Beschreibung
Eigentlich ist alles ganz anders. Eigentlich ist das hier Fiktion und das dort Wirklichkeit. Eigentlich ist das nur ein Vorwand, denn in Wirklichkeit - Bei diesen bestens bekannten Rede- (und Denk-)Figuren setzt der rasante neue Roman von Almut Tina Schmidt ein: Die Erzählerin fährt (unter einem Vorwand) nach Antwerpen, landet aber vorerst in Köln, dann in Bonn, und begegnet laufend alten Schulkollegen und -freundinnen. Was wir durchaus merkwürdig finden dürfen. Als die Sache dann noch in eine Kindesentführung ausartet und sich herausstellt, dass ihr lang verschollener Freund im Auftrag ihrer Tante Agnes handelt, da kippt die Handlung endgültig ins Groteske um. Eigentlich ist In Wirklichkeit eine Geschichte über die schwer durchschaubare Beziehung zwischen Kunst und Leben, zwischen O-Ton und Kunstradio; nicht umsonst spielt Almut Tina Schmidt hin und wieder auf Orson Welles an, der in seiner legendären Hörspielfassung von Krieg der Welten bereits souverän die Grenzen von Fiktion und Dokumentation verwischte. Aber in Wirklichkeit handelt der Roman von Paranoia und falschen Fassaden, von dem Gerede, das uns von der Unterhaltungsindustrie als wahre Form der Authentizität angeboten wird, von den verschiedenen und doch so identischen Jargons, in denen profilneurotisch die Besonderheit und Unverwechselbarkeit jedes Einzelnen behauptet wird. Erfunden, wahr - alles ist gleich grotesk. Aber die Komik dieses Romans hat etwas Beklemmendes: es ist nicht wirklich lustig, den Boden unter den Füßen weggezogen zu bekommen Die atemlose Reise einer merkwürdigen Person durch das zeitgenössische Gerede: ein Roman von grimmiger Komik.
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