Beschreibung
Das Feuer dient dem Menschen als Nutzfeuer, Licht und Wärmequelle, aber auch im übertragenen Sinne als Metapher und Symbol für die Anwesenheit Gottes, für seine Einwirkung. Gleichzeitig kann das Feuer - besonders in einem Kirchengebäude - das wertvolle Haus zerstören; selten von alleine, meistens durch Menschenhand. Im Buch wird die Bedeutung von Feuer und von seinen Auswirkungen in Bezug auf Kirchen - geistige Kirchen und materielle Kirchengebäude - verfolgt: Von der Verbrennung über die Kerzenflamme, die Bibel, die Mystik, die Brandgefährdungen und den Brandverlauf in Kirchen bis zum Brandschutz und zur 'feurigen Gnade des Heiligen Geistes' (Hildegard von Bingen). Es werden Brandursachen in Kirchen, dabei besonders die zunehmenden Brandlegungen, erläutert und Feuerquellen beschrieben. Des Weiteren wird versucht zu zeigen, dass zu viel Feuer - im übertragenen und tatsächlichen Sinne - zur Zerstörung und zu wenig Feuer zum Selbstzerfall der Kirche führt. Denn in den Kirchen überhaupt breitet sich gegenwärtig auch ein anderer 'Kirchenbrand' - ein Flächenbrand der Zerstörung durch Verfehlungen und Versäumnisse aus: 'Die katholische Kirche steht in Flammen', das diagnostizieren viele und viele weisen mahnend darauf hin. Auf dieses Feuer wird in dem Buch ebenfalls eingegangen. Das Buch ist daher kein reines Sachbuch über den Brandschutz in Kirchen, sondern über die Bedeutung des Feuers, das in Kirchen behütet werden muss, aber vor dem man die Kirchen auch schützen muss.
Autorenportrait
Der Autor Dipl.-Ing. Sylwester Kabat, Brandschutzingenieur (geb. 1952 in Chodziez/Polen), studierte an der Feuerwehroffiziers-Hochschule in Warschau und war tätig in der Industrie und Kommunalverwaltung in Torun (Thorn/Polen), als Feuerwehrtechnischer Bediensteter bei der Stadt Worms und Brandschutzingenieur beim Kreis Gütersloh. In Thorn war er Sekretär des Klubs der Katholischen Intelligenz. In über 120 Veröffentlichungen, darüber drei Büchern, beschäftigt er sich insbesondere mit den Brandgefahren und Brandschutzmaßnahmen in Kirchen, Klöstern und Baudenkmälern. Außerdem ist er auch tätig als Fachplaner und Freier Sachverständiger für Brandschutz in Sakralbauten und Baudenkmälern.
Leseprobe
Inhalt Einleitung Feuer Verbrennung: Einblick und Fragen Feuer: Nutzen und Zerstörung Flammen: Vollendung und Übergriff Kerze: Eigenart und Gefahr Betrachtung: Metapher und Licht Bibel: Gott und Symbol Überzeugungskraft: Fegefeuer und Hölle Mystik: Heiliger Geist und Läuterung Inspiration: Kunst und Gebet Kirchenbrand Kirchenbrände: Dome und Statistik Brand: Holz und Löschen Gefährdung: Kirchengebäude und Brand Brandursachen: Brandlegung und Fahrlässigkeit Feuerquellen: Kerzenflamme und Elektroenergie Brandberichte: Brandausbruch und Verluste Kirchenbrandschutz Brandschutz: Schutzpatrone und Ansatz Brandschutzmanagement: Kontrolle und Verhalten Vorsorge: Kerzen und Elektrik Brandschutzmaßnahmen: Bau und Anlagentechnik Ausblick Kirchengebäude: Mängel und Ertüchtigung Spannung: Feuer und Erneuerung Zum Autor . noch lebend im Verbrennen? (Gertrud Kolmar, Marat) Einleitung Feuer ist in Kirchen ständig präsent. Feuer wird in Kirchen behütet. Die Ambivalenz des Feuers, die zeigt sich in der Religion und in Kirchen besonders deutlich: In der christlichen Überlieferung nimmt Gott im Feuer Gestalt an, Feuer zerstört aber auch die Welt. Feuer