Beschreibung
Frühstück bei Tiffany ist für ihre Bibliothek so unverzichtbar wie das kleine Schwarze für ihre Garderobe Die 18-jährige Holly Golightly lässt sich in New York vom Strom des leichten Lebens treiben. Mit charmanter Keckheit und überraschendem Einfallsreichtum schlägt sie sich zwischen Bohemiens, Playboys, Gin und Rosen durch und bleibt sich und ihrem Herzen treu. Und manchmal, wenn sie die unbestimmte Furcht vor dem Leben packt, dann hilft nur eins: schleunigst zum Juwelier Tiffany gehen!
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Leseprobe
Ich bin jemand, den es immer wieder zu den Orten hinzieht, wo er früher gewohnt hat, zu den Häusern und ihrer Umgehung. So steht in der Upper Eastside das Haus aus rotbraunem Sandstein mit meiner allerersten New Yorker Wohnung während der ersten Kriegsjahre. Sie bestand aus nichts weiter als einem Zimmer, vollgestopft mit Möbeln vom Dachboden, darunter ein Sofa und Polstersessel, bezogen mit jenem kratzigen roten Samt, der an heiße Tage in der Eisenbahn erinnert. Die Wände waren nur verputzt und hatten die Farbe von Kautabakspucke. Überall, sogar im Badezimmer, hingen uralte, braunfleckige Kupferstiche von römischen Ruinen. Das einzige Fenster blickte auf eine Feuertreppe. Trotzdem geriet ich jedes Mal in Hochstimmung, wenn ich den Wohnungsschlüssel in meiner Tasche spürte; bei all ihrer Düsternis war sie dennoch eine eigene Wohnung, meine erste, und meine Bücher waren da und Becher mit Bleistiften zum Anspitzen, alles, was ich brauchte, so fand ich, um der Schriftsteller zu werden, der ich sein wollte. Es kam mir zu jener Zeit nie in den Sinn, über Holly Golightly zu schreiben, und es fiele mir wahrscheinlich auch jetzt nicht ein, wenn nicht durch ein Gespräch mit Joe Bell die Erinnerungen an sie wieder lebendig geworden wären. Holly Golightly war damals eine Mieterin in dem alten Sandsteinhaus; ihre Wohnung lag direkt unter meiner. Und Joe Bell, der betrieb gleich um die Ecke in der Lexington Avenue eine Bar; was er immer noch tut. Holly und ich, wir gingen beide sechs, sieben Mal am Tag dorthin, nicht auf einen Drink, jedenfalls nicht immer, sondern um zu telefonieren: während des Krieges war es schwer, einen privaten Telefonanschluss zu ergattern. Außerdem war Joe Bell so nett, Nachrichten für uns entgegenzunehmen, was in Hollys Fall keine kleine Gefälligkeit war, denn sie bekam haufenweise welche. Natürlich ist das alles lange her, und bis vor einer Woche hatte ich Joe Bell seit Jahren nicht mehr gesehen. Hin und wieder sprachen wir uns, und wenn ich in der Gegend war, schaute ich in seiner Bar vorbei; aber eigentlich waren wir nie besonders gute Freunde, sondern beide nur Freunde von Holly Golightly. Joe Bell hat kein einfaches Naturell, das gibt er selber zu, er sagt, es liegt daran, dass er Junggeselle ist und zu viel Magensäure hat. Jeder, der ihn kennt, wird bestätigen, dass es nicht einfach ist, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Und unmöglich, wenn man nicht seine Steckenpferde teilt, zu denen Holly gehört. Andere sind: Eishockey, Weimaraner Jagdhunde, Our Gal Sunday (eine Familienserie, die er sich seit fünfzehn Jahren anhört) und Gilbert und Sullivan - er behauptet, mit dem einen oder dem anderen verwandt zu sein, ich weiß nicht mehr, mit welchem von beiden. Als am vorigen Dienstag spätnachmittags das Telefon klingelte und ich 'Hier ist Joe Bell' hörte, wusste ich deshalb, dass es sich um Holly drehen musste, auch wenn er sie nicht erwähnte, sondern nur sagte: 'Kannst du rasch mal hier vorbeischauen? Es ist wichtig', wobei sich seine Krächzstimme vor Aufregung überschlug. Bei strömendem Oktoberregen nahm ich mir ein Taxi, und während der Fahrt dachte ich sogar, sie könnte dort sein, ich würde Holly wiedersehen. Aber nur der Wirt war da, sonst niemand. In der Bar von Joe Bell geht es im Vergleich zu den meisten anderen Bars in der Lexington Avenue ziemlich ruhig zu. Sie brüstet sich weder mit Neonlicht noch mit einem Fernseher. Zwei alte Spiegel geben das Wetter draußen auf der Straße wieder; und hinter dem Tresen, in einer Nische, umringt von Photos aller Eishockeystars, steht immer eine große Vase mit frischen Blumen, die Joe Bell höchstselbst mit hausfraulicher Sorgfalt arrangiert. Was er übrigens gerade tat, als ich hereinkam. 'Selbstverständlich', sagte er und steckte eine Gladiole tief in die Vase, 'selbstverständlich hätte ich dich nicht hergelotst, wenn ich nicht gerne deine Meinung hören würde. Aber es ist merkwürdig. Etwas sehr Merkwürdiges ist passiert.' 'Du hast was von Holly gehör Leseprobe