Beschreibung
Kenny Ashford sucht die Abgeschiedenheit bei ihrer Cousine, um für sich und ihren Bruder ein neues Leben aufzubauen - fern vom wachsamen Auge des Gesetzes, mit dem Robert schon öfter in Konflikt geraten ist. Doch Kenny kommt vom Regen in die Traufe: Ihre Cousine stirbt und hinterlässt ihr nicht nur eine verschuldete Ranch, sondern auch ihre fünfjährige Tochter Emma. Und Robert gerät wieder in Schwierigkeiten. Als der attraktive Marshal Wyatt Caradon auf der Bildfläche erscheint und helfen will, stößt Kenny ihn zurück. Einziger Lichtblick ist ihre Freundschaft zu einer jungen chinesischen Frau. Doch was soll aus Robert werden? Wird Kenny die Farm behalten und Emma versorgen können? Und wird Wyatt Caradon für Kenny eines Tages mehr als nur ein Feindbild sein?
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Stefan Jäger
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Autorenportrait
Tamera Alexander ist für ihre historischen Romane schon mehrfach mit dem Christy Award ausgezeichnet worden, dem bedeutendsten christlichen Buchpreis in den USA. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei erwachsenen Kindern in Nashville.
Leseprobe
1 Copper Creek, Colorado, Rocky Mountains Dienstag, 5. Juni 1877 McKenna Ashford kletterte in der festen Überzeugung, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, in den Westen zu kommen, von der Kutsche. Das Verhalten ihres Bruders zu Hause in Missouri hatte ihr keine andere Wahl gelassen. Sie betrachtete die nicht gerade idyllische Bergstadt Copper Creek und stellte fest, dass sie rauer war, als sie sich die Stadt nach den Beschreibungen in den Briefen ihrer Cousine vorgestellt hatte. Die Stadt sah mit ihren Schindelgebäuden, von denen sich einige leicht zur Seite neigten und altersschwach wirkten, eher rustikal aus. Viele Fenster wiesen Sprünge auf und erinnerten McKenna an blutunterlaufene Augen, die die ahnungslosen Passanten anstarrten. Aber die Berge. McKenna legte den Kopf in den Nacken und ließ ihren Blick über die zerklüfteten Berge wandern, die über Copper Creek Wache standen. Ihr Blick blieb an den schneebedeckten Gipfeln hängen, die sie gleichzeitig mit Ehrfurcht erfüllten und demütig machten. Janie hatte recht: Ein Mensch, der diese Berge sah, wurde unwillkürlich verändert. "Das ist es also? Dafür haben wir unser Zuhause aufgegeben?" McKenna schaute zu Robert hinauf, der immer noch auf dem Kutschbock saß, und sah die Verachtung in der finsteren Miene ihres Bruders. Robert war erst vierzehn, neun Jahre jünger als sie, aber er war um einen guten Kopf größer und besaß Muskeln, auf die die meisten Männer stolz gewesen wären. "Robert, ich bitte dich doch nur, dass du mit dem Wagen zu Vince und Janie weiterfährst, damit sie wissen, dass wir angekommen sind." Sie war erschöpft und hatte Hunger, aber sie bemühte sich trotzdem, ihre Frustration nicht zu zeigen. Es gelang ihr nicht. Wieder einmal. "Ihr Haus befindet sich nur einen knappen Kilometer außerhalb der Stadt." Sie deutete auf den Umschlag, der neben ihm auf dem Kutschbock lag. Sie kannte den Inhalt des Briefes inzwischen auswendig. "Die Wegbeschreibung steht in dem Brief. Ich leihe mir im Mietstall ein Pferd und komme bald nach." Robert rührte sich nicht von der Stelle. "Ich sehe nicht ein, wa-rum ich nicht mit dir zum Mietstall kommen kann." Er warf einen flüchtigen Blick auf den Brief. "Ich habe diese Leute doch noch nie gesehen." "Aber ja, du hast sie schon gesehen. Ich habe dir doch erzählt, dass sie dich kannten, als." Sie brach ab, da sein eigensinnig vorgeschobenes Kinn ihr verriet, dass es keinen Sinn hatte, weiterzusprechen. "Du kannst dich an Vince und Janie nicht erinnern, weil du damals noch zu jung gewesen bist. Aber sie werden sich an dich erinnern. Auch wenn sie dich ganz bestimmt nicht wiedererkennen, wenn sie dich sehen!" Mühsam zwang sie sich zu einem Lächeln. "Sag ihnen einfach, wer du bist. Sie erwarten uns." "Ich sehe immer noch nicht ein, warum ich nicht." "Robert!" Sie atmete hörbar aus. "Bitte mach einfach, was ich sage. Ich kläre mit dem Mietstallbesitzer die Details und komme dann sofort nach." Er kniff die Augen zusammen. Mit mehr Kraft, als nötig gewesen wäre, löste er die Bremse der Kutsche. "Wahrscheinlich hast du recht. Es ist besser, wenn du ohne mich hingehst. Schließlich wissen wir beide, dass er nicht mich, sondern dich eingestellt hat. Auch wenn er das vielleicht noch nicht weiß!" Er ließ die Peitsche kräftig knallen. Der Wagen fuhr holpernd an. McKenna sprang schnell zurück, da das Wagenrad ihren Stiefel nur knapp verfehlte. Sie war mit ihrer Geduld am Ende. Wie konnte sie diesen Jungen so sehr lieben und trotzdem manchmal den Wunsch haben, ihn zu erwürgen? Als sie sah, mit welchem natürlichen Geschick Robert mit der schweren Kutsche umging, regte sich in ihr ein Anflug von Neid. Sie hatten die Pferde und den Wagen in Denver gekauft, aber sie war sich nicht sicher gewesen, wie er auf den steilen Bergpässen zurechtkäme. Aber es gab keinen Wagen, den Robert nicht lenken - oder bauen - konnte. Das Werkzeug und Material, das sie von zu Hause mitgebracht hatten, drückten das Wagenbett tief nach unten. Sie