Beschreibung
Aufregende Abenteuer und knifflige Kriminalfälle aus dem alten Rom Wir schreiben das Jahr 79 nach Christus. Die Freunde Flavia, Jonathan, Nubia und Lupus sind unzertrennlich. Zusammen lösen sie mysteriöse Kriminalfälle und erleben aufregende Abenteurer. Die Segelsaison hat wieder begonnen, aber böse Omen lassen Kapitän Geminus die Abreise hinauszögern. Lupus drängt jedoch zum Aufbruch: er hofft, in seiner griechischen Heimat seine Mutter wiederzusehen. Als er und seine Freunde hören, dass erneut freigeborene Kinder entführt werden, setzen sie trotz der schlechten Vorzeichen Segel. Doch die Reise birgt viele Gefahren: irgendjemand - oder irgendetwas - scheint gegen sie zu sein. Auf Rhodos treffen die Freunde auf einen mächtigen Sklavenhändler, der »Koloss« genannt wird. Offensichtlich steckt er hinter den Entführungen. Flavia, Nubia und Jonathan geraten in eine tödliche Falle - und Lupus steht vor einer schrecklichen Entscheidung: Soll er seine Freunde retten oder seine Mutter, die im Begriff ist, ihr Leben einer Göttin zu weihen? Lupus beschließt, das Leben seiner Freunde zu retten. Er alarmiert Kapitän Geminus und die Behörden, die Kinder werden befreit. Lupus´ Mutter wird Priesterin im Diana-Tempel, doch Lupus verspricht ihr, sie einmal im Jahr zu besuchen. Glücklich treten die vier Freunde die Rückreise nach Ostia an . Spannende Einblicke in das Alltagsleben der Antike Mit ausführlichem Glossar und Landkarte Exakt recherchierte historische Hintergrundinformationen
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Leseprobe
Lupus starrte verblüfft auf den kleinen Bronzeanhänger, der an einer Leinenschnur hing. Er hatte die Form eines Körperteils. Eines männlichen Körperteils. Eines höchst intimen männlichen Körperteils. Lupus warf seinen drei Freunden, die neben ihm am Ufer von Ostia in der Morgensonne standen, einen kurzen Blick zu. Auch sie hatten soeben ähnliche Anhänger geschenkt bekommen. Flavia Gemina, die Tochter eines angesehenen römischen Seekapitäns, hatte sich ihr Amulett bereits umgehängt. Ihre frühere Sklavin Nubia - ein dunkelhäutiges Mädchen mit goldfarbenen Augen - hielt ihr Amulett verschämt mit beiden Händen zu und kicherte. Und Jonathan ben Mordecai spielte den Schockierten und starrte sein Amulett mit offenem Mund an. Als Lupus seinen Gesichtsausdruck sah, brach er in schallendes Gelächter aus. "Hört jetzt auf damit!", fauchte Flavia sie an und betastete ihr hellbraunes Haar, um sicherzugehen, dass es sich nicht gelöst hatte. "Alma ist sonst gekränkt. Ihr wisst sehr gut, dass diese Anhänger nicht unanständig sind. Und auch nicht komisch. Das sind sehr wirksame Glücksbringer." Flavias Haussklavin Alma verschränkte ihre stämmigen Arme und nickte. "Richtig. Diese Amulette wenden den bösen Blick ab." "Danke, Alma", sagte Flavia. "Es war eine gute Idee von dir, uns diese Amulette zu schenken." Sie warf den anderen einen viel sagenden Blick zu. "Äh. ja. Danke, Alma." Jonathan ließ die Schnur mit dem Amulett über seinen Kopf gleiten. Sein Asthmakräutersäckchen hing daneben. Er grinste. "Ich bin sicher, die werden uns gut beschützen." "Danke, Alma." Nubia musste immer noch kichern. "Mein Amulett hat kleine Flügel", sagte sie zu ihren Freunden. Alma nickte und strahlte übers ganze Gesicht. "Mit Flügeln bringen sie besonders viel Glück. Ebenso mit Glöckchen." Lupus grinste und bimmelte mit seinem Amulett. Seines war offenbar das beste, denn es hatte sowohl Flügel als auch Glöckchen. "Die sind apotropäisch", erklärte der Hauslehrer der Kinder und hängte sich seine Ledertasche über die Schulter. Aristo war ein gut aussehender junger Grieche mit traurigen Augen und lockigem bronzefarbenen Haar. "Apo wie?", fragte Nubia. Sie war erst ein knappes Jahr in Italien und konnte noch nicht fließend Latein. Aristo lächelte sie an. "Apotropäisch ist ein griechisches Wort", erklärte er. "Es bedeutet >Unheil abwehrend<." Alma nickte. "Genau. Sie sind tapo. pota. was er eben gesagt hat. Wenn ich an all die Gefahren denke, denen ihr in letzter Zeit ausgesetzt wart - wilde Hunde, Vulkanausbrüche, Piraten, Auftragsmörder, Seuche, Feuer, wilde Tiere und was weiß ich nicht noch alles -, nun, da dachte ich mir, ihr braucht unbedingt etwas, was euch beschützt." Alma spuckte aus und machte das Zeichen gegen das Böse. "Und schließlich ist eine Seereise noch viel gefährlicher als alles, was ihr bisher erlebt habt." "Jonathan! Was höre ich, Reise gefährlich? Musst du mitfahren?" Lupus und die anderen wandten sich um. Es war Jonathans Mutter Susannah, die sich einen Weg durch die Säcke und Taschen bahnte, die an der Anlegestelle standen. Als sie Jonathan erreicht hatte, zog sie den blauen Schleier von ihrem hübschen Gesicht zurück, und Lupus sah, dass ihre Augen rot und geschwollen waren. "Mutter!", zischte Jonathan. "Ich habe mich doch zu Hause schon von dir und Vater verabschiedet. Ich hab dir doch gesagt, du brauchst nicht zum Hafen zu kommen." "Dein Vater sagt, ich soll Medizin bringen, für Notfall." Jonathans Mutter reichte ihm eine Schultertasche aus Leinen. Dann zog sie ein Taschentuch unter dem langen Ärmel ihrer hellblauen Tunika hervor. Sie murmelte etwas auf Hebräisch, spuckte auf das Taschentuch und rieb ihm damit übers Kinn. "Aua!" Jonathan zuckte zurück. "Das ist kein Fleck!", sagte er auf Lateinisch. "Das ist eine Narbe von einer Schnittwunde. Die tut immer noch weh wie Hades!" "Jonathan, du nicht fluchen und mich anschreien!" Susannahs schöne Augen füllten sich mit Tränen. "Entschuldige, Mutter." Jonathan seufzte. "Ab Leseprobe