Beschreibung
Doch, das ist möglich: glückliche Scheidungskinder. Das ist die ebenso klare wie wichtige Botschaft von Remo Largo und Monika Czernin: Kinder müssen nicht leiden, auch nach einer Trennung können die Eltern sehr gut für ihr Wohl sorgen und sie für die Herausforderungen des Lebens stärken.
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Autorenportrait
Remo H. Largo, geboren 1943 in Winterthur, war bis zu seiner Emeritierung 2005 Professor für Kinderheilkunde. Fast drei Jahrzehnte lang leitete er die Abteilung für Wachstum und Entwicklung am Kinderspital in Zürich, wo er die bedeutendste Langzeitstudie über kindliche Entwicklung im deutschsprachigen Raum durchführte. Er ist Vater dreier Töchter und Großvater von vier Enkeln. Seine Bücher »Babyjahre«, »Kinderjahre«, »Schülerjahre« und »Jugendjahre« (mit Monika Czernin) sind Klassiker, ebenso wie die zuletzt erschienene Neuausgabe von »Glückliche Scheidungskinder«.
Leseprobe
Einleitung Es war an einem verregneten Sonntag in Zürich vor zwölf Jahren. Remo Largo und ich wollten eine gemeinsame Lesung über die Entwicklung eines Kindes vom Säugling zum Kleinkind vorbereiten, seinen Erläuterungen über die Besonderheiten der kindlichen Entwicklung sollten meine mütterlichen Reflexionen gegenüberstehen. Videosequenzen über wackelige Krabbelversuche und den Triumph der ersten Schritte wurden gesichtet sowie Dias über die ungebremste Forscherlust von Zweijährigen aus Remos reichem Bilderfundus hervorgekramt. Dann, noch bevor wir uns mit den Einzelheiten des Programms auseinandersetzen konnten, platzte es in einer Mischung aus Verzweiflung und eiserner Haltung aus mir heraus. 'Wir haben uns getrennt!' Ich hatte mir vorgenommen, das Gespräch auf meine persönliche Situation zu lenken - allerdings erst nach getaner Arbeit und zu angemessener Zeit. Würde Remo Largo, Entwicklungsspezialist und feinfühliger Kenner der Kinderseele, mir vielleicht sagen können, was nun aus meiner damals dreijährigen Tochter werden wird? Diese Frage lastete schwer auf meinen Schultern. 'Wenn ihr als Eltern die Bedürfnisse eurer Tochter weiterhin ausreichend abdeckt und es euch selbst nach der Trennung gut geht, wird nichts passieren', sagte er. Meine Tochter war mit nach Zürich gereist. Sie war früh aufgestanden, die ganze Autofahrt über hellwach geblieben und erst kurz vor Zürich eingeschlafen. Wenn sie allerdings einmal schlief, war sie kaum zu wecken, und so hielt ich mein schlummerndes Mädchen im Arm, während ich redete. 'Du meinst, sie würde keinen Schaden nehmen, wenn wir uns trennten und schließlich auch scheiden lassen würden?' Ich war einigermaßen erstaunt. 'Wahrscheinlich meinst du, der Schaden ließe sich begrenzen, könnte - gemessen an dem Schaden, den unglückliche, sich ewig streitende Eheleute anrichten - vielleicht sogar das kleinere Übel sein? Aber kein Schaden?' 'Trennung und Scheidung sind für die Eltern sehr schmerzhafte Erfahrungen. Aber für das Kind muss eine Trennung nicht zu einer unvermeidlichen und vor allem langfristigen Tragödie werden. Im besten Fall wird das Kind in seinem Wohlbefinden gar nicht oder nur vorübergehend beeinträchtigt. Es erlebt die Trennung dann als negativ, wenn es nicht mehr ausreichend betreut wird, seine Grundbedürfnisse nicht mehr wie bisher befriedigt werden oder das Kind unter den negativen Gefühlen und dem Streit zwischen den Eltern leidet.' Das saß. Ich hatte schon etliche Bücher zum Thema durchgepflügt, mich auf mein Wissen als Pädagogin konzentriert, aber eine derart radikale Antwort hatte ich bisher nicht gefunden. Stattdessen wurden Schuldgefühle geschürt. 'Scheidungskinder machen in der Schule Schwierigkeiten.' 'Sie verlieren einen Elternteil und dann auch noch den anderen, wenn er sich wieder verliebt.' 'Sie wollen um jeden Preis, dass ihre Eltern wieder zusammenfinden.' 'Als Erwachsene sind sie weniger bindungsfähig.' Und nun also das: kein bleibendes Trauma? Keine Kindheit zweiter Klasse? Sondern eine Kindheit wie jede andere? Möglicherweise sogar eine glückliche Kindheit? Darüber wollte ich mehr erfahren, herausfinden, worauf es dabei ankommt, und diese Erfahrungen schließlich mit anderen Menschen teilen. Zwei Jahre lang führten Remo Largo und ich damals Gespräche über die Auswirkungen von Trennung und Scheidung auf die Kinder und entwickelten dabei unsere Vorstellungen, die wir zu Papier gebracht und für das Buch aus Überzeugung den Titel 'Glückliche Scheidungskinder' gewählt haben. Oft half mir Remo während dieser Zeit, 'das Problem Trennung' richtig zu analysieren, falsche Schuldgefühle zu zerstreuen und den Blick für die tatsächliche Verantwortung meinem Kind gegenüber zu stärken. Einmal, als ich beruflich verreisen wollte, obwohl meine Tochter mich gerade sehr brauchte, redete er mir derart ins Gewissen, dass ich auf der Stelle einen Bandscheibenvorfall bekam und zu Hause blieb. 'Kann es sein, dass du zu wenig Zeit für deine Tochter hast und sie dich deshalb