verbindet die Kirchen und Religionen, es ist ökumenisch. Wenn die Feuerfaszination dem Menschen angeboren ist, dann ist es nur allzu verständlich, dass das Feuer in der Kirche und in den Religionen eine reelle und große Bedeutung hat. Feuer dient dem Menschen als Nutzfeuer, Licht und Wärmequelle, aber auch im übertragenen Sinne als Metapher und Symbol für die Anwesenheit Gottes, für seine Einwirkung: Wenn das himmlische Feuer, die göttliche Liebe, alle unreinen Stoffe verzehrt hat, dann brennt es in der Seele als eine stille Flamme, die nicht nur erwärmt, sondern auch erhellt: dann ist alles licht, rein und klar. Schon bei der Einweihung (Konsekration) einer neuen oder wiederaufgebauten katholischen Kirche oder eines Altars wird Feuer benutzt (Abb. 1-2): Bei der feierlichen Weihe durch den Bischof werden in der Mitte und an den vier Ecken des Altars Wachsdochte und Weihrauch - auch schon aus Gründen der Brandsicherheit in Feuerschalen - angezündet; die fünf Stellen erinnern an die . Kirche ist jedoch nicht nur das Gebäude, der Versammlungsraum der Gläubigen, sondern das sind alle Gläubigen, alle Christen. Gott wirkt im Menschen, was gut ist: Dazu entflammt und ermuntert schließlich die in Christus Jesus geschenkte feurige Gnade. () Deshalb wirke der Mensch in der Freude des Heiligen Geistes Werke der Gerechtigkeit. Die feurige Gnade des Heiligen Geistes - eine wunderschöne Metapher über die Wirkung des Heiligen Geistes in der Kirche. Christen sollen, befeuert durch die Gottes Gnade, Gutes tun, und zwar jedem gegenüber. Dieses Verständnis verwischt sich wieder in der heutigen Zeit, wie es schon mehrmals in der Kirchengeschichte geschah. Die Kirche braucht also dann doch das Feuer und nicht vor allem Macht. Die materiellen Kirchengebäude und die geistigen Kirchen brauchen Feuer und Flamme und sind gleichzeitig von diesem Element bedroht. Das ist die Ambivalenz des Feuers: Zu viel Feuer führt zur Zerstörung, zu wenig zum Selbstzerfall. Reichlich wiedergegebene Zitate bekannter Autoren und bedeutender Texte in diesem Buch sollen von der Bedeutung von Feuer und Flammen überzeugen. . Feuer Der Mensch hat das Feuer wohl nicht erfunden, sondern als nutzbringend für sich entdeckt. Anthropologen und Kunsthistoriker stellen heute fest, dass Kultur, damit die Menschwerdung, erst mit der Bändigung und Nutzbarmachung des Feuers durch den Menschen einsetzte. Das beabsichtigte und kontrollierte Feuer kann man als Zweckfeuer bezeichnen. Wir verbrennen etwas, vor allem Holz, heute auch viel Kunststoff, um daraus einen Nutzen zu erlangen - das ist die Menschheitsgeschichte. Charles Darwin (1809-1882), britischer Naturforscher und durch seine Evolutionstheorie einer der bedeutendsten Naturwissenschaftler, drückte es in seinem 1871 herausgegebenen Hauptwerk so aus: Die Entdeckung des Feuers, wahrscheinlich die größte, die je vom Menschen gemacht wurde, die Sprache ausgenommen, erfolgte in der Zeit vor dem Dämmern. Die polnischfranzösische leidenschaftliche Forscherin und zweifache Nobelpreisträgerin für Physik und Chemie Marie SklodowskaCurie (18671934) soll mal die erstaunlich einfachen, gleichzeitig aber exakt beschreibenden Worte über Feuer gesagt haben: . Verbrennung: Einblick und Fragen Mit dem Feuer haben sich die Menschen und die Forschung jahrhundertelange beschäftigt, heute vielleicht weniger; sein Wesen scheint