Beschreibung
Welche Folgen hat das veränderte Mediennutzungs- und Informationsverhalten? Wie stark spielen Fakten eine Rolle bei der Meinungsbildung? Was bedeutet es, wenn redaktionelle Medien generell dem Establishment zugerechnet werden? Welche Rolle spielt die Wissenschaft in postfaktischen Zeiten? Wo endet Bürgernähe und wo beginnt Populismus und wann ist er postfaktisch? Das Ergebnis der Bundestagswahl 2017 wurde von vielen diskutiert, denn für die nächsten vier Jahre wird die Bundespolitik auch von einer Gruppierung geprägt, die in einigen Sachthemen wie der Klimapolitik Positionen bezieht, die wenig mit der Faktenbasis zu tun haben. Dabei kommt der relative Wahlerfolg der AfD nicht wirklich überraschend und die postfaktische Haltung der Parteiakteure und der Wählerschaft sind keineswegs ein Phänomen, das nur auf diese Gruppierung begrenzt ist. Bei einigen Sachthemen scheinen die Fakten gegenüber Emotionen und der gefühlten Wahrheit mehr und mehr ins Hintertreffen zu geraten. Auch die Informationswege haben sich verändert und die Möglichkeit, Fehlinformationen in Echtzeit zu verbreiten, erschwert nicht nur Polizeieinsätze, sondern birgt auch die Gefahr der politischen Fehlinformation. Die einen sehen in klassischen redaktionellen Medien die "Lügenpresse" der etablierten Parteien und des Establishments, während andere wiederum die "Fake News" in sozialen Medien als Problem für eine tatsachenorientierte Sachdiskussion identifizieren. Allein die Schwierigkeiten bei der Diskussion und Vorbereitung eines Gesetzes, dass die willentliche Verbreitung von Falschinformationen unterbinden soll, zeigen, dass es nicht einfach ist, zwischen freier Meinungsäußerung als Grundprinzip freier, demokratischer Gesellschaften und gezielter Desinformation zu differenzieren. Meinungsbildung und die Suche nach der Wahrheit bei einzelnen Sachverhalten waren schon immer ein komplexer Prozess, der durch die Resonanzräume und Echokammern von sozialen Medien und Communities und gezielte, teilweise verdeckte Kampagnen nicht übersichtlicher geworden ist. Diese Veränderungen bilden die Kulisse für eine neue Form von postfaktischem Populismus. Dieses Buch beschreibt, wie sich der politische Kommunikations-, Informations- und Meinungsbildungsprozess verändert hat. Es zeigt die Zusammenhänge auf und analysiert die Herausforderungen und Perspektiven für Verwaltung, Politik, Medien und die Gesellschaft für eine funktionsfähige Willensbildung in der repräsentativen Demokratie.
Autorenportrait
Prof. Dr. Thomas Breyer-Mayländer ist Professor für Medienmanagement und Prorektor für Marketing und Organisationsentwicklung an der Hochschule Offenburg. Er beendete sein erstes Studium Verlagswirtschaft Verlagsherstellung an der Hochschule der Medien mit einem Abschluss als Diplom-Wirtschaftsingenieur (FH) mit einer Diplomarbeit über Rahmenbedingungen für Zeitungsverlage in der Tschechischen Republik. Sein zweites Studium der Informationswissenschaft an der Universität Konstanz schloss er als Diplom-Informationswissenschaftler mit einer Arbeit bei dem Informationsethiker Rainer Kuhlen über die Rolle von Zeitungen und Verlage in der digitalen Medienwelt ab. Seine nebenberufliche Promotion erfolgte am Institut für Journalistik der Universität Dortmund. Nach mehr als fünfjähriger Tätigkeit außerhalb des Hochschulbereichs, u.a. beim Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger und einer Geschäftsführertätigkeit in der Zeitungsbranche, erfolgte mit 30 Jahren die Berufung als Professor für Medienmanagement. Thomas Breyer-Mayländer hat neben seiner Hochschultätigkeit eine Reihe weiterer Funktionen wie z. B.: Leiter des Steinbeis-Beratungszentrums "Leadership in Science and Education", Stadtrat und Fraktionsvorsitzender, Mitglied im Kuratorium der Stiftervereinigung der Presse e.V. Autor zahlreicher Fachbücher zum Thema Kommunikation und Management. Seine Lehr und Arbeitsgebiete sind u. a.: Öffentlichkeitsarbeit, Krisenkommunikation und Krisenmanagement sowie Competitive Intelligence.