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Piper Verlag GmbH
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Autorenportrait
Sarah Harvey, geboren 1969, lebte viele Jahre in einem alten Herrensitz in Cornwall. Vor Kurzem ist sie wieder zurück in ihre Heimat Northhampton gezogen, wo sie heute gemeinsam mit ihren Hunden in einem Cottage wohnt. Mit ihren atmosphärischen Romanen, die häufig den Schauplatz Conwall haben, feiert sie seit vielen Jahren große internationale Erfolge.
Leseprobe
- 1 - Einen Plan zu haben ist immer gut, oder? Eine ungefähre Vorstellung davon, wie das eigene Leben verlaufen soll und was man erreichen möchte. Wäre doch ziemlich unbefriedigend, ziellos durchs Leben zu schlendern und wie eine Pusteblume im Wind darauf zu hoffen, die Samen mögen eines Tages in fruchtbarer Erde landen und keimen. Wie gesagt, eine ungefähre Vorstellung ist gut. Wogegen ein zu rigider, detaillierter Plan ziemlich schlecht sein kann. Wenn das Leben von der Wiege zum Grab generalstabsmäßig durchgeplant wäre, hätte man sicher gute Lust, diesen Generalplan in tausend Fitzel zu zerreißen und den planlosen Pusteblumensamen hinterherzuwerfen. Denn wenn man dem Schicksal ab und zu mal die Führung überlässt, kann das zu sehr angenehmen Überraschungen führen. Oder sind nicht die unerwarteten Eskapaden des Lebens bisweilen das, was das Leben erst lebenswert macht? Und so kommt es, dass man immer mal wieder auf Leute trifft, deren Leben qua Geburt, eindeutigem Talent oder der Erwartungshaltungen anderer wie ein klar abgesteckter Pfad vor ihnen liegt, und die dennoch ausbrechen und eine andere Richtung einschlagen. Wenn das die Definition von 'rebellisch' ist, dann wäre Linda Rivera wohl als rebellisch zu bezeichnen. Zumindest wäre das ganz in ihrem Sinne. Er neigte sich ihr so zu, wie man sich jemandem zuneigt, den man küssen möchte. In grauer Vorzeit hätte sie jetzt die Augen geschlossen, den Kopf in den Nacken gelegt, einladend ihre Lippen geöffnet, auf dass er seine auf sie presste. Aber jetzt wich sie nach hinten aus, ging auf Abstand und verpasste auf diese Weise seiner Libido eine - wie sie hoffte - unmissverständliche kalte Dusche. Schmusen und knutschen war nämlich definitiv nicht die richtige Methode, um ihm klarzumachen, dass sie die gemeinsame Zeit zwar genossen hatte, aber trotzdem keine gemeinsame Zukunft vor sich sah. Leider. Javier brauchte eine unmissverständliche Ansage, so viel stand fest. Vielleicht ignorierte er ihre Signale ja mit Absicht, ging ihr durch den Kopf. Weil er bereits wusste, was sie sagen würde, und nicht wollte, dass sie es sagte. Was für ein hochromantischer Abend! Die Sonne Spaniens hatte an diesem Märztag so heiß vom Himmel gebrannt, als hätte sie sich in der Jahreszeit geirrt, bis schließlich die brütende Hitze einer schwülwarmen Abendluft gewichen war. Nun sangen die Zikaden, und der Vollmond tauchte die Landschaft in gespenstisches Licht. Das perfekte Setting für die Begegnung zweier Liebender, abgerundet von den Düften und Schönheiten des Blumengartens ihrer Mutter und der leisen, vom Haus herüberwehenden Musik. Ganz sicher weniger perfekt für eine Trennung - aber wann sollte sie Javier denn sonst endlich sagen, dass sie ihre Beziehung beenden wollte? Warum musste er auch ausgerechnet heute so verdammt gut aussehen? Und so gut riechen? Sie hätte so einfach nachgeben und sich küssen lassen können - er küsste unverschämt gut. Aber Javier war einfach zu intensiv - fast wie ein zu dick aufgetragenes Aftershave. Seit einem Jahr trafen sie sich unregelmäßig und unverbindlich, aber er gebärdete sich bereits wie ein typischer Spanier: Er war besitzergreifend. Als sei sie ein Objekt, das er sein Eigen nennen könnte. Dass ihre Familie ihn bereits wie einen Schwiegersohn behandelte, machte die Sache nicht gerade leichter für sie. Ihre Eltern hielten wahnsinnig große Stücke auf ihn - deutlich größere als sie selbst. Ihr Vater lud ihn zu jedem Männer-Event auf dem Weingut ein, damit die beiden sich besser kennenlernten. Das lag mit Sicherheit auch daran, dass ihr älterer Bruder Balthazar den größten Teil der letzten anderthalb Jahre im Ausland verbracht hatte - Vater Antonio fehlte die Gesellschaft seines Sohnes. Doch Linda hatte den Verdacht, dass noch mehr dahintersteckte. Als Linda Javier zum ersten Mal sah, fand sie ihn gnadenlos sexy. Als ihr Vater ihn zum ersten Mal sah, hörte er die Kasse klingeln. Den Riveras gehörte nämlich eines der bekanntesten und produktivst