Beschreibung
Von Marco Polos Schilderung des Geheimbunds der Assassinen oder Haschischi, die sich vor ihren Morden mit Drogen berauschten, hin zu Charles Baudelaires Entlarvung des Haschischrausches als künstliches Paradies. Von Fitz Hugh Ludlows mitreißenden Aufzeichnungen über seine einsamen Haschischesser-Experimente, hin zu Walter Benjamins euphorischen Erfahrungen mit dieser Droge in den Hafenkneipen von Marseille. Von Mark Twains wahnwitziger Idee, Kokapflanzer zu werden, hin zu Sigmund Freuds durch ein schlechtes Gewissen angetriebenem Sinneswandel gegenüber dem weißen Pulver. Von Aldous Huxleys vielschichtigen Beobachtungen im Meskalinrausch hin zu den Expeditionsberichten Henri Michauxs aus diesem Reich. Von Albert Hofmanns Schilderung des weltweit ersten LSD-Trips während einer Fahrradfahrt bis zur heutigen Drogenkultur, geprägt durch Autoren wie William S. Burroughs, Timothy Leary, Anaïs Nin und Tom Wolfe. Mit diesem Lesebuch begibt man sich auf einen literarischen Drogentrip durch das Labyrinth des erweiterten Bewußtseins. Auf den Pfaden der großen Literaten schreitet man über die endlos weiten Plätze und blickt in die klaustrophobisch engen Kammern des berauschten Selbst, um sich seine eigene Landkarte des Bewußtseins zu entwerfen.
Autorenportrait
Michael Zöllner, geboren 1969 in San Sebastian. Studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie in Köln, daneben an der Düsseldorfer Kunstakademie freie Malerei und Buchgestaltung sowie Schriftentwurf in Den Haag. 1996 gründete er den Tropen Verlag, der Anfang 2008 Imprint von Klett-Cotta wurde. Er ist Verlegerischer Geschäftsführer von Klett-Cotta.
Leseprobe
Die letzten Worte konnte ich nur noch mit großer Mühe niederschreiben. Schon jetzt war es mir klar, daß Lysergsäure-diäthylamid die Ursache des merkwürdigen Erlebnisses vom vergangenen Freitag gewesen war, denn die Veränderungen der Empfindungen und des Erlebens waren von gleicher Art wie damals, nur viel tiefgehender. Ich konnte nur noch mit größter Anstrengung verständlich sprechen und bat meine Laborantin, die über den Selbstversuch orientiert war, mich nach Hause zu begleiten. Schon auf dem Heimweg mit dem Fahrrad - ein Auto war im Augenblick nicht verfügbar, Autos waren während der Kriegszeit nur wenigen Privilegierten vorbehalten - nahm mein Zustand bedrohliche Formen an. Alles in meinem Gesichtsfeld schwankte und war verzerrt wie in einem gekrümmten Spiegel. Auch hatte ich das Gefühl, mit dem Fahrrad nicht vom Fleck zu kommen. Indessen sagte mir später meine Assistentin, wir seien sehr schnell gefahren. Schließlich doch noch heil zu Hause angelangt, war ich gerade noch fähig, meine Begleiterin zu bitten, unseren Hausarzt anzurufen und bei den Nachbarn nach Milch zu fragen.