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Die Toten schweigen nicht

Thriller

Erschienen am 01.09.2009
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453433083
Sprache: Deutsch
Umfang: 464 S.
Format (T/L/B): 3.5 x 18.7 x 11.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Vergib mir, Vater, denn ich habe gesündigt Christchurch, Neuseeland. Am örtlichen Friedhof lässt Privatdetektiv Theo Tate eine Leiche exhumieren. Doch als der Sarg geöffnet wird, liegen darin nicht wie erwartet die Überreste eines alten Mannes, sondern der Körper einer jungen Frau. Kurz darauf treiben mehrere Leichen an der Wasseroberfläche des Friedhofssees. Ein Serienmörder treibt sein Unwesen und Tate setzt alles daran, ihn zu stellen. Doch bald gerät er selbst ins Visier der Polizei. Und auch der Killer hat es auf ihn abgesehen .

Autorenportrait

Paul Cleave wurde am 10. Dezember 1974 in Christchurch, Neuseeland geboren, dem Ort, wo auch seine Romane spielen. Dem Fan von Stephen King und Lee Child gelang mit seinem Debütroman Der siebte Tod auf Anhieb ein internationaler Erfolg, der in Deutschland monatelang auf den ersten Plätzen der Bestsellerlisten stand.

Leseprobe

Blaue Fingernägel. Deswegen bin ich hier draußen. Ich stehe in der kalten Brise und zittere. Es sind nicht meine blauen Fingernägel, sie gehören jemand anders. Einem toten Kerl, den ich nicht kenne. Die Christchurch-Sonne, die mir vorhin auf den Pelz geknallt hat, ist mittlerweile verschwunden. Ich bin an dieses wechselhafte Wetter gewöhnt. Vor einer Stunde habe ich noch geschwitzt. Vor einer Stunde wollte ich mir den Tag freinehmen und zum Strand gehen. Jetzt bin ich froh, dass ich es nicht getan habe. Meine Fingernägel verfärben sich wahrscheinlich gerade ebenfalls blau, doch ich schaue lieber nicht hin. Ich bin wegen eines toten Mannes hier. Nicht wegen dem in der Erde unter mir, sondern wegen eines Typen, der jetzt im Leichenschauhaus liegt. Er benimmt sich so normal, wie das jemandem möglich ist, dessen Körper aufgeschlitzt und wie eine Stoffpuppe wieder zusammengeflickt wurde. Was wiederum normal ist für jemanden, der an einer Arsenvergiftung gestorben ist. Ich wickle mich fester in meinen Mantel, doch bei dem kalten Wind nutzt das nichts. Ich hätte mich wärmer anziehen sollen. Beim Anblick der strahlenden Sonne heute Morgen hätte ich einfach ahnen müssen, wie das Wetter wird. Das Gras auf dem Friedhof ist an einigen Stellen ziemlich lang, besonders um die Bäume herum, wo man mit dem Rasenmäher nicht hinkommt; es neigt sich in sämtliche Richtungen wellenförmig von mir fort, als wäre ich das Epizentrum eines sich anbahnenden Sturms. Dort, wo häufig Besucher langgehen, ist das Gras ganz kurz. Wo die Sonne die Feuchtigkeit verbrannt hat, ist es braun. Ich stehe zwischen laut knarzenden Eichen, von denen es Eicheln zwischen die Grabsteine regnet. Wenn sie auf den Gedenktafeln landen, hört es sich an, als würden die Toten verzweifelt mit den Knöcheln daran klopfen. Die Luft ist kalt und feucht wie im Leichenschauhaus. Bevor ich im Gesicht die ersten Tropfen spüre, sehe ich sie auf der Windschutzscheibe des Baggers. Ich richte den Blick auf den Horizont, dorthin, wo sich mit Schimmel bedeckte Grabsteine Richtung Stadt wälzen, wo der Tod sich immer weiter ausdehnt und in die Stadt vordringt. Der Wind frischt auf, und die Blätter der Bäume rascheln, während von den Ästen noch mehr Eicheln fallen. Eine davon trifft mich im Nacken. Ich zucke zusammen und klaube sie aus meinem Kragen. Der Motor des Baggers heult laut auf, als der Fahrer, ein übergewichtiger Bursche, dessen Körper fast aus der Tür quillt, darin Platz nimmt. Er scheint genauso aufgeregt wie ich zu sein. Er drückt und zieht an verschiedenen Hebeln, langen und kurzen, das Gesicht angespannt vor Konzentration. Während er den Bagger neben die Grabstätte manövriert, kommt der Motor ins Stottern, und als die Schaufel in die harte Erde dringt, fängt die ganze Maschine an zu vibrieren. Die Schaufel schwenkt nach oben, gräbt sich ein und füllt sich mit Erde. Die Führerkabine des Baggers dreht sich, und die Erde landet auf einer Plane. Der Friedhofswärter, ein junger Mann, steht daneben und beobachtet das Ganze. Er hat Mühe, sich bei dem stärker werdenden Wind eine Zigarette anzustecken; seine Hände zittern dabei fast so stark wie seine Schultern. Nachdem der Bagger zwei weitere Ladungen Erde beiseitegeräumt hat, gibt er auf und stopft die Zigaretten zurück in die Tasche. Er wirft mir einen Blick zu, aus dem ich nicht ganz schlau werde. Ich hoffe, dass er nicht rüberkommt, um sich zu beschweren, dass jemand in seiner Ruhe gestört wird, doch das tut er nicht, stattdessen starrt er wieder auf die geweihte Erde. Die Vibrationen des Baggers wandern durch meine Füße in meinen Körper, bis meine Beine anfangen zu kribbeln. Der Baum hinter mir wird ebenfalls davon erfasst, so dass mir erneut einige Eicheln in den Nacken prasseln. Ich trete aus dem Baumschatten in den Nieselregen; dabei verdrehe ich mir an den dicken Wurzeln der Eiche, die sich durch den Boden gegraben haben, fast den Knöchel. Nur etwa fünfzehn Meter entfernt gibt es einen kleinen See, etwa so groß wie ein Becke Leseprobe
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