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Von alters her hat Persien den Ruf eines Blumengartens, da vor allem im Frühling die kargen Flächen des Hochplateaus mit Blumen übersät sind. Umso erstaunlicher mutet es an, dass Blumen die Gärten, auch im heutigen Iran, nicht nachhaltig in ihrer Gestaltung beeinflussen konnten. Blumen sind dort bestenfalls Dekorationsmittel. Im Kunsthandwerk finden sich jedoch sehr viele Beispiele, wo sich Blumen im Zentrum von Darstellungen befinden. Trotz dieses blütenreichen Frühlingszaubers im Land spielten Blumen, etwa für die Sasanidenherrscher, eine eher untergeordnete Rolle. Das Volk hingegen wird dieses Frühlingserblühen sehr wohl zur Kenntnis genommen haben. Im Umfeld von Taq-e Bostan hat man eine Relieftafel zutage gefördert, die, mit einem Fries umrahmt, eine Art Lebensbaum symbolisiert. Ein ähnliches Relief mit zwei ineinander verschlungenen Pflanzen hat man in den Resten einer der Stadthäuser von Ktesiphon gefunden. Dies mag ein Hinweis darauf sein, dass eine mythische Vorstellung von Pflanzen und Natur im Bewusstsein des Volkes vorhanden war. Chronisten scheinen zu wissen, dass bereits bei den Sasaniden Blumen eine gewisse Rolle gespielt haben und zwar nicht nur als Stickereien auf königlichen Gewändern, als Votivgaben bei den Heiligtümern, sondern ganz profan bei Festlichkeiten. Das Überbringen von guten Nachrichten im Volk wird mit Blumen in der Hand von Frauen oft symbolisch überhöht. Der Blumenstrauß in Anahitas Hand (Bild 21b) kann darauf hindeuten. Blumen hatten demnach eine besondere Rolle in Fragen der Etikette im Sasanidenvolk. Wir verstehen, dass dem Volk des winterrauen, sommerdürren Hochplateaus ein Lenz, der in solchem Festgewand seine bunten duftigen Wellen über Berg und Tal zieht, die Quelle jener herrlichen Frühlingspoesie werden musste, die wir bei sonst keinem Volk des Vorderen Orients finden (Erwin Gauba 1936, S. 20). Abgesehen von repetitiven floralen Stuckformen, die immer wieder auftauchen, sind Blumendarstellungen im Kunsthandwerk dieser Zeit nicht feststellbar. Das mag daran liegen, dass abseits von Etikette und Gebräuchen im Volk jegliche Ausdrucksform im königlichen Umfeld ausschließlich der Machtdarstellung des Herrschers zu dienen hatte. Als Robert Byron (1925-1941, Historiker, Kunstkritiker und Reise-Schriftsteller) in den 1930er Jahren Persien bereiste, entdeckte er im innersten Heiligtum der Jameh Moschee in Qazvin einen arabesken Fries aus dem Jahr 1113, der nachweislich aus der Seldschuken-Ära stammt. Das Besondere hier waren die sehr naturalistisch dargestellten Blütenformen wie etwa von Tulpen, Rosen, Iris, ähnlich wie solche Darstellungen vier Jahrhunderte später in osmanischer Zeit in den Porzellanmalereien von Iznik, ergänzt noch mit Nelken und Hyazinthen, auftreten. Die Ursachen dazu liegen in der Ausdehnung des seldschukischen Großreiches, das von der Levante und Anatolien bis über das persischen Kernland mit dem heutigen Iran und Irak reichte. Die Dynastie der Seldschuken, ein Turkvolk aus den Steppen des heutigen Usbekistan, nahm den sunnitischen Glauben an und herrschte bis 1186. Durch ihre Herkunft waren sie den Steppenblumen wie Tulpen, Hyazinthen und Iris und in Einzelfällen der Kaiserkrone besonders zugetan. Es war auch ein Seldschuke, der dem Druck der zerstörerischen Mongolen ausweichend, in Anatolien ein regionales Reich gründete, das zum Großreich der Osmanen führen sollte. Wie wichtig die Welt der Blumen für den Islam ist, zeigt sich in einem Spruch, der auf den Propheten Mohamed zurückgehen soll: Hätte ich zwei Laibe Brot, würde ich einen verkaufen und mir für den Erlös Hyazinthen erstehen, um damit meine Seele zu ernähren. Iran mit heute 82 Millionen Einwohnern ist das bevölkerungsreichste und nach seiner Fläche das zweitgrößte Land im Mittleren Orient. Heute nennt sich dieses Land Islamische Republik Iran. Es lässt sich klimatisch in drei Großregionen unterteilen, in eine humide Zone an den Küsten des Kaspischen Meeres, in die semiariden Gebiete und die Oasen westlich der Wüste Lut, sowie in eine vollaride Zone im Osten von ihr. Aus der Sicht kulturhistorischer Entwicklung bilden bestimmte Regionen unter wechselnden Dynastien einzelne baugeschichtliche Schwerpunkte, zu denen beispielsweise die Provinz Fars unter den Dynastien etwa der Achämeniden, der Sasaniden, der Safawiden und der Zand gehört.
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Preisträger des ITB BuchAwards 2021 (Internationale Tourismus-Börse) in der Kategorie "Das besondere Reisebuch"