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Das achte Paradies

Ein Fall für Jacques Ricou, Jacques-Ricou-Reihe 4

Erschienen am 10.11.2011
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783492273558
Sprache: Deutsch
Umfang: 336 S.
Format (T/L/B): 2.4 x 19 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

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Hersteller:
Piper Verlag GmbH
Mark Oliver Stehr
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Georgenstraße 4
DE 80799 München

Autorenportrait

Zur Website von Ulrich Wickert

Leseprobe

Für Adrienne   Urlaubsträume Nun lass doch die Spatzen!', sagte Gaston. Er stand an der Tür zum 'Aux Folies' nicht weit von Jacques entfernt, der an seinem angestammten Bistrotisch à la terrasse saß, einen Café crème trank, Zeitung las und, ohne hinzuschauen, in ein Croissant biss. Immer wieder hüpfte ein Spatz auf die Lehne des Stuhles ihm gegenüber und wartete auf die Chance, ein paar Krümel aufzupicken. Halb neun am Morgen. Und dazu noch Montag. Über Nacht war die Luft ein wenig abgekühlt und das sehr früh mit Wasser sauber gespritzte Trottoir noch nicht ganz trocken. 'Mich nerven Spatzen', antwortete Jacques und wedelte mit der Zeitung, sodass der kleine Spatz davonflatterte, um sich ein paar Meter entfernt auf seinen nächsten Anflug vorzubereiten. Gaston stieg langsam die drei Treppenstufen hinunter auf die Straße und warf demVogel einige Brösel zu. 'Das Normale verschwindet. Der Hering wird teuer wie Kaviar, in der Straße der Ölsardinen schwimmen keine Fische mehr, der billige Kabeljau steigt zur seltenen Delikatesse auf. Und jetzt sterben auch noch die Spatzen aus. Und weißt du, warum?' Jacques schaute kurz auf und knurrte, statt eine Antwort zu geben. 'Die Reichen renovieren die immer teurer werdenden Häuser mit viel Geld und lassen alle Löcher zumauern. Deshalb finden die Spatzen keine Nistplätze mehr.Wirklich wahr! Und keine Krümel, weil die Leute so lumpig sind wie du.' Gaston lachte. 'Vor ein paar Jahren hätten hier noch zehn Spatzen rumgezwitschert und wären wirklich lästig gewesen. Aber jetzt?' 'Bring mir noch einen Café', sagte Jacques, der von der sentimentalenVogelstudie des Wirts genervt war. Er fühlte sich gestresst. Auch dieses Wochenende hatte er in seinem Büro im Palais de Justice gesessen und bis spätabends gearbeitet. Die letzten beiden Jahre hatte er, der Untersuchungsrichter Jacques Ricou, mithilfe von Kommissar Jean Mahons Truppe damit verbracht, einen Casinobesitzer zu überführen, der sich mit großzügigen Geldgeschenken politische Protektion gekauft hatte. Wie blöd sich doch manchmal würdevoll auftretende Politiker benehmen! Genauso blöd wie ehrbar erscheinende Gauner, die Leute in Ämtern bestechen. Der eine hält die Hand auf, der andere schiebt was rein. Wahrscheinlich kommen beide aus dem gleichen Milieu und haben das gleiche Ziel: es weit zu bringen. Die einen streben nach Geld, die anderen nach Macht. Es ist ein altes Spiel.Weil die an der Macht Genehmigungen erteilen, zum Beispiel zum Betrieb eines Spielcasinos, und so bestimmen, wer Geld scheffeln darf, können sie sich ihr Leben ein wenig vergolden lassen. So wird der Mächtige seit eh und je korrumpiert. Jetzt war die Untersuchung abgeschlossen, drei Politiker, der Casinobetreiber und vier seiner Handlanger saßen in Untersuchungshaft. Die Anklageschrift lag fast fertig in der linken Schublade seines Schreibtischs. Nach den Justizferien würde er sie noch einmal überarbeiten und dann an seine Chefin, Gerichtspräsidentin Marie Gastaud, weiterleiten, mit der Empfehlung, das Verfahren zu eröffnen. Alles Weitere wäre Sache der Strafkammer. Er ditschte die Spitze seines zweiten Croissants in den Café crème, beugte sich vor, damit nicht gleich ein brauner Tropfen auf sein Hemd kleckerte, biss ein Stück ab und wischte sich die buttrigen Krümel aus dem Mundwinkel. Er wusste, dass sein Gesicht bleich war, dass er an den Wangen und um die Taille ein wenig zugenommen hatte. Wann hatte er eigentlich zum letzten Mal Urlaub gemacht? Letztes Jahr, im September. Lebte er nur noch für die Arbeit? Ja, warum auch nicht! Paris, der Stress und Margaux. Daraus bestand sein Leben. In dem fühlte er sich wohl. Wer Fälle wie seine zu untersuchen hatte, dessen Uhr raste wie ein Rennwagen. Sein Mobilfone klingelte. Es steckte in der rechten Tasche seiner Jacke. Jacques hatte keine Lust nachzuschauen. Der Tag hatte noch nicht angefangen, da war er schon zweimal aufgeschreckt worden. Einmal hatte er sich darüber gefreut: 'Ganz

Schlagzeile

Ein Mörder mit vielen Gesichtern