Beschreibung
Der Band versammelt interdisziplinäre Ergebnisse von Literaturwissenschaftlern, Filmwissenschaftlern und Philosophen, die sich mit den ästhetischen Potentialen von Irrwegerzählungen auseinandersetzen und dabei ein breites historisches Spektrum abschreiten: Von der Antike, der 'Odyssee', über mittelalterliche Epik und Mystik bis zu modernen Gestaltungen dieses Erzählmusters gehen die Beiträge jenen Semantisierungsmöglichkeiten des Irrwegs nach, die von handlungslogischen bis zu moralischen Implikationen reichen, den Rückschluss auf teleologische Strukturen von Weltdeutung, die Materialisierung eines Sinnkosmos und eine Diskussion von Determinationsvorstellungen zulassen oder aber die wissenschafts- und ideologiekritische Thematisierung von Wahrheitskonzepten betreffen. In der Zusammenführung dieser Aspekte liefert der Band einen Beitrag zur kulturwissenschaftlichen Raumtheorie sowie texttheoretisch ausgerichtete Analysen narrativer Muster. Irrwege als Lebenswege, Bewegungsmuster oder verfehlte Orientierungen und ein paradox anmutendes Identifizieren von Irren und Ziel: Die Beiträge zeigen, wie alle diese Aspekte in Freiräumen konvergieren, welche Irrwege für die Entfaltung des Erzählens eröffnen, in der Frage nach einer ,positiven' Qualität des Irrens, die sich in dessen ästhetischen Eigenwert verlagert findet.