Beschreibung
"Der Dichter macht sich zum Seher durch eine lange, ungeheure und wohlüberlegte Entregelung aller Sinne", sagte Arthur Rimbaud. Er gilt zu Recht als einer der Großen der Weltliteratur: Rimbaud trat als Sechzehnjähriger in einem Frankreich in Erscheinung, das während des Französisch-Deutschen Krieges nicht nur militärisch, sondern auch moralisch und kulturell darniederlag. Er zerstörte die alten Regeln, war einer, der keine Worte suchen musste, vor dem die Worte und der Klang sich verneigten. Arthur Rimbauds berühmte Dichtung "Le Bateau ivre" ist die licht- und farbentrunkene Dichtung eines früh Vollendeten und eines der Fundamente moderner Dichtung. Paul Zech, ein deutscher Autor und Übersetzer des Expressionismus, übertrug dieses Poem sehr frei und überaus eindrucksvoll. Diese Ausgabe bietet aber nicht nur diese Wiederauflage der eigenwillig-schönen Neudichtung von Zech. Mit Texten von Hans Therre und Stefan Zweig erhält man einen tiefen Einblick in Rimbauds Wesen und Werk - aus Sicht zweier herausragender Schriftsteller. Anlaß des Bandes aber sind die einzigartigen Federzeichnungen des Künstlers Max P. Häring, der sich das trunkene schiff in Zechs Übersetzung zur Vorlage für einen poetischen, mit großem Atem angelegten Zyklus von zwölf Zeichnungen nahm. Dieser Zyklus wird nun, ebenso wie Zechs Übertragung, in einer bibliophilen Aufmachung endlich (wieder) zugänglich.
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Autorenportrait
Arthur Rimbaud gilt als einer der einflussreichsten Lyriker der französischen Literatur. Er wuchs auf in seinem Geburtsort Charleville an der Maas, nahe der Grenze zu Belgien. Rimbaud war ein offenkundig hochbegabter Junge und der Stolz seiner Mutter, auch wenn er sich, wie er es 1871 rückblickend in dem autobiografischen Gedicht Les poètes de sept ans (Siebenjährige Dichter) sieht, innerlich früh gegen sie aufgelehnt hat. Noch nicht einmal 17 Jahre alt, folgte er einer Einladung des bereits berühmten Kollegen und künftigen Mentors Paul Verlaine und hatte Gedichte im Gepäck, die seinen Gastgeber und sämtliche Bohemiens elektrisierten. Eines hieß "Das trunkene Schiff" und bestand aus hundert Versen. Paul Verlaine ging eine Liebesbeziehung mit Rimbaud ein. Die beiden Dichter pendelten zwischen Paris, Brüssel und London hin und her, finanziell immer wieder unterstützt von ihren Müttern. Eine Beziehung mit Höhen - und Tiefen. Am 10. Juli 1873 drohte Verlaine mit Selbstmord, nahm einen Revolver, schoss zwei Mal auf seinen Geliebten. Rimbaud überlebte, Verlaine landete im Gefängnis. Im Herbst 1873 erschien Rimbauds Prosaband "Eine Zeit in der Hölle". Das letzte Kapitel trägt die Überschrift "Adieu". Es war sein Abgesang auf seine Existenz als Dichter. Die gesamte Auflage des Bandes blieb in den Regalen der Druckerei liegen, nur einige Exemplare verschenkte Rimbaud an Freunde. Als Angestellter einer Handelsfirma kam er 1880 in den Jemen, bereiste Äthiopien, wurde in Somalia zum Leiter einer Zweigstelle und machte Geschäfte mit Kaffee, Tierhäuten, Moschus und Waffen. Ein Tumor am Knie erzwang 1891 seine Rückkehr nach Frankreich; die Amputation seines Beines kam zu spät. Verlaine rettete das Werk Rimbauds, nachdem dessen Schwester Isabelle den Todkranken überredet hatte, den Großteil seiner Literatur zu vernichten. Arthur Rimbaud starb am 10. November 1891.