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Schachmatt

Das große Jostein Gaarder Lesebuch

Erschienen am 26.08.2006
17,90 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783446207875
Sprache: Deutsch
Umfang: 383 S.
Format (T/L/B): 3.6 x 21.8 x 15 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Das ganze Universum Jostein Gaarders in einem Lesebuch: In einem faszinierenden Streifzug führt uns der Bestsellerautor von 'Sofies Welt', 'Das Orangenmädchen' und 'Das Kartengeheimnis' zu den grundlegenden Fragen der menschlichen Existenz: Wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Eine Einladung zu einer Reise an die Grenze unseres Wissens und nicht zuletzt eine Anstiftung zum Denken. Für Gaarder-Fans und alle, die es werden wollen.

Autorenportrait

Jostein Gaarder, 1952 in Norwegen geboren, studierte Philosophie, Theologie und Literaturwissenschaften. Er war lange Philosophielehrer und lebt heute als freier Schriftsteller in Oslo. Sein Roman Sofies Welt (1993) wurde in über 50 Sprachen übersetzt. Zuletzt erschienen von ihm Ein treuer Freund (Roman, 2017) und Genau richtig (2019). Im Herbst 2022 folgt die Graphic Novel Sofies Welt oder die Geschichte der Philosophie - Von den Anfängen (zusammen mit Vincent Zabus, Illustrationen: Nicoby).

Leseprobe

Unsere große Reise ins Heimatland der Philosophen begann in Arendal, einer alten Hafenstadt in Südnorwegen. Wir setzten auf der Bolero von Kristiansand nach Hirtshals über, und über die Fahrt durch Dänemark und Deutschland gibt es nicht viel zu erzählen. Abgesehen von Legoland und dem riesigen Hamburger Hafen sahen wir im Grunde nur Autobahnen und Bauernhöfe. Erst, als wir die Alpen erreichten, passierte wirklich etwas. Wir hatten eine Abmachung, mein Vater und ich. Ich durfte nicht sauer sein, wenn wir lange fahren mussten, ehe wir irgendwo zum Übernachten Halt machten, und er durfte im Auto nicht rauchen. Dafür beschlossen wir, viele Zigarettenpausen einzulegen. Diese Zigarettenpausen sind mir von der ganzen Fahrt in die Schweiz am besten in Erinnerung. Sie fingen immer damit an, dass mein Vater einen kleinen Vortrag über etwas hielt, was er sich unterm Fahren überlegt hatte, während ich auf dem Rücksitz Micky Maus las oder Patiencen legte. Meistens ging es um etwas, das mit Mama zu tun hatte. Wenn nicht, verbreitete er sich über irgendeins von seinen Lieblingsthemen. Seit er nach vielen Jahren auf See an Land gegangen war, interessierte er sich zum Beispiel für Roboter. Das wäre noch nichts Besonderes gewesen, aber bei ihm war damit lange nicht Schluss. Er war nämlich überzeugt, dass es der Wissenschaft eines Tages gelingen würde, künstliche Menschen herzustellen. Damit meinte er nicht solche bescheuerten Metallroboter, die mit roten und grünen Lämpchen leuchten und mit hohler Stimme reden. Nein, mein Vater glaubte, dass die Wissenschaft eines Tages richtige denkende Menschen, so wie uns, herstellen würde. Und das war noch nicht mal alles: Er hielt im Grunde alle Menschen jetzt schon für solche künstlichen Figuren. »Wir sind quicklebendige Puppen«, sagte er oft, und besonders gern, wenn er ein oder zwei Gläschen intus hatte. Als er in Legoland versonnen vor den vielen Legomenschen stand, fragte ich ihn, ob er an Mama denke, aber da schüttelte er nur den Kopf. »Stell dir vor, das alles würde plötzlich lebendig, Hans-Thomas«, sagte er. »Stell dir vor, all diese Figuren liefen plötzlich zwischen den Plastikhäuschen herum. Was würden wir dann machen?« »Du spinnst«, sagte ich bloß, denn ich war mir sicher, andere Väter, die mit ihren Kindern Legoland besuchten, redeten keinen solchen Stuss. Ich beschloss, ihn um ein Eis zu bitten. Ich wusste nämlich schon, dass ich ihn am besten dann um etwas bat, wenn er mit seinen verschrobenen Ideen anfing. Ich glaube, er hatte ein bisschen ein schlechtes Gewissen, weil er mir ständig mit solchen Themen kam, und wer ein schlechtes Gewissen hat, neigt bekanntlich zur Freigebigkeit. Gerade wollte ich den Mund aufmachen, da sagte er: »Im Grunde sind wir selber solche lebendigen Legofiguren.« Mein Eis war gesichert: Mein Vater kam endgültig ins Philosophieren. Wir wollten nach Athen, aber nicht um normale Sommerferien zu machen: In Athen - oder jedenfalls irgendwo in Griechenland - wollten wir Mama suchen. Es stand nicht fest, ob wir sie finden würden, und wenn, stand nicht fest, ob sie mit uns nach Norwegen zurückkommen würde. Aber wir mussten es versuchen, sagte mein Vater, denn weder er noch ich konnte den Gedanken ertragen, für den Rest unseres Lebens ohne Mama auskommen zu müssen. Mama war von Vater und mir weggegangen, als ich vier Jahre alt war. Deshalb nenne ich sie wohl immer noch »Mama«. Meinen Vater hatte ich nach und nach besser kennen gelernt, und eines Tages war es mir nicht mehr richtig vorgekommen, ihn »Papa« zu nennen. Mama wollte hinaus in die Welt, um sich selber zu finden. Mein Vater und ich sahen sogar ein, dass es für die Mutter eines vierjährigen Jungen allmählich Zeit wird, sich selber zu finden, und bestärkten sie in ihrem Vorhaben. Ich konnte nur nie begreifen, warum sie dazu fortgehen musste. Warum konnte sie das nicht zu Hause in Arendal in Ordnung bringen - oder sich wenigstens mit einem Ausflug nach Kristiansand begnügen? Ich rate allen, die sich selber f Leseprobe

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