Beschreibung
Der Begriff und das Verständnis von Entwicklung sind seit Beginn der Entwicklungspolitik in der zweiten Hälfte des 20. Js. umstritten. Dies gilt schon deswegen, weil es sich nicht nur um einen beschreibenden, sondern auch um einen wertenden Begriff handelt. Die Rede von Entwicklung legt nahe, dass es unterentwickelte Länder gibt, denenes gelingen soll, einen Entwicklungsprozess nachzuholen oder selbstständig zu vollziehen. Damit sind zwangsläufig normative Annahmen darüber verbunden, welche Zustände in einer Gesellschaft überwunden werden und wohin gesellschaftliche Veränderungen führen sollen. Zwar wurde der ursprünglich stark ökonomisch geprägte Entwicklungsbegriff im Laufe der Zeit um soziale, kulturelle, politische und ökologische Dimensionen erweitert. Doch sind das Primat der Wirtschaft und das Leitbild des Globalen Nordens nach wie vor wirkkräftig.Welche Rolle spiel(t)en Menschenrechte in der Entwicklungspolitik? Inwieweit haben Menschenrechte ihre historische Verengung auf weiße, wohlhabende, europäische Männer völlig überwunden und blinde Flecken in Bezug auf Gender, Klasse, Rassifizierung und Behinderungen umfänglich aufgedeckt? Welche Bedeutung kommt neben denbürgerlichen und politischen mittlerweile den wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechten zu und welche den Rechten auf Entwicklung und eine gesunde Umwelt? Und inwieweit spiegelt sich dies auch in der Politik allgemein und in der Entwicklungspolitik im Besonderen wider? Die Beiträge der Zeitschrift greifen ausgewählte Aspekte heraus, die im engeren oder weiteren Sinne den Zusammenhang zwischen Menschenrechten und Entwicklung betreffen.Außerhalb des thematischen Schwerpunktbereichs ist in der Rubrik Aus aller Welt ein wahres Fundstück abgedruckt: ein Hintergrundpapier von Kimberlé Williams Crenshaw, das sie für das UN Expert Group Meeting Gender and Racial Discrimination im November 2000 in Zagreb, Kroatien, erstellte. Eigens für die zfmr hat Eva Kalny das Paper ausgegraben und, leicht gekürzt, erstmalig ins Deutsche übersetzt. Es ist ein Meilenstein in der Debatte um Intersektionalität, also des Zusammenwirkens verschiedener Achsen der Unterdrückung, hier konkretisiert anhand rassifizierter Frauen.
Autorenportrait
Serge Biggoerverfasst seine Dissertation im Bereich Wirtschaft und Menschenrechte und ist Forschungsassistent am Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Völker- und Europarecht von Prof. Dr. Christine Kaufmann am Institut für Völkerrecht der Universität Zürich.Hannah Birkenkötterist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Öffentliches Recht, insb. Verfassungsrecht, und Rechtsphilosophie der Humboldt-Universität zu Berlin sowie Post-Doctoral Global Emile Noël Fellow an der New York University School of Law.Martin Bruderleitet die Evaluierungsabteilung III (Zivilgesellschaft, Menschenrechte) des Deutschen Evaluierungsinstituts der Entwicklungszusammenarbeit (DEval). Er promovierte in Sozialpsychologie an der Universität Cambridge.Susanne Cossartist Juristin und Exekutivdirektor der in Paris ansässigen Organisation Sherpa. Sie studierte an der Paris Sorbonne University, Sciences Po Paris, College of Europe (LLM), Inalco (Russland) und der London School of Economics.Kimberlé Williams Crenshawist Rechtsprofessorin an der UCLA School of Law und der Columbia Law School, Gründerin des Columbia Law Schools Center for Intersectionality and Social Policy Studies (CISPS) und des African American Policy Forum (AAPF) sowie Honorary President des Center for Intersectional Justice. Sie prägte 1989 den Begriff der