Beschreibung
Einen Adventskalender bekommt jeder gern - nur nicht gerade vom eigenen Exfreund. Erst recht nicht, wenn er die große Liebe war und man ihn erst vor ein paar Wochen mit einer anderen erwischt hat. Also weiß Hanny nicht so recht, was sie davon halten soll, dass Bastian ihr vom 1. Dezember an jeden Morgen eine kleine Gabe vor die Haustür legt. Mit jedem der kleinen Geschenke scheint er ihr vierundzwanzig mal dieselbe Frage zu stellen: "Kannst du mir verzeihen?"
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Piper Verlag GmbH
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Autorenportrait
Sarah Harvey, geboren 1969, lebte viele Jahre in einem alten Herrensitz in Cornwall. Vor Kurzem ist sie wieder zurück in ihre Heimat Northhampton gezogen, wo sie heute gemeinsam mit ihren Hunden in einem Cottage wohnt. Mit ihren atmosphärischen Romanen, die häufig den Schauplatz Cornwall haben, feiert sie seit vielen Jahren große internationale Erfolge.
Leseprobe
1. Dezember Wie passend. Alles verschneit. Sie hatte die Vorhänge beiseitegeschoben und betrachtete die sonst so vertraute Landschaft, die jetzt unter der weißen Decke seltsam fremd wirkte. Genau so sah es auch in ihr aus: Sie war noch die Alte, und doch fühlte sich plötzlich alles anders an. Kalt. Und still. Ihr Haus war jetzt leer. Es war niemand mehr da, der sich bewegte oder atmete. Außer ihr. Er war weg. Sie waren doch glücklich gewesen! Es hatte keinerlei Anzeichen gegeben. Keine genervten Blicke, kein böses Wort, nicht mal einen Streit. Sie waren die ganze Zeit Freunde gewesen, Liebende. Und dann das. So etwas passierte doch nur den anderen. Ausgerechnet in der Bonfire Night. Sie war in Gedanken bei Sid gewesen, weshalb sie nicht wie die meisten anderen zum Himmel schaute, wo das Feuerwerk zu Ehren Guy Fawkes' das Dunkel erleuchtete, sondern hatte Ausschau nach Bastian gehalten. Er war der Einzige, der sie verstand. Er würde nicht einfach nur mitleidig lächeln, sein Blick würde nicht sagen: 'Tut mir wirklich leid für dich - aber er war doch nur ein Hund.' Bastian war der Einzige, der begriff, wie sehr der Verlust sie in ihren Grundfesten erschütterte. Grundfeste, die sie nach dem Tod ihrer Mutter Jahr für Jahr ein klein wenig mehr wieder aufgebaut hatte. Doch Hanny konnte Bastian nirgends entdecken. So etwas wie Panik stieg in ihr auf, wenn auch nur für einen kurzen Moment. Sie ermahnte sich selbst, nicht albern zu sein, und machte sich auf die Suche nach ihm. Schließlich fand sie ihn in der Menschenmenge: Schulter an Schulter mit einer anderen Frau. Hannys Herz fing an, wie wild zu hämmern, Adrenalin schoss ihr in die Blutbahn. Wenn sie weiterging, würde es wehtun, so viel war ihr klar. Wie eine vom Licht angezogene Motte folgte sie den beiden bis zum Rand eines Parkplatzes, wo die beiden im Schutz eines Catering-Anhängers stehen blieben. Hanny erstarrte. Ihr Herz setzte aus. Ganz dicht waren ihre Gesichter nun beieinander. Zu dicht. Die Frau sah ihn herausfordernd an, er blickte zu Boden. War das ein Spiel? Ihre Lippen bewegten sich kaum, sie schienen sich gut zu kennen. Zu gut. Die Spannung, die die beiden ausstrahlten, konnte Hanny bis in ihre Fingerspitzen spüren. Und dann berührte sie seine Hand. Hanny brauchte nicht zu hören, was sie sagten. Ihre Körpersprache war eindeutig. Die Frau: drängend, begierig. Und er: Das schlechte Gewissen in ihm brannte genau wie das Feuer zu Ehren von Guy Fawkes - lichterloh. Für Hanny war der Abend gelaufen. Sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte die drei Kilometer zurück nach Hause. Normalerweise hätten ihre Lungen das gar nicht ausgehalten, doch an diesem Abend spürte sie ihren Körper gar nicht. Sie hatte nur den einen Gedanken, der sich in Endlosschlaufe wiederholte. Nein. Nein. Nein. Nein. Nein. Zu Hause wusste sie nicht, was sie tun sollte. Sie schenkte sich ein Glas Wasser ein, beugte sich über das Waschbecken, als müsse sie sich übergeben. Sie umklammerte den Beckenrand, bis die Atmung sich beruhigt hatte. Dann stürmte sie nach oben und fing an, wahllos seine Sachen in eine Reisetasche zu stopfen, alles auf einmal. Sie musste ihn aus ihrem Leben, ihrem Zuhause, ihrem gebrochenen Herzen verbannen. Nachdem die Tasche voll war, machte sie mit Mülltüten weiter, die zerrissen, als sie unsanft Jeans und Unterwäsche, Aftershave und Rasierklingen hineinpresste. Sie gab auf, weinte nicht, aber ihr Brustkorb hob und senkte sich unter Schmerzen. Sie zerrte die Taschen und Tüten zum Fenster, öffnete es und wuchtete die Sachen mit einem Urschrei hinaus. Dann stürmte sie hinunter in die Küche, zerrte die Tupperwaredose mit dem Christmas Cake, den sie jedes Jahr gemeinsam vorbereiteten, aus dem Vorratsschrank, stampfte damit wieder nach oben und schmiss auch diese wütend aus dem Fenster. Als er voller Sorge und mit vor Angst und schlechtem Gewissen hämmerndem Herzen nach Hause kam, fand er alle seine Habseligkeiten im Vorgarten. Das Haus war dunkel un