Beschreibung
Paul Ricoeurs umfangreiche und gewichtige Studie ist nicht nur ein zentraler Beitrag zu den in den letzten Jahren immer bedeutender gewordenen Diskussionen um Gedächtniskultur, Erinnerung und Vergessen, sondern zugleich deren philosophische Durchdringung. Ricoeur geht dabei über die eher soziologischen Untersuchungen der memorativen Praktiken des 20. Jahrhunderts weit hinaus und entwirft eine systematische Geschichte und Theorie des Gedächtnisses. In drei großen Komplexen nähert er sich dem Erinnern: in phänomenologischer und historischer Perspektive (vom griechischen Erbe ausgehend über Augustinus bis zu Husserl und zum kollektiven Gedächtnis bei Maurice Halbwachs), in erkenntnistheoretischer Hinsicht (die Geschichtswissenschaft als Gedächtnisautorität, die gleichwohl mit dem lebendigen Gedächtnis in Widerstreit geraten kann) und in hermeneutischer Absicht (eine Reflexion über die geschichtliche Bedingtheit des Erinnerns und dessen geheime Beziehung zum Vergessen). Paul Ricoeur ist emeritierter Professor der Universität Paris-X (Nanterre) und der Universität von Chicago, lehrte außerdem in Strasbourg und Paris Sorbonne. Für seine Schriften zur Hermeneutik und symbolischen Formen erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Hegel Preis, den Grand Prix de l'Académie française, den Balzan Preis sowie den Kyoto Preis.
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