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Der Gejagte

Die Hank-Thompson-Trilogie 2

Erschienen am 01.07.2005
7,95 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453431003
Sprache: Deutsch
Umfang: 478 S.
Format (T/L/B): 3.5 x 18.7 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Nach dem Erfolg des Debüts Der Prügelknabe geht die Odyssee von Hank Thompson in Mexiko weiter. Drei Jahre sind seit seiner Flucht aus New York vergangen, als in der kleinen idyllischen Strandbar, wo Hank mit seinen viereinhalb Millionen Dollar das Leben genießt, ein Mann mit auffälligem Akzent auftaucht. Die Russenmafia hat Hank aufgespürt. Was folgt, ist eine atemlose Jagd, die alles in den Schatten stellt, was man aus Roadmovies kennt.

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Leseprobe

4.-11. DEZEMBER 2003 Ich sitze auf der Veranda eines Bungalows auf der Halbinsel Yucatán und aus meinen Ohren ragen brennende Zigaretten. Morgens gehe ich gern eine Runde schwimmen. Als ich nach Mexiko kam, habe ich anfänglich morgens gerne einen getrunken, aber nachdem ich mit dem Trinken aufgehört hatte, fing ich mit dem Schwimmen an und machte eine Entdeckung. Ich habe ungewöhnlich enge Gehörgänge. Mir fiel das erstmals auf, als ich eines Morgens beim Versuch nüchtern zu werden im lauwarmen Wasser herumplantschte. Ich stellte fest, dass meine Ohren dicht waren. Ich schüttelte meinen Kopf hin und her und schlug mir leicht gegen den Schädel, um das Wasser rauszubekommen - ohne Erfolg. Ich hielt mir die Nase zu, schloss den Mund und presste, bis mir fast das Hirn aus dem Arsch schoss. Nichts. Ich stopfte mir Q-Tips bis zum Anschlag in die Ohren. Aber das machte es nur noch schlimmer. Mehrere Tage lang lief ich halb taub durch die Gegend und fühlte mich, als bestünde mein gesamter Schädel aus einem wassergetränkten Wattepfropfen. Schließlich ging ich zum Arzt. Ich habe mir vor einiger Zeit angewöhnt, Arztbesuche bis zuletzt hinauszuzögern. Dr. Sanchez untersuchte meine Ohren und verkündete die schlechte Nachricht: ungewöhnlich enge Gehörgänge. Das Wasser war tief drinnen gefangen und mein bescheuerter Q-Tip hatte es mithilfe von Ohrenschmalz noch ordentlich verkorkt. Er füllte eine Spritze von der Größe einer Bierdose mit warmem Mineralwasser und jagte mir den Inhalt ins Ohr, bis der Druck die fetten Schmalzklumpen löste und sie in die kleine Plastikschale spülte, die ich artig in den Händen hielt. Er gab mir Tropfen. Er erklärte mir, ich solle niemals wieder etwas anderes als meinen eigenen Ellbogen ins Ohr stecken und lachte dabei über seinen großartigen Witz. Dann nickte er wissend und teilte mir mit, die Lösung meines Problems sei eigentlich ganz einfach: Wenn meine Ohren wieder dicht wären, müsse ich bloß in jedes eine Zigarette stecken und sie anzünden. Die Zigaretten natürlich. Daraufhin reichte er mir ein Päckchen Benson & Hedges, sagte, dies seien die besten zu diesem Zweck, und berechnete mir tausend Pesos. Tja. Und deshalb sitze ich jetzt mit brennenden Zigaretten in beiden Ohren auf der Veranda eines Bungalows auf der Halbinsel Yucatán. Die brennenden Zigaretten erzeugen ein Vakuum in meinen Ohren, indem sie die Feuchtigkeit in den Filter saugen. Ich habe ein Handtuch über beide Schultern gelegt, das die herabfallende Zigarettenasche auffängt. Ich mache das schon seit ein paar Jahren mehrfach wöchentlich und es hat bisher immer funktioniert. Dafür rauche ich jetzt täglich zwei Päckchen Benson & Hedges. So ist das nun mal im Leben. Alles hat auch seine Schattenseiten. Die Sonne hinter mir steht hoch am Himmel und vor mir spiegelt sich im perfekten Blau des Meeres das Rot des Sonnenuntergangs. Eine leichte Brise streichelt meine Haut und ich ziehe meinen Sarong etwas höher, damit mir der Wind um die Beine wehen kann. Die Glut der Zigaretten wird langsam unangenehm. Ich greife nach ihnen und ziehe sie mir aus den Ohren. Dabei muss man höllisch aufpassen, sie nicht zu sehr zu drücken, da sonst die schmalzige Flüssigkeit aus den Filtern herausläuft. Ich werfe die Kippen in einen Aschenbecher zu meinen Füßen, streife mir das Handtuch von der Schulter, stehe auf und laufe Richtung Meer. Am Strand ist kaum eine Menschenseele. Zu meiner Rechten sehe ich etwas weiter weg eine Gruppe einheimischer Jugendlicher, die auf ihrem selbst abgesteckten Spielfeld einem Fußball hinterherjagen. In der anderen Richtung erkenne ich die Silhouette eines sich küssenden Liebespaars. Als meine Füße den nassen Sand nahe der Wasserlinie berühren, ziehe ich kurz an meinem Sarong. Er gleitet zu Boden, woraufhin ich nackt in die sanft plätschernden Wellen laufe. Der Strand fällt so flach ab, dass ich gut fünfzig Meter aufrecht ins Meer gehen kann, bevor das Wasser meinen Kopf bedeckt. So schreite ich ins Wasser, die untergehende Sonne im Leseprobe