Beschreibung
Um seinen Betrieb vor der Pleite zu retten, geht Zimmermann Simon Kepler aufs Ganze. Ein Großauftrag muss her. Das riesige Kirchdach wäre genau das Richtige, doch wer sponsert so etwas? Simon kann sein Glück kaum fassen, als sein Bekannter Heinrich einwilligt. Der wohlhabende Fabrikant stellt allerdings eine Bedingung: Die alte Tradition der weihnachtlichen Krippenspiele muss wiederbelebt werden und er selbst liebäugelt mit der Rolle des Josef. Nun, da hilft alles nichts. Kurzerhand mutiert der Zimmermann Simon zum Regisseur. Doch bald geht es um so viel mehr als nur ums liebe Geld.
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Stefan Jäger
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Autorenportrait
Eckart zur Nieden arbeitete nach seiner theologischen Ausbildung in einem Missionswerk und dann 35 Jahre beim Evangeliums-Rundfunk (ERF) in Wetzlar. Er schrieb viele Bücher für Kinder und Erwachsene.
Leseprobe
Kapitel 1 Es war im Herbst, Ende September oder Anfang Oktober, als die Geschichte ihren Anfang nahm. Ich hatte beim Sägewerk mit unserem LKW Balken geholt und fuhr auf den Hof unserer Zimmermannswerkstatt, doch merkwürdigerweise arbeitete dort niemand oder wartete darauf, die Balken mit mir zusammen abzuladen. Ich hielt den Wagen an und stieg aus. Dann sah ich sie. Alle. Alle - das heißt: meinen Vater Georg in seinem Rollstuhl, meine Frau Tina mit unserer Tochter Klara und meine zwei Mitarbeiter, Herkules und Sokrates. Die beiden heißen natürlich nicht wirklich so. Aber Tina nennt sie immer so, weil Karl so groß und stark ist wie Herkules und Thomas so schlau wie Sokrates. Wobei ich allerdings vermute, dass die Vergleiche nicht ganz passen, denn Herkules war ja nicht nur stark, sondern auch listig. Und List oder Schläue ist so ziemlich das Letzte, was man mit Karl in Verbindung bringt. Allerdings ist das mit der Kraft durchaus zutreffend, denn Karl trägt einen Balken alleine, den sonst zwei Mann heben müssen. Darum freue ich mich, dass ich ihn habe. Und Thomas ist natürlich auch kein echter Philosoph wie der alte Sokrates. Obwohl er zum Grübeln und Philosophieren neigt - besonders, wenn es ums Arbeiten geht. Immerhin ist er aber sehr genau und zuverlässig. Tina sagt manchmal, er sei ein Pedant. Ich würde es zwar nicht so ausdrücken, aber es kommt durchaus vor, dass er mit seiner Umständlichkeit nervt. Die fünf standen also alle in einer Reihe auf dem Hof und kehrten mir den Rücken zu. Was gab es denn da so Spannendes zu sehen? Das alte Haus, in dem früher oben meine Eltern und Großeltern gewohnt hatten, konnte es ja nicht sein. Die Räume standen jetzt leer, nur im Erdgeschoss und im ersten Stock hatten wir Material gelagert. Dann sah ich es: Oben im zweiten Stock war das kleine Toilettenfenster offen und heraus guckte mein Sohn Philipp, vier Jahre alt. Er weinte. "Was ist denn hier los?", fragte ich, als ich neben den anderen stand. "Philipp ist da oben", antwortete Tina. "Das sehe ich. Und?" "Er kann nicht raus. Er hat sich im Klo eingeschlossen. Unfreiwillig. Ich war schon oben und habe ihm durch die geschlossene Tür zu erklären versucht, was er machen muss, um die Tür wieder aufzukriegen, aber er begreift es anscheinend nicht. Oder. er kriegt es jedenfalls nicht hin." "Wieso ist er überhaupt da oben? Wenn er mal muss, gibt es doch hier unten einfachere Möglichkeiten." Als Tina nicht antwortete, sagte mein Vater: "Das ist eine längere Geschichte. Die können wir später erzählen. Jetzt sollten wir erst einmal zusehen, dass wir ihn da rausholen." Inzwischen hatte Herkules eine lange Leiter gebracht. Sokrates half ihm, sie an die Hauswand zu lehnen und wollte nun hinaufsteigen. "Moment!", hielt ich ihn zurück. "Das ist meine Aufgabe. Ich bin schließlich der Vater von diesem Bengel." Sokrates alias Thomas machte bereitwillig Platz und ich begann die Sprossen hinaufzusteigen. "Sei vorsichtig!", rief Tina mir zu. Diese Bemerkung schien mir keines Kommentars würdig zu sein. Glaubte sie etwa, ich würde unvorsichtig auf der Leiter herumturnen? Oder gar Philipp fallen lassen? Mein Vater überlegte laut: "Vielleicht sollten wir doch lieber die Tür aufbrechen! Sie wäre sowieso kein großer Verlust, weil keiner mehr da oben wohnt." Aber auch zu diesem Vorschlag sagte ich nichts, sondern stieg einfach weiter. Er hatte zwar nicht ganz unrecht, aber wie sähe das denn aus, wenn ich mich jetzt, auf halber Strecke, anders besinnen und wieder herunterklettern würde! Als ob ich Angst hätte. Ich, der Zimmermann, der sein halbes Leben auf Leitern und Balken in luftiger Höhe zugebracht hat! Oben angekommen, redete ich beruhigend auf Philipp ein. "Keine Angst, mein Junge, ich hole dich da raus! Ich kann nicht zu dir reinkommen, dafür ist das Fenster zu klein. Aber du kannst rauskrabbeln und ich nehme dich hier in Empfang. Das klappt schon, du wirst sehen! Keine Angst, du fällst nicht, ich halte dich!" Philipp stieß zwische