Beschreibung
Magisch, fantastisch, außergewöhnlich: Im Lande Elyon ragen die Städte wie Festungen aus den verzauberten Wäldern. Das Land außerhalb der Stadtmauern birgt viele Geheimnisse. Doch als den Städten schreckliche Gefahr droht, führt Alexas Weg genau dorthin. Magische Jocasta-Steine aus der Hand des weisen Warvold verleihen ihr nicht nur die Gabe, alle Tiersprachen zu sprechen, im zwergwüchsigen Yipes und dem Wolf Darius findet sie auch treue Gefährten, um den Untergang der Städte fürs Erste abzuwenden ... Eine hinreißende, starke Heldin und eine atemberaubend fantastische Welt.
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Leseprobe
Kapitel 1 Warvold 'Wenn du weiter so mit den Zähnen klapperst, müssen wir zurück und uns ans Feuer setzen', sagte mein Begleiter. Er nahm seinen Umhang ab und legte ihn mir um die Schultern, dicker, wärmender Stoff. Ich musste den Saum hochraffen, damit er nicht über die Straße schleifte, aber unter dem Umhang fühlte ich mich gleich viel wohler und meine letzten Kälteschauder verebbten. Inzwischen war die Sonne untergegangen und das Licht der Straßenlaternen drang durch die Nacht wie scharfe gelbe Speere, alle zwanzig Fuß eine Laterne, auf beiden Seiten unseres Weges. Beleuchtet von dem warmen Licht, waren die Wege aus Kopfsteinpflaster wie geschaffen für einen traumhaften Spaziergang. Hinter jeder Ecke begrüßten uns neue gewundene Reihen von Häusern, Laternen und kleinen Ladenfassaden. Manche Türen waren hellblau oder rot gestrichen, aber die Mauern der dicht aneinandergedrängten Häuser waren geweißt. Schweigend gingen wir nebeneinander her. In der Stadt herrschte Stille, nur ab und zu war aus der Ferne das Rufen einer Eule zu hören, die auf der Mauer sitzen mochte und nach Ratten oder anderem Kleingetier Ausschau hielt. Wir bogen in einen dunklen Fußweg ein, der vor einem verschlossenen Eisentor endete. Mein Begleiter nahm einen goldenen Schlüssel aus der Tasche und schloss ein kleines ovales Medaillon auf, das an einer Kette um seinen Hals hing und das mir schon oft aufgefallen war. Ich schaute zu, als er das Medaillon öffnete und einen weiteren Schlüssel herausnahm. Er war unser Führer, ein Mann, der sich viel weiter als alle anderen in die geheimnisvolle Welt dort draußen hinausgewagt hatte. So war es verständlich, dass er den geheimen Schlüssel verwahrte. Er war der Bewahrer eines großen Teils unserer Geschichte und vieler unserer tiefsten Geheimnisse. Ich beobachtete, wie er den Schlüssel in das Schloss des Tores schob; in rostigen Angeln schwang es auf. Mein Begleiter trat in die Dunkelheit und raunte mir zu, ihm leise zu folgen. Ich tastete nach seiner Hand und er nahm sie in seine; wir gingen weiter, sein Umhang schleifte hinter mir über den Boden. Bald darauf blieb er stehen, öffnete meine Hand und führte sie nach vorn, bis ich die glatte Oberfläche von Steinen spürte, die noch immer ein wenig von der Hitze des Tages bewahrte. Ich reichte so hoch hinauf, wie ich konnte, spürte eine Fuge, dann wieder Stein. 'Das ist die Mauer', erklärte er. 'Ich dachte, vielleicht gefällt es dir, sie zu berühren.' Außer seinem Atmen war nichts zu hören. Nach einer Weile fuhr er fort: 'Ich habe meine Jugend damit verbracht, diese Mauer zu bauen, um Gefahren von uns fernzuhalten. Heute frage ich mich manchmal, ob ich sie nicht eingeschlossen habe.' 'Wie meinst du das?' Meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt; ich konnte seine Gesichtszüge ausmachen. Er schien tief in Gedanken versunken, starrte die Mauer an, während er mit feingliedrigen Fingern eine Mörtelfuge entlangfuhr. Sein vom Wetter gegerbtes Gesicht war von tiefen Falten durchzogen und das Haar von Kopf und Bart bildete einen weißen, flauschigen Kranz um sein Gesicht. 'Was meinst du, Alexa - sollten wir uns nicht ein wenig ausruhen, während ich dir eine Geschichte erzähle? Wir müssen uns ganz ruhig verhalten, sonst lässt der alte Kotcher seine Hunde los, und die werden etwas zum Beißen suchen.' Er war dafür bekannt, dass er mit seinen Geschichten Angst heraufbeschwören konnte - Geschichten von Riesenspinnen, die über die Mauer kriechen und Kinder auffressen. Daher war ich besorgt. 'Was für eine Geschichte willst du mir erzählen?', fragte ich. 'Eigentlich ist es eher eine Fabel. Ich habe sie auf meinen Reisen vor langer Zeit gehört, bevor das alles geschah.' Er wedelte mit der Hand in der Luft und in seinen Augen lag ein abwesender Ausdruck. 'Die meisten Leute wissen gar nicht, wie oft ich auf Reisen war, als ich noch jung war. Ich wanderte viele, viele Meilen in jeder möglichen Richtung, monatelang, und ...