Beschreibung
Das Buch vereint ausgewählte, zentrale Texte der praktischen Philosophie von Platon bis zur Gegenwart. Sie werden in ihrem je eigenen Argumentationszusammenhang möglichst vollständig wiedergegeben und durch allgemeinverständliche Einleitungen, Bearbeitungsfragen und Antworten eingehend erläutert. Die Texte können damit als Material eines anspruchsvollen Ethikunterrichts wie auch als Grundlage eines Selbststudiums dienen. Das Buch gliedert sich nach den Grundfragen und -themen der Ethik Was heißt Ethik? Tugend, Pflicht und Nutzenethik Wert und Diskursethik Freiheit als Voraussetzung für Sittlichkeit Recht und Gerechtigkeit Was heißt Glück? Freundschaft und Liebe
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Autorenportrait
Robert Spaemann, geboren am 5. Mai 1927 in Berlin, studierte Philosophie, Romanistik und Theologie in Münster, München und Fribourg. Von 1962 bis 1992 lehrte er Philosophie an den Universitäten in Stuttgart, Heidelberg und München, wo er 1992 emeritiert wurde. Robert Spaemann hatte zahlreiche Gastprofessuren inne, erhielt mehrere Ehrendoktorwürden und war 2001 der Träger des Karl-Jaspers-Preises der Stadt und der Universität Heidelberg. Robert Spaemann, einer der führenden konservativen Philosophen im deutschsprachigen Raum, starb am 10. Dezember 2018. Walter Schweidler, geboren 1957, studierte Philosophie, Rechts- und Politikwissenschaft sowie Katholische Theologie. Von 1992 bis 1997 Professor für Philosophie an der Pädagogischen Hochschule Weingarten, verschiedene Gastprofessuren. Seit 2000 Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum.
Leseprobe
Editorisches Vorwort Ethik hat es zu tun mit der rationalen Rekonstruktion und mit der Begründung moralischer Überzeugungen. Sie betrachtet solche Überzeugungen nicht sozusagen von außen, sondern nimmt deren Wahrheitsanspruch ernst. Bei Fragen um Gut und Böse geht es um Wahrheit. Anders wäre der Streit um solche Fragen unverständlich. Ethik ist ein Teil der Philosophie. Philosophie sei Selbstdenken, schrieb Kant. Aber Selbstdenken macht sich, wie Hegel und Nietzsche gezeigt haben, nicht von selbst. Von selbst denkt man nur, was man denkt. Selbstdenken wird geweckt in der Begegnung mit anderem Selbstdenken. Vor allem geschieht dies in der Konfrontation mit klassischen Texten. Solche Texte adäquat interpretieren und verstehen ist nur möglich, wenn wir uns ihrem Wahrheitsanspruch aussetzen. Die Auswahl der hier vorgelegten Texte ebenso wie die Versuche, ihren Argumentationsgang kommentierend nachzuzeichnen, soll nicht in erster Linie über Meinungen bekannter Autoren informieren, sondern sie soll dazu dienen, unter der Anleitung dieser Denker ethisches Denken zu lernen, Selbstdenken, das diesen Namen verdient. Dabei soll nicht die Illusion einer ungeschichtlichen Unmittelbarkeit im Verhältnis zu diesen Texten erzeugt werden. Um wirklich zu verstehen, was der Text sagt, ist seine 'geisteswissenschaftlich' exakte Aufbereitung, seine Verortung in seinem jeweiligen geschichtlichen Kontext unerläßlich. Erst so wird ein Gespräch über die Zeiten hinweg möglich. Auf eine leicht zu verschmerzende Anomalie sei hier noch hingewiesen. Die Texte über Wohlwollen und Verzeihung sind, da sie von einem der Herausgeber stammen, ohne eigene Einführung geblieben. Die Einleitung zu diesem Buch von Robert Spaemann mag zugleich als Einführung zu seinen Beiträgen dienen. Der Kreis der Bearbeiterinnen und Bearbeiter, die zu diesem Buch durch ihre Kommentare und Bearbeitungsfragen beigetragen haben, repräsentiert in sich schon ein solches einige akademische Generationen übergreifendes Gespräch, das nicht durch gemeinsame Schuldogmen ermöglicht wird, sondern durch einen freundschaftlichen Konsens über das, was ethisches Selbstdenken, d. h. was philosophische Ethik ist. Die Mühe der kontinuierlichen Betreuung und Gestaltung des Buches haben einige wenige auf sich genommen. Besonders zu danken ist hierfür Ute Kruse-Ebeling, deren beständiger Einsatz das Buch wesentlich geformt hat, sowie Thomas Sören Hoffmann und Klaus Thomalla. Zu danken ist ebenfalls dem Verlag Klett-Cotta für die gute Zusammenarbeit. Robert Spaemann/Walter Schweidler Zum Buch Ethik rekonstruiert moralische Überzeugungen und begründet sie. Nicht von außen werden dabei diese Überzeugungen betrachtet, sondern ihr Wahrheitsanspruch ernst genommen. Denn bei Fragen um Gut und Böse geht es um Wahrheit. Anders wäre der Streit um solche Fragen unverständlich. Ethik ist ein Teil der Philosophie. Philosophie sei Selbstdenken, meinte Kant. Aber Selbstdenken macht sich, wie Hegel und Nietzsche gezeigt haben, nicht von selbst. Von selbst denkt man nur, was man denkt. Selbstdenken wird geweckt in der Begegnung mit anderem Selbstdenken. Vor allem geschieht dies in der Konfrontation mit klassischen Texten. Solche Texte adäquat zu interpretieren und zu verstehen ist nur möglich, wenn wir uns ihrem Wahrheitsanspruch aussetzen. Die hier vorgelegten Texte informieren nicht in erster Linie über Meinungen bekannter Autoren, sondern dienen dazu, unter der Anleitung der ausgewählten Philosophen ethisches Denken zu lernen, Selbstdenken, das diesen Namen verdient. Dabei soll nicht die Illusion einer ungeschichtlichen Unmittelbarkeit im Verhältnis zu diesen Texten erzeugt werden. Um wirklich zu verstehen, was ein Text sagt, ist seine 'geisteswissenschaftlich' exakte Aufbereitung, seine Verortung in seinem jeweiligen geschichtlichen Kontext unerläßlich. Erst so wird ein Gespräch über die Zeiten hinweg möglich. Leseprobe