Beschreibung
Navid Kermani lässt uns am ganzen Hölderlin teilnehmen, nicht nur am großen Lyriker, sondern auch am Romanautor, Dramatiker, Philosophen, Übersetzer und Autor bewegender Briefe. Es sind nicht immer die bekannten, aber es sind entscheidende Texte, die in dieser so umsichtigen wie entschlossenen Auswahl versammelt sind. Friedrich Hölderlin entzieht sich allen Kategorisierungen, erst recht seit sein Werk durch die kritischen Ausgaben aus dem handschriftlichen Nachlass von gefälligen Glättungen befreit wurde. Navid Kermani, dessen Name seit seinen fulminanten Frankfurter Poetikvorlesungen von 2011 mit Hölderlin verbunden wird, legt hier erstmals eine Auswahl auf der Höhe der modernen Editionen vor, die über die berühmten Gedichte hinausgeht und den Dichter, Roman- und Dramenautor, Literaturtheoretiker, Briefeschreiber, Liebhaber, Propheten, Mystiker und Wahnsinnigen in der ganzen Breite seines Schaffens erschließt. Berühmte Gedichte Hölderlins stehen so neben unbekannteren, aber nicht weniger grandiosen Texten, die fremdartig und zugleich unmittelbar zu uns sprechen. Ganz in den Nöten der irdischen Existenz befangen, schuf Friedrich Hölderlin in kaum mehr als zehn Jahren, zwischen 1795 und 1806, das eine Werk in deutscher Sprache, das in einer Reihe mit den großen Offenbarungen der Welt steht.
Autorenportrait
Navid Kermani lebt als freier Schriftsteller in Köln. Für seine Romane, Reportagen und wissenschaftlichen Werke erhielt er unter anderem den Joseph-Breitbach-Preis, den Kleist-Preis sowie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Seine Sachbücher erscheinen bei C.H.Beck. Seine Frankfurter Poetikvorlesungen erschienen 2012 im Carl Hanser Verlag: !Über den Zufall. Jean Paul, Hölderlin und der Roman, den ich schreibe!. Friedrich Hölderlin, geboren am 20. März 1770 in Lauffen am Neckar, studierte Theologie in Tübingen, wo er mit Hegel und Schelling befreundet war, hörte in Jena Vorlesungen bei Fichte, lernte Schiller, Goethe und Novalis kennen und begegnete als Hauslehrer seiner großen Liebe Susette Gontard. Seit 1806 galt er als wahnsinnig und verbrachte die zweite Hälfte seines Lebens in einer Tübinger Turmstube, wo er weiter dichtete und am 7. Juni 1843 starb.