am allerwenigsten hinwollte. Von Barcelona. Vorübergehend, sagte ich mir. Ähem. Von Barcelona also. Dort war der Himmel blau und das Licht warm, die Menschen lebten auf der Straße, es gab einen Strand mitten in der Stadt, man quatschte mit jedem und traf sich um zehn zum Abendessen in billigen kleinen Restaurants mit großartiger mediterraner Küche. Und dann Stuttgart. Es war Herbst, der Himmel war grau, ich kannte kein Schwein, und in meinem Mietshaus lebten Kehrwochenfetischisten, die jeden Samstag hemmungslos ihrer Leidenschaft frönten. Dabei konnte ich mich gar nicht daran erinnern, dass es in meiner Kleinstadt die Kehrwoche gegeben hatte! In B

Schlagzeile

'Eine Liebeserklärung an Stuttgart.' Stuttgarter Nachrichten

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