Beschreibung
In Joseph Roths aus 17 Lieferungen bestehender Reportage von seiner 1926 unternommenen Reise durch die junge Sowjetunion entdeckt Lennart Laberenz vor allem die Geschichte einer enttäuschten Liebe: Sehr sinnlich und mit enormer Neugier beobachtet Roth jedenfalls das bäuerliche Leben und ist sichtbar neugierig, das große soziale Experiment, das die UdSSR in seinen Augen anfangs noch darstellt, aus nächster Nähe zu beobachten. Das Landleben schildert er dabei als "rotwangiges Idyll", in das der Fortschritt Einzug hält, doch je mehr er sich dem sowjetischen Apparat annähert, desto ernüchterter wird der Blick des Reporters, führt Laberenz aus: Buchstabengelehrte Theorie und graumäusige Verstocktheit geißeln hier Praxis und Alltag, "der Geruch des Banalen" herrsche vor, stellt Roth zu seinem Entsetzen fest. Die Frage, ob man die Reportage auch im Lichte gegenwärtiger Ereignisse in Putins Russland lesen könne, will der Rezensent indes nicht entschieden beantworten: Roth zu lesen lohne schließlich immer.(aus: taz, 2015)
Produktsicherheitsverordnung
Hersteller:
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG
Verlag Kiepenheuer & Witsch
produktsicherheit@kiwi-verlag.de
Bahnhofsvorplatz 1
DE 50667 Köln
Autorenportrait
Joseph Roth wurde am 2. September 1894 als Sohn jüdischer Eltern in Brody (Ostgalizien) geboren, studierte Literaturwissenschaften in Wien und Lemberg und nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. Ab 1916 veröffentlichte er Erzählungen und Romane, lebte ab 1918 als Journalist in Wien, dann Berlin, und war von 1923-1932 Korrespondent der Frankfurter Zeitung. Anfang der 1930er Jahre erlangte er mit den Romanen Hiob und Radetzkymarsch Weltruhm. 1933 emigrierte Roth nach Frankreich. Er starb am 27. Mai 1939, verarmt und alkoholkrank, im Pariser Exil und im Alter von nur 45 Jahren.