Intersektionalität.Laura Duarte Reyesist kolumbianische Anwältin und Legal Advisor im European Center for Constitutional and Human Rights/ Bereich Wirtschaft und Menschenrechte.Annika Engelbertpromovierte am Institut für Entwicklungsforschung und Entwicklungspolitik (IEE) der Ruhr-Universität Bochum und ist Internationale Netzwerkmanagerin an der Universität. Sie berät das DEval im Rahmen der Evaluierung des BMZ-Menschenrechtskonzepts.Anuscheh Farahatist Professorin für Öffentliches Recht, Migrationsrecht und Menschenrechte an der FAU Erlangen-Nürnberg. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich schwerpunktmäßig mit menschenrechtlichen Fragen des Migrationsrechts, der Realisierung sozialer Rechte und der Umstrittenheit von Grund- und Menschenrechten.Sarah Glaabist Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Zivil- und Wirtschaftsrecht, Lehrstuhl Prof. Dr. Wellenhofer, Goethe-Universität Frankfurt/M.Adrian Haßlerist Beigeordneter Sachverständiger im Capacity Building Programme in der Human Rights Council and Treaty Mechanisms Division des OHCHR und unterstützt dort die Entwicklung digitaler Informationssysteme für Menschenrechte und nachhaltige Entwicklung.Borbála Juhászist eine feministische Aktivistin und Expertin für Geschlechterpolitik in der ungarischen Frauenlobby (EWL) in Budapest.Eva Kalnyist Professorin für Soziologie an der Hochschule Esslingen und Kulturanthropologin (mit Schwerpunkt Guatemala). Sie befasst sich auf wissenschaftlicher und praktischer Ebene mit unterschiedlichen Aspekten von Menschenrechten und sozialer Ungleichheit.Markus Kaltenbornist Professor für Öffentliches Recht an der Juristischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum und Direktor des Instituts für Entwicklungsforschung und Entwicklungspolitik (IEE) der Ruhr-Universität Bochum. Er berät das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) im Rahmen der Evaluierung des BMZMenschenrechtskonzepts.Michael Krennerichist Professor für Politische Wissenschaft am Lehrstuhl für Menschenrechte und Menschenrechtspolitik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Er ist leitender Herausgeber der zfmr und Vorsitzender des Nürnberger Menschenrechtszentrums e. V. (NMRZ).Georg Lohmannist em. Professor für Praktische Philosophie an der Otto-von-Guercke Universität Magdeburg und lebt in Berlin. Seit seiner Emeritierung 2013 forscht er weiterhin vor allem zur Philosophie der Menschenrechte und im Bereich der Moralphilosophie.Christina Meineckeist seit 20 Jahren im UN-Hochkommissariat für Menschenrechte (OHCHR) tätig und war bis Ende 2020 Koordinatorin des Capacity Building Programme in der Human Rights Council and Treaty Mechanisms Division. Derzeit ist sie Senior Human Rights Adviser to the United Nations Resident and Humanitarian Coordinator in Jordan.Henning Melberwar Direktor der Namibian Economic Policy Research Unit (NEPRU) in Windhoek (1992-2000), Forschungsdirektor des Nordic Africa Institute (2000-2006) und Direktor der Dag Hammarskjöld Stiftung (2006-2012) und ist seither Berater, Forscher und außerordentlicher Professor an verschiedenen Institutionen und Universitäten in Europa und Südafrika.Andrea Petist Professorin am Department for Gender Studies der Central European University in Wien, Forschungsmitglied des CEU Democracy Institute in Budapest sowie Doktor der Wissenschaften der Ungarischen Akademie der Wissenschaften.Jan Tobias Polakist als Senior Evaluator für das DEval tätig. Als Teamleiter der Evaluierungsabteilung III (Zivilgesellschaft, Menschenrechte) ist er für die derzeitige Evaluierung