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Werktage I

Arbeitsbuch 1977-1989

Erschienen am 25.10.2009
Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783518420485
Sprache: Deutsch
Umfang: 995 S.
Format (T/L/B): 4.2 x 20.3 x 13.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Unbekanntes, hoch Wichtiges ist zu vermelden. Volker Braun hat, beginnend im Januar 1977, bis in die Gegenwart ein Werktagebuch geführt. Dessen erster Band, teils kurze, teils längere Notate, erlaubt nicht allein den erhellenden Einblick in die Werkstatt des 'lauteren, spielwütigen Autors'. Solche Mitschriften des täglichen Lebens machen erfahrbar, wie Volker Braun sich und seine Arbeit, die Kollegen und die politische Situation - in Ost und West - sieht. Und seine Beobachtungen, mal giftig, mal ironisch, Reflexionen und Erzählungen zeigen erneut die Kunst dieses Dramatikers, Lyrikers und Prosaisten: Mit jedem Satz von ihm steigert er humoristisch-traurig die Einsicht in die Verbesserungswürdigkeit und Verbesserungsnotwendigkeit unserer Lage. In diesem Lebens-, Lese- und Arbeitsbuch ist also zu erfahren, wie Volker Braun nach der Publikation der Unvollendeten Geschichte - 1975 in der DDR, 1977 in der BRD - seine Dramen zum Druck befördert und auf die Bühne bringt, wie er listig den Hinze-und Kunze-Roman zuerst in Frankfurt und dann in Halle veröffentlicht, was die im Westen so alles mit ihm anstellen, warum er 1988 das Stück Lenins Tod schreibt, und im Jahr 1989 der erste Band seiner Werkausgabe erscheint.

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Leseprobe

'Wunderbar! Reichlich Stoff zum Lesen für den kommenden Winter in Zeiten der Krise. Ich freue mich sehr auf diese Lektüre.' 'Danke fur diese Informationen. Leseprobe ist sehr interessant.' '- Vielleicht besteht eine Möglichkeit, mein Schreiben dem Herrn Braun zukommen zu lassen. Würde mich freuen. - Falls nicht, bitte ich um eine kurze Information. Herzlichen Dank! Lieber Herr Braun! Auf der Orgel Frescobaldi spielend hörte ich mit halbem Ohr auf den Fernseher hin. Wieder so ein weinerlicher selbstverliebter Wende-Autor, dachte ich voll Abscheu. Dann wurde ich jedoch aufmerksam: Kruzitürken, der nagelt sie aber! Ich wurde hellhörig und stieg vom Orgelstuhl herunter. Habe ich noch alle Sinne beisammen, fragte ich mich (es war schon ziemlich spät), dass ein Mensch die Pest erkennt und selbst nicht infiziert ist? Wie Milla Jovovich, die gegen die Umbrella-Corporation ankämpft? Gibt es da n o c h einen, der Welt und Menschheit en gros und en detail sieht wie sie ist, und zugrunde geht am Wahn? - Ich meine jetzt nicht den Autor, der zugrunde geht, sondern die Menschheit. Demütig und in aller Bescheidenheit, lieber Herr Braun, bekenne ich, dass ich selbst ein literarisches Werk plante mit dem Titel: Warum die Menschheit nicht überleben wird. Mein Ansatzpunkt wäre gewesen die fatale Egostruktur, die ein Entkommen aus der Höhle oder dem Käfig kaum mehr ermöglicht. Ich weiß ja nicht, ob Sie sich in die Gilde der Atheisten, Agnostiker oder sonstigen Religiösen einreihen? Sich festzulegen wäre ja an sich schon der vorprogrammierte Scheintod, der das Zombie-Dasein im ehernen Griff hält. Obwohl mich alles zu diesem schriftstellerischen Erguss drängte, schreckte ich dennoch davor zurück. Aus zwei Gründen: Erstens hätte ich mich noch mehr mit dem Versagens-Kataster der Menschheit befassen müssen (der Menschheit, die ich als Jugendlicher glühend liebte - und jetzt nicht mehr). Zweitens hätten mir die Verlage etwas gepfiffen, weil ein Mensch nichts gilt, der nicht äffisch die Mode- Philosophen, - Psychologen und sonstige Idioten bedient und im Staube kriecht vor der Gescheitheit der Universitäten und dem ganzen präpotenten Narrenvolk, das seine materielle Reputation politisch bezieht von geistig Unbemittelten, und dann wäre die Breitenwirkung im Selbstverlag beschränkt geblieben auf zwei Leute. Nein, auf einen, und bei dem bin ich mir auch nicht mehr ganz sicher, weil er's aufgegeben hat. Und drittens wäre ich daran zugrunde gegangen. Wie kann man in einer Welt leben, die so harmlos und schön aussieht, wenn man aus dem Fenster schaut und die dennoch ein Tiegel des Grauens ist? Wie schaffen Sie das? Einen Nachsatz möchte ich noch anfügen. Um nicht selbst allzu weinerlich oder destruktiv hinüberzukommen, muss ich zugeben, dass in meinem Herzen noch eine Ader zuckt, die sich stante pede wehrt gegen den allgemeinen Infarkt wie ein tapferes kleines Insekt. Wenn das Bild auch kitschig ist. Liebe Grüße, ihr lieber Walter. ' 'Sehr geehrter Herr Braun, leider musste ich gerade erfahren, dass Ihr Band "Trotzdestonichts." nicht mehr lieferbar ist. Ich bin Lehrer und suche einen Text von Ihnen über die Nachwendezeit für die Schule, also unter 10 Stückpreis. Können Sie mir da was empfehlen, gibt es vielleicht etwas in einem Schulbuchverlag, eine Anthologie oder ähnliches? VIelen Dank und freundliche Grüße an das Schreiblabor Andreas Hiller aus Jena ' Leseprobe

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