Beschreibung
Schulen machen Schlagzeilen, weil Lehrer immer wieder mit dem Schulvolk nicht fertig werden. Da sind zum einen die Haupt- und Realschulen, in denen die Schulverlierer aufbewahrt werden, die auf Unterricht und Schulordnung pfeifen, weil sie ohnehin keine "Perspektive" mehr haben. Auf die Lüge, der Schulabschluss sei der Weg ins Berufsleben, fallen die inländischen und vor allem die Schüler mit "Migrationshintergrund" nicht mehr herein. Wie auch - wo sie frühzeitig auf Hartz-IV festgelegt sind, wo sie wegen "fremder Kultur" in Ghettos abgeschoben werden, wo Kinder zur Last werden, weil die Eltern von Arbeitslosigkeit und Abschiebung bedroht sind. Wenn Schüler in dieser Lage die Schulen in einen "Jahrmarkt ihrer Eitelkeiten" umfunktionieren, zeigen sie nur, wie gut sie bereits all jene geistigen Techniken gelernt haben, die ihnen zur Bewältigung des bürgerlichen Alltags beigebracht werden. Frühzeitig zum "sozialen Ausschuss" degradiert, setzen sie diese nach ihren eigenen Spielregeln ein, und leben an Mitschülern ihren unverwüstlichen Anerkennungswahn und Selbstbewusstseinskult aus. Und da sind zum anderen die "Gewalttäter" wie der R.S. aus Erfurt oder der S.B. aus Emsdetten, die zeigen, dass die Höhere Bildung vor Massakern nicht schützt. Wenn Schüler von Lehrern kurz vor dem Abitur gefeuert werden, wenn sie sich deswegen ungerecht behandelt fühlen und ihr Recht, zu den "Besseren" zu gehören, mit Füßen getreten sehen, dann verwandeln sie schon mal eine Schule in ein blutiges "Feld der Ehre". Nachher darf dann die bestürzte Öffentlichkeit wehklagen, dass das mit der "Ehre" so nicht gemeint ist.
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Autorenportrait
Freerk Huisken, Jahrgang 1941, 1971-2006 Professor an der Universität Bremen mit dem Schwerpunkt Politische Ökonomie des Ausbildungssektors. Bei VSA erschien von ihm 2005: Der "PISA-Schock" und seine Bewältigung. Wieviel Dummheit braucht/verträgt die Republik?