Beschreibung
Diese Erzählungen, und besonders das 1962 zuerst gedruckte "Judenauto", gehören seit langem zum bleibenden Bestand der deutschen Literatur in diesem Jahrhundert. Fühmann, der vom Nationalsozialisten sich in russischer Kriegsgefangenschaft zum Kommunisten wandelte und zuletzt an der DDR-Wirklichkeit zugrunde ging, hatte als Themen immer wieder die Verdrängungen und eben die Wandlungen in seiner Lebensepoche gewählt.
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Autorenportrait
Franz Fühmann, 15. 1. 1922 Rochlitz bzw. Rokytnice (CSR) - 8. 7. 1984 Berlin (DDR). Der Sohn eines Apothekers wuchs im Geist des sudetendeutschen Faschismus auf, trat 1938 der Reiter-SA bei, meldete sich 1939 freiwillig zum Wehrdienst und wurde 1941 nach dem Abitur zum Reichsarbeitsdienst und dann in die Wehrmacht eingezogen (1942 Ukraine, 1943 Griechenland). Im Mai 1945 geriet er in sowjetische Gefangenschaft, besuchte von 1946 an eine Antifa-Schule in Lettland und kehrte sich nach Marxismusstudien vom Nationalsozialismus ab. Ende 1949 in die DDR entlassen, wurde er Mitglied der Nationaldemokratischen Partei (NDPD) und war als Parteisekretär für kulturpolitische Fragen zuständig. Seit 1958 lebte er als freier Schriftsteller; in den 60er- und 70er-Jahren trat er für die Friedensbewegung ein und wurde zu einer moralischen Instanz für die jüngere Generation der DDR-Schriftsteller, die er entschieden förderte. F.s erste Lyrikbände re?ektieren die Aufbruchsstimmung in der DDR. Mit seinen Prosaarbeiten der 50er- und 60er-Jahre wird die Vergangenheit zum Thema. Der autobiographische Erzählzyklus Das Judenauto versucht am Beispiel von 14 Tagen des eigenen Lebens die persönliche Geschichte mit ihren Irrtümern und Wandlungen in den Zusammenhang der geschichtlichen Entwicklung zu stellen. Diese Auseinandersetzung, intensiviert durch ein vertieftes psychologisches Eingehen auf Fragen der Schuld und des Gewissens, prägt auch im folgenden seine literarische Arbeit von dem Erzählzyklus Der Jongleur im Kino über das Reisetagebuch aus Ungarn, 22 Tage oder Die Hälfte des Lebens, bis hin zu dem großen essayistischen Werk Der Sturz des Engels, das die Aneignung vom Werk G. Trakls mit der Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit verbindet. Die Erinnerungsarbeit wirkte sich zugleich auf F.s kritische Sicht des DDR-Alltags und den auch im realexistierenden Sozialismus fortdauernden Widerspruch von Individuum und Gesellschaft aus, sichtbar gemacht etwa in den negativen Utopien des Bandes Saiäns-Fiktschen, aber auch in seiner Beschäftigung mit mythischen Themen und Stoffen. Daneben übersetzte F. moderne Lyrik aus dem Ungarischen, Polnischen und Tschechischen und schrieb zahlreiche Kinderbücher und für Kinder bestimmte Nacherzählungen von Werken der Weltliteratur. In: Reclams Lexikon der deutschsprachigen Autoren. Von Volker Meid. 2., aktual. und erw. Aufl. Stuttgart: Reclam, 2006. (UB 17664.) - © 2001, 2006 Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart.
Inhalt
Das Judenauto - Die Verteidigung der Reichenberger Turnhalle - Die Schöpfung - Regentag im Kaukasus - Die Gewitterblume