Beschreibung
Marc Wagner, Endzwanziger und vom Glück verwöhnt, jobbt auf Mallorca, hat eine reiche Verlobte, eine Eigentumswohnung in Köln und jede Menge Erfolg bei anderen Frauen. Ein perfektes Leben - wäre da nicht sein Bruder Christoph. Dieser lässt einen von Marcs One-Night-Stands auffliegen, und Marcs Glückssträhne endet abrupt. Von der Verlobten verlassen, droht ein finanzielles Fiasko. Der Ausweg? Eine ausgelobte Baby-Prämie der Oma. Dazu fehlt nur eine gebärfreudige Frau. Für einen Womanizer scheinbar gar kein Problem. Doch dabei hat Marc nicht mit den Hürden des Alltags, seiner seltsamen Familie und der "grausamen" Frauenwelt gerechnet.
Autorenportrait
Simon Bartsch, Jahrgang 1978, verbrachte seine Kindheit und Jugend in der Nähe von Köln und in London. Nach dem Abitur in Bonn studierte er Medien- und Kommunikationswissenschaften an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Schon während des Studiums arbeitete er freiberuflich als Journalist für den Westdeutschen Rundfunk sowie verschiedene Tageszeitungen. Heute lebt er mit Frau und Hund in Bonn.
Leseprobe
Meine Jugend als mutiger Marc gerät zunehmend in Vergessenheit. Genau in diesem Moment, 20 Jahre später, ist von meinem Mut nämlich nicht mehr viel übrig. Ich glaube Mohammed Atta war sich nicht wirklich bewusst, was er mit seinem hirnrissigen Werk am 11. September 2001 den Aviophoben dieser Welt angetan hat. Vermutlich hätte es ihn auch nicht interessiert. Während sich der traditionelle Aviophobe früher nur auf komische Geräusche im und ums Flugzeug konzentrieren musste, hält der moderne Aviophobe von heute zudem Ausschau nach potenziellen Schläfern. Das fällt mir nicht leicht. Zum einen weiß ich nicht genau, wie ein typischer Schläfer von heute aussieht, zum anderen traue ich diesen Menschen auch eine gut durchdachte Verkleidung zu. Wer es schafft den gewieften George Bush Junior aus der Reserve zu locken, der hat vermutlich mehr auf dem Kasten als einen aufgeklebten Schnäuzer, Hasenzähne und eine falsche Brille. Vorsichtshalber schaue ich mich suchend um. Eine Gruppe von alkoholgeschädigten Fußballern macht sich nicht weiter verdächtig. Die Jungs belagern gleich mehrere der blauen Plastikstühle. Sie sehen müde aus. Einige von Ihnen weisen eklatante gesundheitliche Schwächen auf. Zumindest lässt die gelbe Pfütze, gespickt mit Käsewürfeln und schinkenähnlichen Brocken, in ihrem direkten Umfeld darauf schließen. Somit kann ich mindestens vierzehn Menschen als potenzielle Terroristen vorerst ausschließen. Bleiben also nur noch geschätzte 120 Selbstmordattentäter. Beruhigend ist diese Zahl wahrlich nicht. Denn selbst ein Bombenleger wäre mir in meiner jetzigen Verfassung mehr als genug. Ein dunkelhaariger Mann hinter mir spricht ganz leise in sein Handy. Will er sich vielleicht von seinen Verwandten verabschieden? Tun Terroristen so etwas? Oder geht er mit seinen Verbündeten die genaue Explosionszeit durch? Ich weiß es nicht. Als er "Ich freue mich auf dich!" in sein Telefon haucht, bin ich etwas beruhigt. Gut, ich muss zugeben, die Flugroute Palma - Köln/Bonn ist auf den ersten Blick vielleicht nicht die anschlagsanfälligste Strecke, die mir spontan einfällt. Soviel ich weiß, gibt es allerdings noch keine wissenschaftlichen Untersuchungen, die mich vom Gegenteil überzeugen könnten. Eine Frau mit Kopftuch erregt plötzlich meine Aufmerksamkeit. Bestimmt eine Schwarze Witwe. Was sollte eine Frau mit Kopftuch sonst auf Malle machen? Die Türken haben doch ihr eigenes Meer. Sehr verdächtig. Fast schon in Panik schaue ich mich nach Sicherheitspersonal um. Tatsächlich sehe ich zwei Männer von der Guardia Civil. Nur, was sagt man zwei muskulösen Rudimenten der Franco-Spezialeinheit? "Da vorne steht eine Frau mit Kopftuch", dürfte vermutlich nicht ausreichen, um einen Großeinsatz mit Sondereinsatzkommando auszulösen. In meiner Verzweiflung stoße ich nur noch ein kleines Gebet aus und suche meinen Weg ins Flugzeug. Wirklich gut geht es mir nicht. Ich will mich nur noch hinsetzen. Doch natürlich muss vor mir ein alter Mann sein Handgebäck, dass wahrscheinlich an jedem anderen Flughafen dieser Welt als Sperrgepäck durchgegangen wäre, in dem viel zu kleinen Verstauraum über den Köpfen unterbringen. Eine Stewardess schiebt mich ein wenig unsanft zur Seite und hilft dem alten Mann. Ausnahmsweise habe ich keine Augen für die Stewardess. Obwohl sie nach erster Begutachtung durchaus über einen schönen Hintern verfügt. Ich habe gerade ganz andere Probleme. Der alte Mann lässt sich überzeugen, dass sein Holzpaddel besser unter dem Sitz untergebracht sei. Ich frage mich noch immer, wie er dieses Ding überhaupt an Bord gebracht hat. Wahrscheinlich handelt es sich trotz schrumpeliger Haut und vergilbten dritten Zähnen um einen Top-Terroristen, der sämtliche Sicherheitsleute am Flughafen mit seinem Holz brutal getötet hat. Jack Bauer, Chuck Norris und der Terminator würden vor Neid erblassen. Unglücklicherweise ist mir der Platz in der Mitte zugelost worden. Auf dem Platz am Fenster sitzt ein Mann in meinem Alter. Für meinen Geschmack ist er etw