Beschreibung
Mission war in allen Epochen der Christentumsgeschichte ein zentraler Auftrag, der mit den neutestamentlichen Schriften legitimiert wurde. Zahlreiche religiöse Gemeinschaften und Orden verschrieben sich der Missionstätigkeit in fernen Ländern. Jedoch weist die Geschichte der Mission zahlreiche Transformationen auf, die nicht selten zu Deformationen der christlichen Glaubensverkündigung führten: Aus der Frohbotschaft wurde eine Drohbotschaft; die Freiheit eines Christenmenschen wurde durch Zwang eingeschränkt; anstatt der Nächstenliebe galt nicht selten das Gebot der Intoleranz und Macht. Die Verwobenheit von Politik, wirtschaftlichen Interessen und missionarischem Tun führte nicht selten zu einem Missbrauch des jesuanischen Wortes: "Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium der ganzen Schöpfung!" (Mk 16,15) Mit Blick auf diese ambivalente Geschichte stellt sich die Frage, ob die Mission der Kirchen und damit vor allem das Wirken der Missionsorden und -gemeinschaften nicht eine Erblast für die eigentliche Botschaft des Christentums im 21. Jahrhundert darstellt, von der man sich notwendigerweise befreien muss? Renommierte Forscher*innen aus der Geschichts- und Rechtswissenschaft, der Soziologie, Kulturanthropologie und Theologie gingen diesen Fragen in einer Ringvorlesung im Wintersemester 2020/2021 an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main nach. Die im vorliegenden Band publizierten Beiträge exemplifizieren, hinter- und befragen sowie erläutern die Schwere dieser Erblast und benennen die Herausforderungen sowie die daraus resultierenden Aufgaben für Wissenschaft, die Gesellschaft und Kirche in Gegenwart und Zukunft bestehen. Mit Beiträgen von Manuela Boatca, Michael Droege, Margit Eckholt, Richard Hölzl, Karoline Noack, Simone Rappel, Wolfgang Reinhard, Thomas Söding.
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