des BMZMenschenrechtskonzepts verantwortlich. Er ist Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler und promovierte an der Universität Wien.Christian Schliemann-Radbruchist Senior Legal Advisor im European Center for Constitutional and Human Rights/ Bereich Wirtschaft und Menschenrechte.Judith Schönsteinerist Assoziierte Professorin an der Jurafakultät der Universidad Diego Portales, Chile. Nach dem Politikwissenschaftsstudium an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (M.A.) erfolgten Promotion und LL.M. an der University of Essex. Sie forscht zu Menschenrechten und Unternehmen.Res Schuerch,promovierter Jurist, ist Geschäftsführer des Kompetenzzentrums Menschenrechte der Universität Zürich und in dieser Funktion auch wissenschaftlicher Mitarbeiter für den Themenbereich Menschenrechte und Wirtschaft des Schweizerischen Kompetenzzentrum für Menschenrechte (SKMR).Mathilde Silvestrearbeitete als Legal Trainee bei der in Paris ansässigen Organisation Sherpa. Sie studierte Rechtswissenschaften in Frankreich (Paris II), Europarecht (LLM) an der Humboldt Universität in Berlin sowie Transnational Law (LLM) im Kings College London.Lea Smidtist Fachevaluatorin der Evaluierungsabteilung III (Zivilgesellschaft, Menschenrechte) des Deutschen Evaluierungsinstituts der Entwicklungszusammenarbeit (DEval). Sie absolvierte ein Masterstudium der Politikwissenschaften an den Universitäten zu Köln und Maastricht.Lucia Stehlingist Studierende der Politikwissenschaft und der Erziehungswissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt/M.Lena Taubearbeitet als Evaluatorin in Evaluierungsabteilung III (Zivilgesellschaft, Menschenrechte) des DEval. Nach dem Masterstudium der Soziologie und empirischen Sozialforschung in Köln arbeitete sie am Centrum für Evaluation (CEval) an der Universität des Saarlandes.
Inhalt
Editorial: Zwei Welten, die zusammengehören!Menschenrechte und EntwicklungHenning Melber:Deutsche Kolonialgeschichte als Gegenwart: Land und Entwicklung in NamibiaHannah Birkenkötter:Zum Verhältnis der 2030 Agenda für Nachhaltige Entwicklung und der internationalen MenschenrechteJan Tobias Polak, Markus Kaltenborn, Annika Engelbert, Lea Smidt, Lena Taube und Martin Bruder:Menschenrechte in der Praxis der deutschen Entwicklungspolitik: Empirische Befunde und theoretische EinordnungJudith Schönsteiner:The Chilean Economic Constitution and Human RightsSandra Cossart and Mathilde Silvestre:Four Years Later the Impact and Potential of the French Law on the Duty of VigilanceRes Schuerch und Serge Biggoer:Neue menschenrechtliche Pflichten für Schweizer Unternehmen trotz Ablehnung der KonzernverantwortungsinitiativeChristian Schliemann-Radbruch und Laura Duarte Reyes:Transgenes Saatgut und Glyphosat in Lateinamerika: Wie weit reicht Bayers Verantwortung?Aus aller WeltKimberlé Williams Crenshaw:Das Konzept der Intersektionalität und seine Bedeutung für die MenschenrechteAußer der ReiheBorbála Juhász and Andrea Pet:Kulturkampf in Hungary about reproductive rights: actors and agendaGeorg Lohmann:Eine konfuzianische Verabschiedung der Menschenrechte?ForumAnuscheh Farahat:Soziales Eigentum: Ein Plädoyer für die Rückgewinnung des GemeinwohlsMichael Krennerich:Kein neoliberales Projekt. Ein Plädoyer für die MenschenrechteProfileChristina Meinecke und Adrian Haßler:Der Universal Human Rights Index als Wegweiser für die SDGsLucia Stehling und Sarah Glaab:Die Menschenrechtssituation von Menschen mit Behinderung in Zeiten der Corona-Pandemie zwei ErfahrungsberichteBuchbesprechungen
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