Beschreibung
Ein Eroticon als kulturhistorisches Zeugnis Jack Saul gehört zu den "Mary Anns" rund um den Leicester Square in London. Jederzeit bereit zu einem Spaß mit einem großzügigen Gentleman, treibt er es durchaus auch mit Frauen, sei es eine Magd oder eine von den unechten Damen. Und da er nicht nur von eigenen Erlebnissen erzählt, sondern auch "Kollegen" zu Wort kommen lässt, entrollt sich ein weitgespannter Bilderbogen sexueller Initiation und subkulturellen Lebens, der von Erfahrungen in der Schule über erste Kontakte zum anderen Geschlecht bis hin zu Soldatenprostitution und pompösen Urningsbällen mit jungen und jüngsten Burschen sowie festlich gekleideten Pseudo-Damen reicht. An dem erotischen Reigen sind auch historisch fassbare Personen beteiligt, etwa das durch Garderobe und Auftreten berühmte Paar Ernest Boulton und Frederick William Park ("Stella und Fanny"), die 1870 zwar angeklagt, aber, anders als Oscar Wilde ein Vierteljahrhundert später, nicht verurteilt wurden. Und ein Jack Saul war 1889 in einen Skandal verwickelt, bei dem es um den Nebenerwerb königlicher Telegrammboten in einem Bordell in der Cleveland Street ging. Das Nachwort des Übersetzers und Herausgebers Wolfram Setz zeigt auf, wie kunstvoll "Die Sünde von Sodom" erotische Fiktion, zeitgeschichtliche Fakten und Persönlichkeiten und literarische Verweise miteinander verschränkt und durchmischt: Erlebnisse realer Figuren werden phantasievoll ausgeschmückt und Anleihen bei erotischen Klassikern jener Zeit mehr oder weniger offensichtlich in den Text eingebaut. Diese Kombination von erotischer Lust und Lust am spielerisch komponierten Text macht "Die Sünde von Sodom" zu einem einzigartigen kulturhistorischen Zeugnis. Die vorliegende Ausgabe ist die erste deutsche Übersetzung des 1881 in London erschienenen Privatdrucks "The Sins of the Cities of the Plain" (Städte der Ebene = Sodom und Gomorrha), den auch Oscar Wilde mit Vergnügen gelesen hat. Wir präsentieren einen Nachdruck der erstmals 1995 im Verlag rosa Winkel erschienenen Ausgabe. "Das Buch basiert auf Tatsachen und vermittelt ein getreuliches Bild einer recht düsteren Seite des Londoner Lebens." (H. Montgomery Hyde)
Schlagzeile
Ein Eroticon als kulturhistorisches Zeugnis