Beschreibung
In einer Februarnacht im Jahr 1992 wird Clay Robinette, in Ungnade gefallener Reporter, inzwischen jedoch Dozent für 'Creative Non-Fiction', vom Klingeln seines Telefons geweckt. Der panische Anrufer ist sein Professorenkollege Reggie Brogus, ein beruchtigter ehemaliger Black Panther, der sich nach einem mysteriösen siebenjährigen Exil in einen rechtskonservativen Eiferer verwandelt hat. In Reggies Buro auf dem Campus liegt die Leiche einer weißen Frau, und er ist uberzeugt, dass sie vom FBI dort platziert wurde, um ihn endgultig aus dem Weg zu schaffen. Clays alter Reporterinstinkt wird geweckt, er lässt sich in der eisigen Winternacht an die Uni locken. In Reggies Buro trifft ihn fast der Schlag: Er erkennt das Opfer, es ist die Studentin Jennifer Wolfshiem, mit der er bis vor kurzem eine Affäre hatte. Clay weiß, dass er den Mörder entlarven muss, bevor er selbst zum Hauptverdächtigen wird Noch nie hat ein Roman Anita Hill und Clarence Thomas, Martin Luther King und Rodney King, Schwarzen Konservatismus und weißen Eifer derart witzig und klischeefern versammelt. Das schwarze Chamäleon ist zugleich packender Krimi, beißende Gesellschaftssatire und provokante Auseinandersetzung mit race und Politik in den USA der letzten Jahrzehnte.
Autorenportrait
Jake Lamar, geboren 1961, wuchs in der Bronx, New York, auf. Nach seinem Abschluss an der Harvard University schrieb er sechs Jahre lang für das 'Time Magazine'. Er lebt seit 1993 in Paris und unterrichtet Kreatives Schreiben an der Elitehochschule Sciences Po. Er schreibt Romane, Essays, Rezensionen, Kurzgeschichten und Theaterstücke. Jake Lamar ist Träger des Lyndhurst-Preises und des Grand Prix für den besten ausländischen Thriller. Sein Kriminalroman 'Viper's Dream' wurde 2024 mit einem CWA Dagger Award ausgezeichnet. Robert Brack, Jahrgang 1959, lebt als Autor und Übersetzer in Hamburg. Er wurde mit dem 'Marlowe' der Raymond-Chandler-Gesellschaft und mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet und übersetzte u.a. die Kriminalromane von Declan Burke. Zuletzt erschien 2023 sein Kriminalroman 'Schwarzer Oktober'.
Leseprobe
Wissen Sie, unter Schwarzen heißt es: Unsereins muss doppelt so gut sein, um halb so weit zu kommen wie ein Weißer. Na schön, das mag stimmen oder auch nicht. Ich jedenfalls wollte nur mein Mittelmaß aufrechterhalten. Ein richtig guter Journalist zu sein, ist sehr anstrengend. Ein mittelmäßiger Journalist zu sein, ist einfach. Mir genugte das normale Mittelmaß. Den Gedanken, ich musste doppelt so mittelmäßig sein wie meine mittelmäßigen weißen Kollegen, um auch nur halb so mittelmäßig zu sein wie sie, lehnte ich ab. Wieso sollte ich mich, nur weil ich schwarz bin, irgendwelchen rigiden Leistungsanforderungen unterwerfen? Meine Gute, schauen Sie sich doch bloß mal die ublichen mittelmäßigen Weißen an - gar nicht zu reden von weißen Journalisten! Ich bin weder stolz noch schäme ich mich fur meine Mittelmäßigkeit. Aber mein Recht auf Mittelmäßigkeit, meine Freiheit, so mittelmäßig sein zu durfen wie jede x-beliebige mittelmäßige weiße Person, sollte als ultimatives Gleichstellungsziel gelten, finden Sie nicht?
Schlagzeile
Ein Schwarzer Professor, eine tote weiße Studentin - und die Suche nach der Wahrheit im verminten Terrain US-amerikanischer race politics