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In den Mühlen der Dienste

33 Schicksale des Kalten Krieges

Erschienen am 15.05.2012, 1. Auflage 2012
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783863680619
Sprache: Deutsch
Umfang: 200 S.
Format (T/L/B): 2 x 20.5 x 12.5 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Nicht jedes Geheimnis der Vergangenheit lässt sich problemlos lüften. Besonders wenn es um Geheimdienste geht. Deswegen erzählt Klaus Behling Geschichte in Geschichten. Durch einzelne Schicksale des Kalten Krieges puzzelt er lückenhafte Teile der Vergangenheit zusammen. Der BND und die Stasi beeinflussten das Leben unzähliger Menschen aus Ost und West auf unterschiedlichste Art und Weise. Manche suchten sich aus eigener Überzeugung eine Tätigkeit als Stasi-Spion aus, andere wurden unwissend in die Fänge der Geheimdienste hineingezogen. Jedes der 33 in diesem Buch geschilderten Schicksale beleuchtet einen zugleich mitreißenden und erschreckenden Aspekt der deutschen Geschichte.

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Autorenportrait

Klaus Behling (*1949) studierte an der HU Berlin Asienwissenschaften mit Schwerpunkt kambodschanische Sprache und Kultur. Von 1972 bis 1977 war er als Diplomat in Laos und Kambodscha, von 1981 - 1987 Kulturattaché in Rumänien. In der Wendezeit arbeitete Behling als Oberassistent am Institut für Internationale Beziehungen in Potsdam als Experte für Indochina-Fragen. Von 1991 bis zu seiner Pensionierung war er als Journalist für den Springerverlag tätig. Behling publizierte u.a. zum Thema DDR-Spionage, Nachrichtendienst der NVA und zu den Alliierten Militärmissionen in Deutschland.

Leseprobe

GESCHICHTEN AUS DER GESCHICHTE Ein Prolog Geschichte ist ein Roman, der stattgefunden hat, der Roman ist Geschichte, wie sie hätte sein können. Edmond und Jules de Concourt Idées des sensations, 1866 Wir leben mit den Abbildern unserer Geschichte. Jeder hat das seine, in der Summe sollten sie ein Bild ergeben. Doch Bilder sind trügerische Dokumente. Sie verschönern Hässliches, lassen Irrtümer zu Tatsachen werden oder vergolden einfach nur Vergangenes. Deshalb ist das Erzählen von Geschichten aus der Geschichte auch immer ein Kampf um die Bilder. Pessimisten geben diesen Kampf von vornherein verloren und meinen, Geschichte sei die Lüge, auf die man sich geeinigt hat. Diese Weisheit wird gern Napoleon zugeschrieben, manchmal mit einem Hinweis auf die angeblichen Urheber der Lüge - die "jeweils Herrschenden" -, ein anderes Mal mit dem Zeithorizont: "nach dreißig Jahren" versehen. Ein Zitat mit offenbar unklaren Wurzeln also. Und was nicht fest gemauert in der Erden unserer Klassiker steht, scheint ohnehin zweifelhaft. Woran also die fremden und eigenen Abbilder messen? Vielleicht am Umgang der Mächtigen mit ihren Untertanen, der Herrschenden mit den Beherrschten. Gewiss, er ist von Regeln bestimmt, doch allein das damit verbundene Verb reglementieren hat den Beigeschmack von Unterdrückung und Missachtung. Das wird bei einem Blick auf die Untergründe staatlicher Macht deutlich - zum Beispiel im Umgang der Geheimdienste mit den Menschen, die sie "bearbeiten" und die ihnen freiwillig oder unfreiwillig anvertraut sind. Ob diese Geheimdienste einer vermeintlich guten oder angeblich schlechten Sache dienen, scheint unerheblich. Solange sie funktionieren, sind sie Instrumente der Macht, und jede Macht meint, die beste aller Welten aufbauen zu wollen und diese dann verteidigen zu müssen. Dabei sind ihr viele Mittel recht. Der Umgang der Geheimdienste mit den Menschen als Beispiel für das, was zwar nicht die Welt, aber doch die jeweilige Herrschaftsstruktur im Innersten zusammenhält, legitimiert sich aus einem anderen Aspekt: Die Dienste handeln weitgehend unkontrolliert, oft archaisch. Dabei gibt es zweifellos Unterschiede zwischen Diktaturen und Demokratien, doch nirgendwo sind die Apparate transparente Machtinstrumente geworden. So bleibt nur die Suche nach Mosaiksteinchen zu den Schicksalen Betroffener. Auch sie ergeben kein Bild, sondern wieder nur ein Abbild - doch dieses Abbild illustriert, was jemandem geschieht, der in die Mühlen der Dienste gerät. Ob in Ost oder West, oft wird das "In dubio pro reo", das Grundprinzip jeder Rechtssprechung, auf den Kopf gestellt. Nicht die Verdächtigenden beweisen die Schuld des Verdächtigten, sondern der ins Zwielicht Geratene muss seine Unschuld beweisen. Selbst wenn ihm das gelingt, bleibt meist ein Makel. Deshalb wurde hier bei fast allen Protagonisten der Name verfremdet. Das mag das bei manchen, die als Personen der Zeitgeschichte relative Bekanntheit erlangten, merkwürdig erscheinen, weil sie durch authentische Daten und Geschehnisse für den einen oder anderen zu erkennen sind. Trotzdem: Ihr Schicksal gehört ihnen, genauso wie allen anderen weniger Bekannten auch. Sicher ließe sich mancher Umstand im Leben der Menschen, von denen hier erzählt wird, durch einfache Fragen bei jenen klären, die in die persönlichen Schicksale der Betroffenen eingegriffen haben, manchmal brutal, manchmal subtil. Doch ein Geheimdienst wäre wohl nicht geheim, würde er solche Fragen beantworten. So bleiben die Zeugen und die Akten - bei der Stasi in schier unübersehbarer Menge öffentlich, beim BND oft auch noch nach Ablauf der gesetzlichen Archivfristen geschlossen und nur lückenhaft von meist ebenso frustrierten, wie wagemutigen Informanten zu erlangen. Und es bleibt die Phantasie, auf die Löcher im Netz der gesicherten und nachweisbaren Tatsachen Flicken zu nähen. Aus Gesprächen, die ich mit den Betroffenen geführt habe, oftmals aus Akten zu ihren kritischen Lebensphasen, manch