Beschreibung
Der 'Fortschritt' - Schlagwort der technokratischen Siebzigerjahre, in Brasilien Parole der Militärdiktatur - kommt bis nach Cataguases: Anstatt in gemieteten Verschlägen am Flussufer auf das nächste unweigerliche Hochwasser zu warten, baut, wer es sich leisten kann, im Stadtteil 'Paraíso' am Stadtrand, wo gestern noch magere Kühe zwischen Termitenhügeln an trockenem Gras kauten, bescheidene Häuser aus Backstein, vier Zimmer, Wasserhahn in der Küche, Fernseher. Den Kindern soll es einmal besser gehen. Auch im dritten Band des Romanwerks, der auf dem Hintergrund der 1970er Jahre zwischen Militärdiktatur, Pop und vermeintlichem Fortschritt im brasilianischen Hinterland spielt, vermischen sich Fiktion und Erinnerung, staunende Kinderaugen und das Delirium Sterbender zu einem kraftvollen Tableau all der unspektakulären Leben, die eine Gesellschaft ausmachen.
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Autorenportrait
Luiz Ruffato wurde 1961 in Cataguases im brasilianischen Bundesstaat Minais Gerais geboren und wuchs in einer armen Migrantenfamilie auf. Er arbeitete u.a. als Popcornverkäufer und Dreher und studierte Journalismus. Sein Großstadtroman »Es waren viele Pferde« revolutionierte die brasilianische Literatur und wurde von der Kritik enthusiastisch aufgenommen. Zwischen 2005 und 2011 verfasste Ruffato den fünfbändigen Zyklus »Provisorische Hölle«. Seine Romane gelten als Klassiker der modernen brasilianischen Literatur. Sein »kapitalistischer Realismus« macht ihn zu einem großen Erzähler der Gegenwart. Gemeinsam mit seinem Übersetzer Michael Kegler wurde er mit dem Internationalen Hermann-Hesse-Preis 2016 ausgezeichnet. Luiz Ruffato lebt heute in São Paulo.