geklärt zu sein, obwohl noch sehr kompliziert gänzlich zu erfassen. Das Feuer ist so umfassend für den Menschen, dass sich in der Forschung und Wissenschaft fast alle fachwissenschaftlichen Disziplinen mit seinem Wesen und seiner Bedeutung beschäftigen. Im 4. Jh. schrieb Ephräm der Syrer (306-373), der syrisch-aramäische Eremit und in den östlichen und westlichen christlichen Kirchen sehr geschätzte Lehrer, Theologe und Dichter, als er die Unerforschbarkeit von Gottes Wesen erklären wollte, im übertragenen Sinne über Feuer: Wenn nämlich schon das Erzeugnis des Feuers schwer auszusagen ist, obwohl doch sichtbar für das Auge Bis man die Natur des Feuers entschlüsselt hat, hatte man zunächst lediglich gemeint: Insgemein stellt man sich das Feuer unter einer Materie vor, welche durch ihre Bewegung erwärmet. Als Feuer bezeichnet man neuzeitlich eine sichtbare Verbrennung, die eine Oxydation ist, d.h. eine physikalisch-chemische Reaktion, bei der meist Sauerstoff einen Brennstoff umwandelt; es entstehen dabei viel Wärme und hohe Temperaturen, Licht in Form von Flammen sowie Rauchgase und Asche. Dieser Vorgang wird auch als Verbrennung bezeichnet. Erforderlich für die Entstehung eines Feuers sind somit Sauerstoff und ein Brennstoff, aber auch eine Zündursache, d.h. eine Wärmequelle. Dargestellt wird dieser Prozess prinzipiell an einem sog. Verbrennungsdreieck (Abb. 6). Nicht ständig und nicht überall brennt es. Erst, wenn diese drei Komponenten in einer für sie günstigen Konstellation zusammenkommen, kommt es zum Brennen. Brennbare Stoffe können fest, flüssig oder gasförmig sein. Trotz allen diesen Erkenntnissen ist die Verbrennung ein hochkomplizierter Prozess und noch lange nicht in allen Facetten geklärt. Es verbrennt allerdings nicht die feste oder flüssige Materie, sondern das Gasförmige: Gase als solche sowie Dämpfe von festen und flüssigen Brennstoffen, die sich durch ständige Wärmezufuhr bilden. Der größte Teil der Energie, die sich Menschen zunutze machen, wird über Verbrennungsprozesse umgesetzt, meistens wohl immer noch durch Verbrennen fossiler Brennstoffe. Feuer ist eine Kettenreaktion und hört nicht auf, solange die Sauerstoffzufuhr stattfindet und der Brennstoff nicht gänzlich verschlungen ist: Der Prozess der Verbrennung, den wir Feuer nennen, ist ein blinder, natürlicher Prozess. Wir sind gewohnt, diesen Prozess als destruktiv zu bezeichnen, weil er hochorganisierte Materie auf einen Zustand geringer Organisation oder Integration reduziert und dieser Prozess irreversibel ist. Ein Feuer kann in einem Gebäude, in einer Kirche, in einen Brand übergehen, wenn die Voraussetzungen für ein unkontrolliertes Weiterbrennen vorhanden sind. Ein Kirchengroßbrand entsteht, wenn . Feuer: Nutzen und Zerstörung Die philosophischen und psychologischen Überlegungen betrachteten Feuer seit tausenden von Jahren als eines der vier Elemente, die das Leben und die Welt bestimmen und bilden: Luft, Wasser, Erde und Feuer. Erst im Laufe des 18. Jahrhunderts, nachdem Antoine Laurent de Lavoisier (1743-1794), französischer Chemiker und Naturwissenschaftler, 1777 zeigte, dass das Feuer, die Verbrennung, ein Prozess der Verbindung mit Sauerstoff ist und nicht eine unsichtbare Substanz (Phlogiston), hatte diese Annahme an Bedeutung verloren. Damit war Feuer ein Produkt der Verbrennung und keine einfache Substanz oder eines d...