Beschreibung
Die zwölf Jahre des Dritten Reiches zerfallen, stark vereinfacht, in die Jahre des Krieges und des Holocausts und die vorangegangenen Jahre eines außenpolitischen Friedens. Vermeintlichen Erfolgen wie dem Rückgang der Arbeitslosigkeit, erkauft durch eine verhängnisvolle Aufrüstung, einem erstarkten nationalen Selbstbewußtsein und der gigantischen Selbstdarstellung des Dritten Reiches während der Olympischen Spiele 1936 steht eine Bilanz des Terrors gegenüber. Mit der Machtergreifung 1933 setzte ein gnadenloser innerer Krieg gegen Regimegegner, Randgruppen und Juden ein. Das System der Konzentrationslager wurde aufgebaut, die Nürnberger Gesetze erlassen, und der Novemberpogrom 1938 war bereits ein Vorbote des Holocaust. Richard J. Evans setzt seine hochgelobte und mit Spannung erwartete Geschichte des Dritten Reiches mit den Jahren der 'Diktatur' fort. Die große Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit für dieses Thema wurde zuletzt anläßlich des 60. Jahrestages des Kriegsendes deutlich.
Autorenportrait
Richard J. Evans, geboren 1947, war Professor of Modern History von 1998 bis 2008 und Regius Professor of History von 2008 bis 2014 an der Cambridge University. Seine Publikationen zur deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts und zum Nationalsozialismus waren bahnbrechend. Zu seinen Auszeichnungen zählen der Wolfson Literary Award for History und die Medaille für Kunst und Wissenschaft der Hansestadt Hamburg. 2012 wurde Evans von Queen Elizabeth II. zum Ritter ernannt. Zuletzt sind von ihm erschienen 'Das europäische Jahrhundert. Ein Kontinent im Umbruch - 1815-1914' (DVA 2018), 'Das Dritte Reich uns seine Verschwörungstheorien' (DVA 2021) und 'Tod in Hamburg. Stadt, Gesellschaft und Politik in den Cholera-Jahren 1830-1910' (Pantheon 2022).
Leseprobe
Vorwort In diesem Buch wird die Geschichte des Dritten Reiches erzählt, des Regimes, das von Hitler und seinen Nationalsozialisten geschaffen wurde, von dem Zeitpunkt an, als es seine Machtübernahme im Sommer 1933 abgeschlossen hatte, bis zu dem Tag, an dem es Anfang September 1939 Europa in den Zweiten Weltkrieg stürzte. Ihm geht ein bereits früher erschienener Band voraus, Das Dritte Reich. Aufstieg, in dem die Anfänge des Nationalsozialismus geschildert, die Entwicklung seiner Ideen untersucht und sein Aufstieg zur Macht in den Jahren der glücklosen Weimarer Republik nachgezeichnet wurden. Ein dritter Band, Das Dritte Reich. Krieg, wird demnächst folgen und die Periode vom September 1939 bis zum Mai 1945 behandeln und dem Erbe des Nationalsozialismus in Europa und der Welt während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und bis in die Gegenwart nachgehen. Der allgemeine Ansatz aller drei Bände wurde im Vorwort zum ersten Band dargelegt und braucht hier nicht ausführlich wiederholt zu werden. Diejenigen, die dieses Buch bereits gelesen haben, können sofort zum Anfang des ersten Kapitels des vorliegenden Bandes übergehen; doch mag es dem einen oder anderen Leser wünschenswert erscheinen, daß ihm die zentralen Argumente dieses früheren Bandes in Erinnerung gerufen werden, und jene, die ihn noch nicht gelesen haben, können sich dem Prolog zuwenden, der die Hauptlinien der Ereignisse bis Ende Juni 1933 rekapituliert, mit denen die Geschichte auf den folgenden Seiten beginnt. Der in dem vorliegenden Buch gewählte Ansatz ist zwangsläufig thematisch, doch in jedem einzelnen Kapitel habe ich mich wie im ersten Band bemüht, Erzählung, Beschreibung und Analyse miteinander zu verbinden und die sich im Lauf der Zeit ständig ändernde Lage zu verfolgen. Das Dritte Reich war keine statische oder monolithische Diktatur; es war dynamisch und überaus beweglich, von Anfang an besessen von grenzenlosen Haßgefühlen und Ambitionen. Alles andere beherrschend war jedoch der Wille zu einem Krieg, in dem Hitler und die Nationalsozialisten das Mittel zu einer rassischen Neuordnung Mittel- und Osteuropas durch die Deutschen sahen und zu einem Wiedererstarken Deutschlands als die vorherrschende Macht auf dem europäischen Kontinent und überhaupt der ganzen Welt. In jedem der folgenden Kapitel, in denen es um Überwachung und Unterdrückung, Kultur und Propaganda, Religion und Bildung, die Wirtschaft, Gesellschaft und das Alltagsleben, Rassenpolitik, Antisemitismus und Außenpolitik geht, zeigt sich der überragende Imperativ, Deutschland und seine Bevölkerung auf einen großen Krieg vorzubereiten, deutlich als der rote Faden. Doch dieser Imperativ war weder als solcher rational, noch wurde er in einer kohärenten Weise verfolgt. In einem Bereich nach dem anderen begegnen uns die Widersprüche und immanenten Irrationalitäten des Regimes; der blindwütige Drang der Nationalsozialisten zu einem Krieg enthielt bereits den Keim der schließlichen Vernichtung des Dritten Reiches. Auf welche Weise und warum es so kam, ist eine der Hauptfragen, die dieses Buch durchziehen und seine einzelnen Teile miteinander verbinden. Weitere Fragen betreffen das Ausmaß, in dem das Regime die Bevölkerung für sich gewinnen konnte; die Art und Weise, wie es funktionierte; das Ausmaß, in dem Hitler persönlich und nicht allgemeinere systematische Faktoren, die der Struktur des Dritten Reiches insgesamt eigentümlich waren, die treibende Kraft hinter den politischen Programmen war; die Möglichkeiten einer Opposition, des Widerstands, der Kritik oder gar eines Dissidententums unter einer Diktatur, die von allen ihren Bürgern eine totale Ergebenheit forderte; die Natur der Beziehung zwischen dem Dritten Reich und der Moderne; die Aspekte, unter denen seine Politik in verschiedenen Bereichen in den dreißiger Jahren Ähnlichkeiten oder Unterschiede gegenüber der Politik in anderen Ländern Europas und der übrigen Welt aufwiesen, und noch manches andere. Der innere Zusammenhang der einzelnen Ka Leseprobe
Schlagzeile
Der mit Spannung erwartete zweite Teil der großen Gesamtdarstellung des Dritten Reiches