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Vom Getreideacker zum Gewerbegebiet: Die Auswirkungen des Flächenverbrauchs auf die Landwirtschaft in Deutschland

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Erschienen am 01.07.2011, 1. Auflage 2011
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783863415037
Sprache: Deutsch
Umfang: 39 S., 1.08 MB
E-Book
Format: PDF
DRM: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Siedlungen, Gewerbegebiete, Autobahnen - mit täglich rund 100 ha frisst sich die Siedlungs- und Verkehrsfläche in die deutsche Landschaft. Verbraucht wird dabei vor allem fruchtbares Ackerland. Die landwirtschaftliche Produktion ist die überragende Flächennutzungsform in Deutschland. Mehr als die Hälfte des Bundesgebietes fungieren als Acker- und Weideflächen, gefolgt von Waldflächen. Zusammen machen sie rund 80% der Grundfläche Deutschlands aus. Dennoch ist der ungebrochene Trend zur Ausweitung der Siedlungs- und Verkehrsfläche alarmierend. Ökosysteme werden zersiedelt, die biologisch aktive Fläche nimmt ab. Die dabei auftretenden Schäden sind zudem irreversibel. Die zerstörten Böden regenerieren sich, wenn überhaupt, nur in jahrhunderte langen Zeiträumen.Die Bundesregierung hat bereits 2004 erklärt, dem Flächenverbrauch entschieden Einhalt zu gebieten. Vorgegeben wurde dabei ein Zielwert von tolerierbaren 30 ha verbrauchter Fläche pro Tag bis 2030. Diese ambitionierte Zielsetzung konnte bisher nicht annähernd realisiert werden, der Landhunger für Siedlungen, Gewerbegebiete und Infrastruktur ist ungebrochen. In dem vorliegenden Buch beschreibt der Autor die Auswirkungen der anhaltenden Inanspruchnahme von Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke auf die Landwirtschaft in Deutschland. Nach einer Einführung in die Begrifflichkeiten erfolgt eine Bestandsaufnahme der Bodennutzung in Deutschland. Dabei werden die Veränderungen der Flächennutzung, die ihr zugrundeliegenden Ursachen und die davon ausgehenden Effekte beschrieben. Anschließend werden die Effekte in ihrer Wirkung auf die Landwirtschaft untersucht. Im Hinblick auf Tendenzen und Lösungsansätze werden abschließend bevorstehende Herausforderungen an die Landwirtschaft, Prognosen des erwarteten zukünftigen Flächenverbrauchs und der Stand des politischen Handelns in Deutschland beschrieben.

Autorenportrait

Christoph Reimers, geboren 1986, hat an der Universität Hohenheim Agrarwissenschaften studiert. Kombiniert mit seiner herkunftsbedingten landwirtschaftlichen Prägung und Erfahrung ist er somit firm in Theorie und Praxis. Zu der vorliegenden Abhandlung bewegte ihn seine Sensibilität für Umweltthemen und sein Interesse an der bäuerlichen Landwirtschaft.

Leseprobe

Textprobe:Kapitel 3.3, Auswirkungen der strukturellen Veränderungen:Die Ausdehnung der Siedlungs- und Verkehrsfläche bewirkt einen Rückgang der Artenvielfalt im gesamten Naturhaushalt. Ein Ökosystem als Baustein des Naturhaushaltes zeichnet sich durch das Beziehungsgefüge der in ihm lebenden Organismen zu ihrer belebten und unbelebten Umwelt aus. Maßgeblich werden die Prozesse dabei durch die Diversität der Arten bestimmt. Da das Netz aus ökologischen Interaktionen in artenreichen Lebensräumen stärker verflochten ist, wirkt sich eine hohe Biodiversität positiv auf die Stabilität eines Ökosystems aus. Störungen können besser abgefangen und ausgeglichen werden. Ein hohes Artenreichtum ist daher ein entscheidendes Kriterium für ein natürliches Ökosystem in seiner Bestrebung nach dauerhaftem Bestehen.Agrarökosysteme sind stellen eine besondere Form des Ökosystems dar. Sie sind vom Menschen geformt und dienen der Produktion von Kulturpflanzen auf dafür geeigneten Standorten. Daher handelt es sich um ein Nutzökosystem, in das der Mensch eingreift, um den Ertrag für seine Zwecke zu maximieren. Im Gegensatz zu natürlichen Ökosystemen existieren Agrarökosysteme meist nur für eine bestimmte Dauer, bevor sie durch menschliche Eingriffe umgestaltet werden. Die diversitätsinduzierte Stabilität verliert in einem Agrarökosystem gegenüber eines natürlichen Ökosystems daher an Relevanz. Trotzdem muss ein Agrarökosystem in der Lage sein, sich den annährend jährlich ändernden Anbaubedingungen anzupassen. Eine ausreichend hohe Artenvielfalt ist daher unabdingbar.Das Agrarökosystem steht in vielfältigen Austauschprozessen mit seiner angrenzenden Umwelt. Es setzt sich neben den angebauten Kulturpflanzen weiterhin aus Wildpflanzen und Tieren zusammen. Diese erfüllen eine Reihe wichtiger Funktionen wie die Stimulation von Wachstumsprozessen und das Bestäuben der Blütenstände. Zudem wirken Tiere und Insekten als Nützlinge einem unerwünscht hohen Schädlingsdruck entgegen. Entscheidend für die Biodiversität eines Agrarökosystems sind daher vor allem auch die Diversität und die Strukturen angrenzender Lebensräume.Eine allgemeine Abnahme der Biodiversität im Naturhaushalt kann sich über die vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen den Ökosystemen auch auf die Biodiversität in Agrarökosystemen auswirken. Es ist jedoch zu beachten, dass der Artenrückgang durch die Landwirtschaft selbst stärker verursacht wird als durch die Ausdehnung der Siedlungs- und Verkehrsfläche. Traditionelle Formen der vorindustriellen Landwirtschaft waren eine wichtige Vorraussetzung für die Entstehung der diversen europäischen Kulturlandschaft. Der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts etablierte intensive Ackerbau führte unter dem gezielten Einsatz industrieller Produkte wie Mineraldünger, chemischem Pflanzenschutz und Agrartechnik bei gleichzeitiger Veränderung der Flur zu einem deutlichen Rückgang der Artenvielfalt im Naturhaushalt. Dennoch ist der Artenverlust durch den wachsenden Flächenverbrauch als ein Faktor im Wirkungsgefüge zu berücksichtigen. Wesentlich direkter und eindeutiger ist die Landwirtschaft durch die strukturellen Veränderungen und Erweiterungen des Wegenetzes betroffen. Fahrverbote für den landwirtschaftlichen Verkehr, Lastbeschränkungen oder Hindernisse zur Verkehrsberuhigung können dabei zu wirtschaftlichen Nachteilen für landwirtschaftliche Betriebe durch erschwerte Mobilität führen.

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