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Die Rätsel des Hercules

Im Auftrag der Wölfin 6

cbj
Erschienen am 01.07.2008
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783570217290
Sprache: Deutsch
Umfang: 224 S.
Format (T/L/B): 2 x 18.3 x 12.5 cm
Lesealter: 10-99 J.
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Rom-Mysteries: Spannend, packend, mitreißend Wir schreiben das Jahr 79 nach Christus. Die Freunde Flavia, Jonathan, Nubia und Lupus sind unzertrennlich. Zusammen lösen sie mysteriöse Kriminalfälle und erleben aufregende Abenteuer - im Auftrag der Wölfin, der Schutzherrin über die Ewige Stadt, Rom.

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DE 81673 München

Autorenportrait

Die in London geborene Amerikanerin Caroline Lawrence zog schon früh mit ihren Eltern in die USA und wuchs in Kalifornien auf. Als sie ein Stipendium für Cambridge bekam, ging sie nach England zurück und studierte dort klassische Archäologie, anschließend

Leseprobe

Der Tag, an dem Flavia Gemina erfuhr, dass sie heiraten sollte, begann wie jeder andere Wintertag in der römischen Hafenstadt Ostia.
Als Flavia im Morgengrauen erwachte, waren vom Himmel nur die perlmuttfarbenen Rauten in den Gitterläden ihres Fensters zu sehen. Sie hörte den Regen in der Dachrinne gluckern und spürte die wohltuend frische Luft, die nach fruchtbarer Erde und nassen Ziegelsteinen roch. Flavia kuschelte sich tiefer in ihre Wolldecke und wärmte sich die Füße an dem warmen Fell ihres Hundes Scuto. Heute fand die Verlobungsfeier ihres Onkels statt, und morgen begannen die Vorbereitungen für das Saturnalienfest, das fünf Tage dauerte. Somit fiel der Unterricht eine ganze Woche lang aus.
Als Flavia der Duft von gewürztem Wein und warmer Milch in die Nase stieg, wickelte sie sich ihre Decke um die Schultern und schlurfte die Treppe hinunter in die Küche. Scuto trottete verschlafen und schwanzwedelnd hinterdrein.
'Guten Morgen, Flavia', sagte Flavias alte Kinderfrau Alma und goss ihr heiße Milch in einen Keramikbecher, der zur Hälfte mit gewürztem Wein gefüllt war. 'Käse oder Gerste?'
'Beides bitte', sagte Flavia. 'Und ein wenig Pfeffer. Hat Pater sein Poculum schon bekommen?'
'Ja', antwortete Alma und streute Käse und Gerste in die dampfende Flüssigkeit. 'Ich habe es ihm eben gebracht.' Sie raspelte ein Stück Käse mit einer Silberreibe über dem Becher und die herabfallenden Flöckchen schmolzen an der Oberfläche des Poculums.
'Hier, mein Schatz.' Alma reichte Flavia das Poculum.
'Danke', murmelte Flavia, nippte an dem warmen Getränk und aß etwas von dem Käse-Gerste-Gemisch, das oben schwamm. Praktisch, ein Getränk, das man kauen kann, dachte sie. Die Gerste erinnerte sie an Pistor, den Bäcker. Flavia und ihre Freunde hatten fast den ganzen November damit zugebracht herauszufinden, wer ihm seine Mohnbrötchen gestohlen hatte. Flavia liebte mysteriöse Fälle, und mit der Lösung dieses Falles hatte sie sich selbst bewiesen, dass eine echte Detektivin in ihr steckte.
Flavia nahm ihr Poculum und ging, die Decke hinter sich herschleifend, durch das Peristyl zum Arbeitszimmer ihres Vaters. Hinter den Säulen mit den rot gestrichenen Sockeln lag der Garten im Regen. Der Feigenbaum hatte seine Blätter verloren und die Sträucher bewegten sich im feinen Regen. Scuto lief zum Quittenbusch, um seine morgendliche Notdurft zu verrichten.
'Guten Morgen, Caudex.'
'Guten Morgen, Flavia.' Der große Sklave stand auf einem kleinen Holzschemel und wickelte glänzende Efeuranken um die Säulen.
'Das sieht aber hübsch aus', sagte Flavia und nickte anerkennend.
Caudex grunzte etwas vor sich hin.
Es war Mitte Dezember und in den Zimmern war es heute dunkler als gewöhnlich. Doch im Arbeitszimmer brannte die Stehlampe und ihr goldener Schein vermischte sich mit dem perlmuttfarbenen Licht aus dem Garten. Neben der Lampe stand ein Kohlenbecken aus Kupfer, das mit glühenden Kohlen gefüllt war.
'Morgen, Pater.'
'Guten Morgen, mein Eulchen.' Marcus Flavius Geminus saß über seinen Schreibtisch gebeugt, die Toga wie eine Decke um die Schultern gewickelt. Er lächelte Flavia liebevoll, aber ziemlich geistesabwesend zu.
Flavia kauerte sich in den alten Ledersessel, zog die Beine an und hüllte sich in ihre Decke ein. Sie wärmte sich die Hände an ihrem Becher und schaute ihrem Vater einen Augenblick bei der Arbeit zu.
An sein kurzes Haar hatte sie sich noch immer nicht gewöhnt. Vor zwei Monaten hatte Doktor Mordecai ihm seine verfilzten und verlausten Locken abgeschnitten, aber damals war ihr Vater zu schwach gewesen, um sein Haar dem Gott des Meeres zu weihen. Deshalb hatte er sich das nachgewachsene Haar letzte Woche erneut abschneiden lassen und es Neptun geopfert, zum Dank dafür, dass er ihn den Schiffbruch hatte überleben lassen. Mit seinem kurzen Haar und den neuen Falten auf der Stirn sah Flavias Vater älter aus. Sein Gesicht eri ...